Mein Leben für dich
Falkenstein-Hotel ist bekannt für seine stilvollen Veranstaltungen, es werden sicher eine Menge betuchter Leute kommen, und in der Zeitung wird später stehen, dass Mia Falkenstein trotz ihrer jungen Jahre und ihrem Wohlstand ein gütiges Herz hat und mit gutem Beispiel vorangeht und armen Kindern, die weniger Glück im Leben hatten, ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Und zum Zeichen dafür, dass es mir ernst ist, werde ich mein eigenes Konto plündern und Kai eine größere Summe Geld überreichen. Er soll merken, dass ich nicht zu der Sorte ignoranter Menschen gehöre.
»Du träumst wohl schon von klingelnden Kassen!«
Ich strahle Kai an. »Ja, das wird ein Megaerfolg! Du wirst so viel Geld einnehmen, dass sich jede einzelne arme Familie in Deutschland ein ganzes Theaterabo leisten kann.«
»Wir werden sehen«, sagt Kai. »Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.« Er fährt mir zärtlich über Augenbrauen und Stirn. »Ach, Mia, wenn du wüsstest, wie wunderschön du gerade aussiehst. Deine Freude spiegelt sich regelrecht auf deinem Gesicht wider. Ich hoffe, dass du niemals enttäuscht wirst und deine Augen ihren Glanz für immer beibehalten.«
Ich beuge mich zu Kai vor und gebe ihm einen Kuss. »Danke«, flüstere ich, »danke, danke, danke. Für alles.«
Während Kai in seiner Jackentasche wühlt, stelle ich mir vor, wie ich Simon nachher von meinen Plänen berichte. Ich glaube, meine Ideen werden ihm auch gefallen. Vielleicht hilft er mir sogar bei den Vorbereitungen und wir können zusammen –
»Mia, würdest du mich bitte kurz entschuldigen?« Kai hält sein Smartphone in der Hand.
»Klar, gibt es irgendein Problem?«
»Nein, nein, ich habe nur eben einen Anruf von meinem Agenten erhalten. Ich sollte ihn besser zurückrufen. Ist es in Ordnung, wenn ich dich kurz allein lasse?«
»Aber natürlich, geh nur, ich werde inzwischen ein bisschen an unserem Projekt weiterplanen.«
Kai erhebt sich lächelnd und geht zum Telefonieren in den kleinen Hinterhof des Restaurants, der gleich hinter unser kuscheligen Nische liegt. Ich ziehe mein Handy hervor, um Simon Winter zu schreiben, wo Kai und ich stecken, damit er sieht, dass ich vorgestern nicht nur leere Versprechungen abgegeben habe, da sehe ich, dass ich eine SMS erhalten habe. Sie ist von Janine. Mit klopfendem Herzen klicke ich sie an. Ich habe schon zigmal versucht, meine Freundin zu erreichen, und ihre ganze Mailbox mit Entschuldigungen vollgequatscht.
Schon okay! , lese ich. Hab dich ja auch lieb, du Nervensäge! Bis bald, Janine.
Ich seufze erleichtert auf. Typisch Janine, ihr Ton ist immer ein bisschen rüde. Aber ich kenne sie, sie hat mir verziehen, jetzt geht wirklich alles bergauf.
Ich will mir noch etwas Rotwein nachschenken, merke dann aber, dass die Flasche schon so gut wie leer ist. Egal, denke ich, heute ist ein Tag zum Feiern. Ich beuge mich aus der Nische hervor, um bei Gelegenheit den Besitzer herbeizuwinken und noch etwas zu bestellen. Ich kann niemanden sehen, aber plötzlich öffnet sich eine Tür hinter der Bar und ein Typ kommt heraus. Sein Anblick lässt mich schaudern, und das liegt nicht nur an seinem glatt rasierten Schädel und dem Totenkopftattoo. Er wirkt irgendwie grobschlächtig und brutal. Dabei ist das sicher nur der Koch, das sind ja oft so verschrobene Typen. Wenn ich da an Roland aus unserer Hotelküche denke … Schnurstracks marschiert der Mann aus dem Restaurant, und die Wucht, mit der er die Tür aufstößt, macht klar, dass er nicht unbedingt bei bester Laune ist. Ich will mich gerade wieder zurücklehnen, da erhasche ich aus dem Augenwinkel noch eine andere Gestalt. Mein Herz setzt einen Moment lang aus. Ich kneife die Augen zusammen und sehe genauer hin. Nein, ich habe mich nicht getäuscht, es ist mein Bodyguard, der wer weiß woher aufgetaucht ist und jetzt ebenfalls auf den Ausgang zusteuert, mit schnellen, energischen Schritten. Was will er denn hier? Aus einem Impuls heraus springe ich auf, um nach ihm zu rufen, aber in diesem Moment fällt ein Glas zu Boden und zerspringt klirrend in tausend Scherben. Vor Schreck zucke ich zusammen und dann gleich noch einmal, als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Ich fahre herum. Kai ist zurück. Fast im selben Augenblick fällt die Tür hinter Simon Winter ins Schloss.
»He, willst du mir etwa davonlaufen?«, fragt Kai belustigt. »Ich habe mich extra beeilt.«
»Nein, nein, ich … wollte nur noch etwas bestellen«, stammle ich und entscheide mich
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