Mein Leben für dich
jeden Fall das Mindeste, was du dir gönnen solltest, sie ist echt scharf.«
Wieder höre ich Mike lachen, dreckig und laut hallend, wie diese fiesen Typen mit ihren Äxten aus irgendwelchen Psychofilmen. Und genau so fühle ich mich – gefangen in dem reinsten Horrorstreifen, die Axt über meinem Haupt, die droht, jeden Moment zu fallen und mich auszuschalten, wenn ich nicht bereit bin, das zu tun, was Rick von mir verlangt.
»Also«, sagt Rick, als er sich erhebt, »am besten, wir fangen sofort an. Mike, du weißt ja Bescheid. Es gibt da jemanden, der noch keine Ahnung davon hat, was für ein gefährliches Pflaster Hamburg sein kann.«
»Niki Demeter?«, fragt Mike nach und pult mit seiner Zunge zwischen seinen Zähnen herum, wahrscheinlich, um die letzten Schokoreste seines Riegels hervorzufischen. Ich wende mich angewidert von ihm ab.
»Ganz genau.« Rick nickt. »Eigentlich ein netter Typ, aber er ist noch nicht richtig in der Stadt angekommen, wie mir scheint. Er kennt unsere Regeln nicht. Erklärt sie ihm. Und Mike?«
»Ja, Boss?«
»Ich weiß, wie gerne du solche Jobs übernimmst. Aber überlass dieses arrogante Arschloch in dem Fall Simon. Er muss lernen, wie man solche Dinge klärt. Du bist nur sein Begleiter, verstanden?«
»Okay, Rick.«
»Gut. Am besten, ihr fahrt mit zwei Autos und trennt euch, sobald die Arbeit erledigt ist. Freu dich, Simon, ab heute werden die Leute Respekt vor dir haben und nicht mehr verlangen, dass du ihnen die Tür aufhältst. Jetzt machst du die Ansagen! Du wirst sehen, das ist geiler als Sex!«
Mia
Ich weiß zwar nicht, was Kai an diesem Rotwein findet, denn für mich schmeckt er ziemlich sauer, aber ich trinke trotzdem schon mein zweites Glas. Auf jeden Fall ist er verantwortlich für das wohlig warme Gefühl in meinem Bauch und er lockert meine Zunge ein bisschen, was gut ist, denn dieses Treffen mit Kai ist definitiv anders als jedes zuvor. Bedeutsamer. Wir sind allein und Kai hat mir anvertraut, wie es um ihn, Carolin und seine Gefühle für mich steht. Das ist ein großer weiterer Schritt in die richtige Richtung. Nur schade, dass wir unsere Beziehung geheim halten müssen, denn eigentlich hatte ich mir schon in den schillerndsten Farben ausgemalt, wie es wäre, an seinem Arm vor der Öffentlichkeit aufzutreten. Aber irgendwann wird das Thema Caro ja wohl hoffentlich vom Tisch sein.
Das Saphir ist ein kleines liebevoll eingerichtetes Restaurant, in dem es alle möglichen mediterranen Gerichte gibt, die der Besitzer, ein Grieche mit kleinen freundlichen Augen, einem persönlich an den Tisch bringt. Es ist erst halb sechs und Kai und ich sind bisher noch die einzigen Gäste. Trotzdem sitzen wir in einer kleinen abgelegenen Nische im hinteren Bereich des Raumes, wo wir ganz für uns sind. »Schließlich soll unser erstes richtiges Date romantisch werden«, hatte Kai vorhin in mein Ohr geflüstert, und seine Worte prickeln jetzt noch in mir nach. Er hat gefüllte Weinblätter für uns bestellt, gegrillte Paprika und Champignons in Trüffelsoße. Alles schmeckt köstlich, aber richtig Appetit habe ich nicht, dafür bin ich viel zu aufgeregt. Was Simon wohl in der Zwischenzeit anstellt?, frage ich mich, als mein Blick plötzlich auf ein gerahmtes Foto mit weiß getünchten Häusern vor einem unwirklich hellblauen Himmel fällt. Er hat nicht viel gesagt auf der Fahrt hierher, er meinte zum Abschied bloß, ich soll mich einfach bei ihm melden, wenn ich abgeholt werden will. Das Drei-Stunden-Limit hat er nicht mehr erwähnt, aber ich glaube, ich werde es lieber nicht allzu sehr überschreiten, selbst wenn mein Vater noch unterwegs ist und sich nicht aufregen kann. Immerhin habe ich Simon versprochen, in Zukunft pflegeleichter zu sein, und daran will ich mich unbedingt halten. Von jetzt an handle ich verantwortungsbewusst.
»Ach, was ich dir noch erzählen wollte«, sagt Kai zwischen einem Weinblatt und einem Champignon und tupft sich den Mund mit einer Serviette ab, »ich habe vor, in Kürze eine weitere Spendenaktion zu veranstalten. Wenn du möchtest, kannst du mir noch einmal behilflich sein, du kamst bei den Leuten unglaublich gut an. Wir haben drei junge Musiker im Ensemble, die sich sofort bereit erklärt haben, ein kleines Benefizkonzert zu geben, als sie von der Stiftung erfahren habe. Ich will zwischen den Musikstücken ein paar kurze Texte lesen, also … dieses Mal wird es gesitteter zugehen und ich feuere keinen Schuss mehr aus einer Pistole ab,
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