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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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den letzten Tagen habe ich eher das Gefühl, wir entfernen uns wieder voneinander. Manchmal wünschte ich sogar, er würde mich mal wieder mit seinen frechen Kommentaren bombardieren und mich damit auf die Palme bringen. Aber sein Blick ist meist abwesend und ich muss alles zweimal sagen, bevor er darauf reagiert. Überhaupt scheint er, was mich betrifft, plötzlich total desinteressiert zu sein. Er fragt mich noch nicht einmal mehr über Kai aus, will weder wissen, wo wir stecken, noch, wann er mich von wo abholen soll. Letztens konnte ich ihn überhaupt nicht erreichen und es war Kai, der mich vor dem Hotel absetzte. Bis auf ein »Sorry, hatte total die Zeit vergessen« kam nichts als Erklärung. Ich muss gestehen, ich bin fast ein bisschen enttäuscht darüber, dass er auf einmal so wenig Neugier an mir und meinem Leben zeigt. Bin ich ihm plötzlich egal? Hat er mich doch schon im Geiste abgeschrieben? Bedeutet es ihm denn gar nichts, was ich ihm neulich gesagt habe? Dass er so etwas wie ein Freund für mich geworden ist? Oder … war ihm das am Ende zu viel? Sieht er mich bloß als seine Einnahmequelle und das war’s?
    »Wow, hier wird ja schon hart gearbeitet«, sagt Simon jetzt mit einem Lächeln, das ich ihm nicht ganz abnehme. »Du gibst dir große Mühe, hoffentlich lohnt sich der ganze Aufwand und die Leute machen ordentlich Kohle locker.«
    Ich zucke mit den Schultern. »Hauptsache, wir nehmen mehr ein als das letzte Mal. Das wäre schon mein persönlicher Erfolg. Dort in dem kleinen Nebenzimmer dürfen Kinder während des Konzertes Bilder malen. Siehst du, das hier habe ich selbst entworfen.« Ich halte meinem Bodyguard den Stapel kopierter Blätter hin, auf denen eine große Theaterbühne mit Vorhang abgebildet ist. »In das Feld können die Kinder irgendeine Theaterszene malen, am besten mit sich selbst als Hauptfigur, die sie schon immer einmal sein wollten. Und später, nach dem Konzert, sollen die Erwachsenen dann die Bilder kaufen. Wie findest du die Idee? Ich dachte, so hält man die Kleinen bei Laune, während das Konzert und die Lesung dauert, und sie sind gleichzeitig stolz, wenn sie auch dazu beitragen können, etwas einzunehmen.«
    Simon schweigt, aber als ich zu ihm schiele, sehe ich, dass seine Augen auf mich gerichtet sind. Ein bisschen fühle ich mich wieder wie an diesem Samstagvormittag vor einigen Wochen, als ich zum ersten Mal in dieses unglaubliche Hellblau geblickt habe, das mich im wahrsten Sinne umgehauen hat. Aber damals waren seine Augen wach und voller Glanz. Sie sprühten förmlich Funken und jetzt … kommt es mir so vor, als hätte sich ein grauer Schleier darübergelegt.
    »Simon«, sage ich leise und lasse den Papierstapel sinken. »Was ist los mit dir?« Ich merke, wie sich meine Kehle bei seinem Anblick zuschnürt. »Willst du mir irgendetwas sagen und weißt nicht, wie? Hast du es dir anders überlegt und willst vielleicht doch kündigen?« Ich habe plötzlich Mühe, meine Tränen zurückzuhalten. »Wenn ich etwas falsch gemacht habe, dann … musst du es mir sagen.«
    »Nein.« Er schüttelt den Kopf. »Nein, du bist nicht das Problem, wirklich nicht. Es ist nichts. Nichts Schlimmes.«
    Mein Herz klopft heftig und die Wärme seines Körpers und der schwache herbe Duft, der von ihm ausgeht, lässt meine Knie weich werden. Warum bloß? Was stellt dieser Mensch nur immer mit mir an, wenn ich gerade glaube, ich hätte mein Leben in die richtigen Bahnen gelenkt? Warum schafft er es, mich an Punkten zu berühren, die sonst niemand erreicht? Und warum macht er jedes Mal dicht, wenn es um seine Person geht?
    Ich spüre, dass ihn etwas belastet, und ich würde auch gerne für ihn da sein, wenn er jemanden braucht. Ich hätte gerne sein Vertrauen. Aber anscheinend will er meine Hilfe und Freundschaft nicht. Offensichtlich übernimmt diesen Part jemand anderer und ich weiß schließlich auch, wer.
    Ich suche gerade nach irgendetwas Unverfänglichem, das ich sagen könnte, etwas, das die Situation entspannt und dieses Drücken auf meiner Brust auflöst, da streckt Simon plötzlich seine Hand nach mir aus. Ich bleibe stocksteif stehen und halte den Atem an. Kurz bevor er mich berührt, hält er inne, als würde er sich noch einmal umentscheiden wollen. Doch dann berühren seine Fingerspitzen mein Haar und streichen ganz sanft darüber. Ich schließe die Augen und fühle nichts außer seiner streichelnden, warmen Hand. Ganz von selbst lassen meine Finger die Papierbögen los, um

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