Mein Leben in 80 B
die Augen schließen …
***
«Ilse, Iiilse. Halloooo!»
Als ich aufwachte, blickte ich direkt in Okes blaue Augen. Er kniete vor dem Bett und versuchte, mich sanft zu wecken. Mist, ich war tatsächlich einfach so weggepennt. Wie peinlich. Und wie unglaublich blau diese Augen waren, wie sinnlich diese Lippen direkt vor meinem Gesicht meinen Namen flüsterten. Dann war da auch wieder dieser Geruch, bei dem ich mir wie in einer Umarmung vorkam. Der Alkohol, der Schlafmangel der vergangenen Nacht und dieser Duft … Ich war wie berauscht.
Ich drehte leicht den Kopf und brachte meine Lippen noch näher an die von Oke. Die Wärme seines Körpers fühlte sich vertraut an. Es war, als würde mich ein unsichtbarer Magnet immer dichter an seine Lippen ziehen, noch ein Stückchen näher und noch ein Stückchen. Und dann küssten wir uns. Es war genauso wunderbar wie in meiner Erinnerung. Seine Lippen waren weich und warm, sein Mund schmeckte nach Schokolade und Kaffee. Ich zog ihn zu mir auf das Bett und streifte ihm den Pullover über den Kopf, um seine Haut zu spüren. Plötzlich fühlte ich mich wieder wie mit fünfzehn, als ich mit meinem ersten Freund gefühlte Stunden knutschend in seinem Jugendzimmer verbracht hatte.
Oke war zunächst zurückhaltend, ließ sich eher von mir küssen, als selbst die Initiative zu ergreifen. Vorsichtig erkundete er mit der Zungenspitze meinen Mund. Aber dann schob er seine Hand unter meine Bluse und begann, sie aufzuknöpfen, während er mich weiterküsste. Seine Hand strich zart über meinen Bauch, und mich überlief ein Schauer, als er den Stoff des Oberteils von meiner Haut schob. Langsam tasteten sich seine Finger über meinen Rücken zum Verschluss des BH s und versuchten, ihn zu öffnen. Gut, dass ich
Belinda
angezogen hatte (zauberhafter Push-up- BH in Rosé mit zarter Stickerei in Dunkelrot und zierlichen Spaghettiträgern ab 67 , 95 €, dazu passender figurschmeichelnder Shorty-Slip ab 24 , 95 €). Relativ schlicht, aber aufregend. Oke stöhnte.
Und dieses Stöhnen ließ mich zur Besinnung kommen. Was machte ich hier eigentlich? Das war ja schlimmer als in jeder Vorabendserie im Fernsehen. Ich rappelte mich auf.
Oke zog seine Hand wieder zurück und sah mich fragend an. «Was ist denn los?»
«Ich kann das nicht. Tut mir leid.» In Wahrheit hätte ich ihn bei seinem Anblick am liebsten weitergeküsst.
Oke setzte sich ebenfalls auf. Er gönnte mir noch einen kurzen Blick auf seinen durchtrainierten Oberkörper, bevor er nach seinem Pullover angelte und ihn wieder mit Schurwolle verhüllte. Er sah mich ernst an.
«Ilse,
du
hast
mich
geküsst. Es kam mir nicht so vor, als hätten wir irgendetwas gemacht, was du nicht willst. Ich hatte nicht geplant, mit dir eine Nummer zu schieben. Verstehen muss ich dieses Hin und Her nicht, oder?»
Während ich meine Bluse zuknöpfte, versuchte ich, Ordnung in das Chaos in meinem Kopf zu bringen.
«Ich weiß es ja selbst nicht. Kann sein, dass ich mich in dich verknallt habe, kann aber auch sein, dass ich mich gern in dich verknallen
würde
, weil mein Leben ein wenig Aufregung gut vertragen könnte. Wenn ich sehe, wie du lebst, bin ich wirklich neidisch. Im Moment würde ich nichts lieber tun, aber ich kann trotzdem nicht mit dir schlafen. Wenn ich mir vorstelle, mein Mann ginge mit einer anderen ins Bett, weil er sich mit mir langweilt …» Es schüttelte mich.
Oke ging zu der Kaffeemaschine, um sie einzuschalten, und sagte leise: «Ich glaube, es wäre besser, wenn du jetzt gehst. Vielleicht denkst du mal in Ruhe darüber nach, was in deinem Leben so mies läuft, dass du auf dem Rücken Dritter nach einer Lösung suchst. Richtig ist das nicht, und so hätte ich dich auch nicht eingeschätzt.» Er konzentrierte sich ganz und gar auf die Zubereitung seines Kaffees und schaute mich nicht an.
Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, griff hastig nach meinen Stiefeln und schlüpfte hinein. Die Handtasche lag auf dem Fußboden, ich raffte sie an mich und drehte mich noch einmal zu Oke um.
«Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht weh tun, und es war keine böse Absicht, als ich zugesagt habe, mich mit dir zu treffen. Ich hatte gehofft, ich könnte herausfinden, was ich für dich empfinde …»
«Und, weißt du das jetzt?»
«Nein. Also … du bist mir nicht egal. Es macht mich traurig, dass ich dich enttäuscht habe, aber ich kann nicht aus meiner Haut.»
In dem Moment, in dem ich es aussprach, wusste ich,
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