Mein Leben für dich
dagegen, Kai von Simon zu berichten. Es würde ihm nur die Stimmung verderben und er würde denken, mein Bodyguard beschattet uns. Wobei … warum wohl sollte er auch sonst hier sein? Hat Simon etwa die ganze Zeit während der Probe vor dem Theater gewartet und uns anschließend hierher verfolgt?
»Niki, wir würden gerne noch etwas bestellen!«
Kai winkt den Besitzer herbei, der anscheinend wieder hinter seiner Theke steht, und kurz darauf erscheint der Grieche an unserem Tisch. Er sieht irgendwie abgehetzt aus. Sein Strahlen von vorhin ist aus seinem Gesicht verschwunden und seine Haare sind total zerzaust. Er wirkt ein bisschen wie betrunken, so als könne er sich kaum mehr auf den Beinen halten. Und als er unsere Gläser mitnehmen will, sehe ich, dass seine Hand zittert.
»Darf es noch etwas Rotwein für dich sein?«, fragt mich Kai.
Ich schüttle den Kopf. »Nein, nur noch ein Wasser, bitte«, murmele ich, denn die Lust auf Wein ist mir mit einem Schlag vergangen, genau wie meine gute Laune. Dafür fahren meine Gedanken Achterbahn, aber allmählich verstehe ich, was hier abgegangen ist. Simon Winter wollte mich nach der Sache mit dem Boot wahrscheinlich nicht mehr aus den Augen lassen, aber zugleich wusste er auch, dass ich ihn freiwillig niemals zu meinem Date mit Kai mitgenommen hätte. Da blieb ihm nur die Möglichkeit, uns heimlich zu verfolgen. In mir herrscht das reinste Gefühlschaos, denn ich weiß einfach nicht, was ich von Simons Aktion halten, was ich denken, ob ich sie gut oder unmöglich finden soll.
»Gut, also noch ein Glas Wein für den Herrn und ein Wasser für das hübsche Fräulein«, wiederholt Niki und lächelt uns schwach zu. Dabei fällt mir auf, dass seine Oberlippe ganz geschwollen ist. Und erst jetzt erkenne ich auch die roten Spuren auf dem Kragen seines weißen Hemdes.
»Niki, Sie haben sich mit irgendetwas bekleckert«, sagt Kai just in diesem Moment.
Der Besitzer zuckt zusammen, als hätte ihn diese Bemerkung zu Tode erschreckt.
»Wo?«
»Da oben, an Ihrem Kragen.«
»Oh, richtig, wie ungeschickt«, murmelt Niki. »Vielen Dank, dass Sie mich darauf aufmerksam gemacht haben. Das müssen Rotweinspritzer sein. Meine Frau wird sie hoffentlich wieder rauskriegen.«
Ich lächle, obwohl mir eigentlich nicht danach ist. Ich weiß nicht, ob mich das schummrige Kerzenlicht täuscht, aber ich finde nicht, dass die Flecken nach Rotwein aussehen. Chris kam regelmäßig mit ähnlich verschmierten Trikots von irgendwelchen Eishockeyspielen, bei denen er sich wieder mal geschlägert hatte. Und dabei handelte es sich ganz sicher nicht um Rotwein.
Simon
Sofort nachdem ich auf dem Parkplatz des Falkenstein-Hotels geparkt habe, wähle ich die Nummer meiner Mailbox. Ben muss versucht haben, mich anzurufen, während Mike und ich unsere Sache für Rick erledigt haben. Als hätte er gerochen, dass ich dabei bin, etwas zu tun, das ihm gegen den Strich geht.
»Simon, hey … Ich wollte mich nur mal wieder melden. Gibt nicht viel Neues, aber mir geht es so weit okay. Mein Anwalt sagt, ich schlage mich gut, und wenn ich noch eine Weile durchhalte, müssen sie mich gehen lassen. Fragt sich nur, was ›eine Weile‹ bedeutet. Aber he, ich hab dich neulich in der Zeitung gesehen, neben diesem hübschen Mädel. Du bist jetzt ihr Bodyguard, oder? Nicht schlecht, Mann. Keine Ahnung, wie du Arsch das geschafft hast, aber ich bin echt stolz auf dich. Mach weiter so, das … baut mich hier drinnen auf, weißt du? Zu wissen, dass es wenigstens einer von uns beiden auf die Reihe kriegt. Also, mach’ s gut. Ich melde mich, wenn ich mehr weiß!«
Ich schlucke. Seine Stimme zu hören und den Stolz, der darin mitschwingt, das ist echt hart und mehr, als ich ertragen kann. Vor allem nach heute. Scheiße, jetzt wird mir allmählich klar, warum Ben mich tatsächlich von Rick und der Gang fernhalten wollte. Er wollte mir das ersparen.
Mein Schädel brummt und ich lehne mich erschöpft in meinem Sitz zurück. Im Moment wünsche ich mir nur, dass es endlich ruhig wird in mir, dass dieses schreckliche Surren aufhört, es macht mich fast wahnsinnig. Plötzlich kriege ich eine Nachricht auf mein Handy. Sie ist von Mia. Meine Finger zittern, als ich die SMS anklicken will, und ich schaffe es erst beim dritten Versuch. Aber wenigstens spüre ich meine Hände jetzt wieder. Sie sind nicht mehr völlig taub wie nach dem Einsatz eben.
Holst du mich ab? Bin im Saphir. Ich schätze, du weißt, wo das ist.
Mir wird für ein
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