Mein Leben für dich
versprochen!«
Ich lache und winke ab. »Ach, hör auf, den Schock habe ich längst überwunden und Simon sicher auch. Hört sich toll an, die Idee mit dem Konzert. Ich finde es großartig, wie du dich in deiner Freizeit einsetzt, das erfordert sicher eine Menge Kraft. Ich meine, sicher würdest du dich auch gerne bloß mal einfach vor den Fernseher knallen und nichts tun, oder?«
Kai nimmt einen Schluck Rotwein und wiegt den Kopf hin und her und ich verfluche mich schon für meine billige Annahme. Wahrscheinlich macht er nie einfach mal etwas Sinnloses.
»Ja, weißt du, Menschen zu helfen wird irgendwann wie zu einer Sucht, wenn einem klar wird, was für eine Menge man mit wenig Aufwand erreichen kann. Du solltest mal sehen, wie die Kinder strahlen, die zum ersten Mal mit ihren Eltern ein Theaterstück sehen, da … geht einem wirklich das Herz auf.«
Ich starre Kai an und nicke und finde, dass er im Schein der Tischkerze besonders gut aussieht. Und seine Hände, die jedes seiner Worte mit Gesten unterstützen, scheinen beinahe eine eigene Sprache zu sprechen. »Ja, das kann ich mir gut vorstellen«, sage ich versonnen. »Allein an diesem einen Nachmittag neulich habe ich schon etwas Ähnliches gespürt. Nichts macht mehr Freude, als anderen zu helfen. Vor allem, wenn man die Möglichkeit und nötigen Mittel dazu hat.«
»Tja, wenn bloß ein paar mehr Menschen mit Geld so denken würden wie du, dann gäbe es kein Elend auf der Welt. Die meisten von ihnen sind dermaßen ignorant. Sie wissen noch nicht einmal, wie viel sie auf ihren Konten gehortet haben, aber etwas davon abzugeben, würde ihnen nicht im Traum einfallen.«
Ich lasse mein Weinglas auf der Tischplatte kreisen und sinniere vor mich hin. Kai hat recht. Die meisten Leute denken nur an sich und machen vor der Außenwelt ihre Schotten dicht. Aber ich glaube, dass vielen ihr Verhalten gar nicht bewusst ist, sie werden in ein Leben voller Überfluss hineingeboren und kennen nichts anderes. Dazu zähle ich auch mich selbst. Ich könnte sicherlich eine ganze Menge abgeben, ohne dass es mich wirklich belasten würde. Wahrscheinlich würde ich es noch nicht einmal merken, wenn Geld auf meinem Konto fehlte. Ich musste mir noch nie Gedanken darüber machen, ob ich mir etwas leisten kann oder nicht. Ich habe mir einfach immer das gekauft, wonach mir war. Zum ersten Mal habe ich richtig auf Preisschilder geachtet, als ich neulich mit Simon shoppen war. Er hatte sich geweigert, ein T-Shirt zu kaufen, das über vierzig Euro kostete, ganz einfach aus Prinzip. Damals fand ich das albern und ich habe ihn als Geizhals aufgezogen, aber eigentlich hatte er recht. »Da gebe ich das Geld lieber irgendeinem Penner von der Straße, bevor ich es Lagerfeld in den Rachen schmeiße«, meinte er. Getan hat er es aber natürlich nicht. Wenn ich nur wüsste, wie ich wirklich zu einer besseren Welt beitragen könnte!
»Weißt du was?«, wende ich mich an Kai, denn mir kommt plötzlich ein großartiger Gedanke. »Wir könnten die Spendenaktion dieses Mal doch im Hotel veranstalten. Dort gibt es ein wunderschönes Jugendstilzimmer mit einer kleinen Bühne, perfekt für das Konzert und deine Lesungen. Und wir würden automatisch mehr vermögende Leute ansprechen, wenn das Ganze einen offizielleren Rahmen bekäme. Stell dir vor, wenn allein ein Bruchteil der Hotelgäste erscheinen würde … Du könntest außerdem deinen Bekannten bei der Zeitung sagen, dass sie die Veranstaltung ankündigen sollen. Wie wäre es mit … Sonntagnachmittag in acht Tagen?«
Kai lacht. »Also, ich weiß nicht, Mia. Dein Vater erlaubt das bestimmt nicht.«
»Doch, er hat schließlich selbst schon ein paar Wohltätigkeitsgalas veranstaltet. Außerdem kommt er erst in zwei Wochen zurück, er kriegt es also noch nicht einmal mit. Um Getränke und die Deko kümmere ich mich und du um das Unterhaltungsprogramm. Alles, was wir an dem Nachmittag einnehmen, fließt eins zu eins in dein Projekt. Na, was sagst du? Wir könnten auch noch einen Flohmarkt für Kinder veranstalten oder einen Malwettbewerb! Ich habe so viele Ideen!«
Kai scheint zu überlegen. »Das hört sich in der Tat ziemlich erfolgversprechend an«, sagt er dann. »Und du würdest das wirklich für mich tun?«
»Ja, ja, natürlich«, sage ich und ergreife seine Hand. »Am liebsten würde ich sofort mit den Vorbereitungen loslegen!«
Ich könnte jubeln. Endlich kann ich mit meinem Namen etwas Großes erreichen, etwas Bedeutsames. Das
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