Mein Leben für dich
Himmels willen soll das?
Da höre ich plötzlich seine Stimme. »Sie wollten mich sprechen, Herr Falkenstein?« Wenn man vom Teufel spricht, denke ich. Offensichtlich hat mein Vater meinen Bodyguard ebenfalls herzitiert. Als Simon sich neben mich stellt, umhüllt mich sofort wieder der bekannte Duft von Duschgel auf warmer Haut und lässt automatisch das Bild seines nackten Oberkörpers vor mir erscheinen. Ich versuche, es wegzublinzeln, und atme vorsichtshalber ganz flach, um nicht noch eine erhöhte Duft-Dosis abzubekommen. In dem Zeug, das er benutzt, muss irgendeine gemeine Formel sein, die weibliche Gehirnzellen mit Wahnsinn versorgt.
»Ja, also …« Mein Vater räuspert sich nervös. »Am besten, ich komme gleich zur Sache.« Er klopft mit dem Fingerknöchel auf die Seite mit den beiden Fotos. »Ich freue mich natürlich, dass ihr beiden euch gut versteht und ein gewisses Vertrauen zwischen euch herrscht. Das ist wichtig, wenn man so viel Zeit miteinander verbringt, aber … Mia, Simon Winter ist dein Bodyguard. Er wird dafür bezahlt, dass er auf dich achtgibt. Ich kann nur hoffen, dass dich Viola Mertens falsch interpretiert hat, obwohl ich sie und ihre scharfe Bobachtungsgabe sehr schätze.«
Ich sehe aus den Augenwinkeln Simons fragenden Blick in meine Richtung und schüttle den Kopf. Ich habe genauso wenig Ahnung wie er, worauf mein Vater hinauswill.
»Äh … Was soll ich mir wobei denken?«, frage ich vorsichtig nach, weil ich mal stark annehme, dass mein Interview irgendetwas mit seiner rätselhaften Andeutung zu tun hat. »Was steht denn da?«
»Nun, dass du in all deinen Äußerungen der Reporterin gegenüber den Anschein erweckt hast, dass du insgeheim in deinen Bodyguard … tja, also … verliebt bist.«
»Was?« Simon und ich schreien gleichzeitig auf. Nach Luft schnappend reiße ich meinem Vater die Zeitung aus der Hand. Meine Augen fliegen über die Zeilen unter den Fotos. »Das … das habe ich nie im Leben gesagt!«, versuche ich mich zu verteidigen, allerdings trägt meine flatternde Stimme nicht unbedingt dazu bei, dass ich sonderlich glaubhaft klinge. »Das heißt, also … nicht so . Ich wollte auf etwas ganz anderes hinaus und …« Mir fehlen schlicht und ergreifend die Worte und ich komme mir vollkommen bloßgestellt vor. Da steht allen Ernstes, ich hätte in jedem Satz mindestens einmal den Namen meines Bodyguards erwähnt und es wäre angesichts des Leuchtens in meinen Augen nicht zu übersehen gewesen, dass er mein eigentlicher Traumtyp ist, auch wenn ich nebenbei ein-, zweimal den Namen eines anderen habe einfließen lassen. Kein Wunder , steht darunter. Mia Falkenstein und ihr Bodyguard verbringen schließlich so gut wie jede freie Minute miteinander und sehen einfach toll zusammen aus. Schade, dass Simon Winter ein solcher Gentleman ist, der seinen Job offensichtlich sehr ernst nimmt. Ansonsten könnte sich Hamburg vielleicht mit einem neuen Traumpaar schmücken. Aus meiner Sicht: Lasst uns abwarten … der Sommer ist heiß und bringt vielleicht noch so manche Überraschung mit sich.
»Also echt, das ist der totale Quatsch, wirklich. Die Frau hat sich das alles selbst zusammengedichtet. Aus meiner Sicht … Ich meine, das sagt doch schon alles, oder!« Ich könnte heulen, so hilflos fühle ich mich.
»Darf ich mal?« Simon nimmt mir die Zeitung aus der Hand, dabei berühren sich unsere Finger kurz und ein seltsames Kribbeln schießt von meinen Fingerspitzen durch meinen Arm und meinen ganzen Körper hindurch. Wahrscheinlich, weil es mir schrecklich, schrecklich peinlich ist, was er jetzt zu lesen kriegt, und meine Nerven mehr oder weniger blank liegen. Ich kenne meinen Aufpasser, er wird den Artikel als gefundenes Fressen sehen, um mich zu ärgern und mich bis in alle Ewigkeit damit aufziehen, denke ich voller Panik. Oder, was noch viel schlimmer wäre: Er nimmt an, ich wäre tatsächlich in ihn verliebt! Oh Gott, Hilfe! Ich darf dieses Wort in seinem Zusammenhang noch nicht einmal denken! Meine Ohren brennen, als hätte sie jemand in glühende Lava getunkt.
Simons Miene ist unergründlich, während er in den Text vertieft ist, doch dann breitet sich ein amüsierter Ausdruck auf seinem Gesicht aus. Grinsend legt er die Zeitung zurück auf den Schreibtisch. Kurz glaube ich zu sehen, dass seine Hand ein bisschen dabei zittert, aber dann ist von Unsicherheit auch schon keine Spur mehr zu erkennen. Woher auch? Simon Winter haut nichts um.
»Ich kann Sie beruhigen, Herr
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