Mein Leben für dich
und gar nicht meine Art, aber ihr gegenüber habe ich das Gefühl, mit allen Mitteln kämpfen und alle Gemeinheiten auftischen zu müssen, die ich zu bieten habe. Weil es von Anfang an wie ein Wettkampf zwischen uns war. Und weil ich diesen Wettkampf gewinnen will. Ich will besser sein als sie, auch wenn sie älter, wunderschön und begabt ist. Ich will sie in den Schatten stellen und ihre neidvollen Blicke auf mich gerichtet wissen, wenn Kai und ich in der Öffentlichkeit zusammen auftreten und von der Presse umringt werden.
Carolin von Sebald macht noch einen Schritt auf mich zu und ihr Parfum steigt mir jetzt streng und drohend in die Nase. »Glaub mir eins, Mia«, sagt sie leise, » keine Frau auf dieser Welt wird jemals die einzige an Kais Seite sein. Das sollte dir eigentlich klar sein, auch wenn du erst siebzehn bist.« Damit dreht sie sich um und läuft schnell und beinahe lautlos den Gang zurück. In diesem Moment öffnet sich die Umkleidekabine und Kai erscheint. Er sieht schon wieder etwas fitter aus, aber sein Lächeln verebbt prompt, als er Caro von hinten erblickt.
»Caro?«, ruft er ihr hinterher, aber sie tut, als würde sie ihn nicht hören, und verschwindet um die Ecke, dann fällt irgendwo eine schwere Tür ins Schloss. »Was … wollte sie hier? Hat sie dich belästigt?«, fragt er.
Ich schüttle den Kopf. »Nein, nicht wirklich, sie … hat mir nur eine ziemlich blöde Ansprache gehalten, in der sie mich vor dir gewarnt hat.«
»Was?« Kai fasst mich mit beiden Händen bei den Schultern. »Was genau hat sie gesagt, Mia? Ich muss es wissen!«
Ich erschrecke ein wenig vor seinem festen Griff und dem harten Tonfall. »Sie meinte, dass du …« Ich suche nach Worten, die ihn nicht noch mehr verärgern, aber auf der anderen Seite würde ich auch gerne hören, wie er auf ihre Anschuldigungen reagiert. »Sie meinte, dass ich mir erst gar nicht einzubilden brauche, dass ich dir … vielleicht jemals genügen könnte.« Ich schiele in Kais Gesicht und versuche, irgendetwas darin zu lesen.
»Was? Das war … alles?«, hakt er nach.
Ich nicke. »Ja, im Prinzip schon.«
Kais Gesicht entspannt sich von einer Sekunde auf die andere wieder und auch mir fällt ein Stein vom Herzen, als er meine Schultern loslässt. Stöhnend lehnt ersich gegen die Wand. »Ich glaube, ich hätte dir längst etwas beichten müssen, Mia«, sagt er und sieht mich dabei reumütig an.
»Ja … Was denn?«
Kai windet sich. »Nun ja, es ist so, dass Caro und ich tatsächlich früher ein Paar waren. Wir haben die gleiche Schauspielschule besucht und so manches Stück zusammen eingeprobt. Da verbringt man ziemlich viel Zeit miteinander und irgendwann kam eins zum anderen.«
»Oh, also d-d-das … wusste ich natürlich nicht«, stammle ich und ein fieses Gefühl von Eifersucht zieht durch meinen Magen.
»Es ist schon seit mehr als vier Jahren vorbei und unsere Wege haben sich damals getrennt. Ich bekam ein Engagement in London und sie ging ans Schauspielhaus in Berlin. Wir hatten kaum mehr Kontakt, aber dann haben wir uns letztes Jahr hier in Hamburg wiedergetroffen. Alles war in Ordnung, wir verstanden uns prächtig, haben viel von vergangenen Zeiten geredet, gingen ab und zu essen, aber dann, vor etwa zwei Monaten, habe ich einen blöden Fehler begangen. Einen, den ich schrecklich bereue.«
Ich sehe ihn gespannt und mit flatterndem Herzen an, obwohl mir eigentlich klar ist, was jetzt kommt.
»Als sie mich eines Abends besuchte und wir zu viel Wein getrunken hatten, ist wieder etwas zwischen uns passiert. Für mich hatte es keinerlei Bedeutung, bloß Caro … Sie hat sich anscheinend erneut Hals über Kopf in mich verliebt. Ich dachte, das gibt sich mit der Zeit, wenn wir einfach nicht mehr darüber reden und so tun, als wäre nichts geschehen, aber als du dann aufgetaucht bist und sie merkte, dass ich dich mehr als nur nett finde …«, Kai nimmt meine Hand und sieht mich mit einem Ausdruck in den Augen an, der den Boden unter mir zum Schwanken bringt, »… da hatte sie einen Nervenzusammenbruch und ist total ausgerastet. Sie hat geheult, geschrien und auf mich eingeschlagen und sie drohte damit, sich etwas anzutun, wenn ich mich von ihr abwende.« Kai schüttelt betroffen den Kopf. »Sie hat ein echtes Problem, Mia. Eigentlich bräuchte sie professionelle Hilfe. Sie war schon immer ziemlich theatralisch veranlagt und machte aus allem gern ein Drama, aber … dass ihre Verliebtheit zur Besessenheit werden würde, das
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