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Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Titel: Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damien Echols
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und einer ist » das Land Nod « . Nach Nod wurde Kain in der Genesis verbannt, und genauso fühlte ich mich: ausgestoßen, im Exil. Die Welt wollte mich nicht, also zog ich mich tief ins Land Nod zurück.
    Zu anderen Zeiten sah ich es als » Dezember « . In meinen Erinnerungen war immer Dezember. Dezember wurde ein anderes Wort für Zuhause. Dann wiederum hätte ich fast schwören können, dass die Vergangenheit eine Persönlichkeit hatte. Zu diesen Zeiten nannte ich diesen Erinnerungszustand Nostalgie. Nostalgie ist der einzige Freund, der immer bei dir bleibt.
    Das stärkste und wirkungsvollste Mittel, ins Land Nod zu gelangen, war das Schreiben. Jeden Tag verschwand ich in den Seiten meines Tagebuchs, ich kritzelte von Rand zu Rand und watete in den Erinnerungen an tausend Dezembernachmittage, während meine Hand den Stift bewegte. Ich schrieb ein Dutzend ledergebundene Notizbücher voll, oft mit ein und derselben Erinnerung, die ich aus allen erdenklichen Blickwinkeln erforschte. Nie wollte ich zurückblättern und noch einmal lesen, was ich geschrieben hatte, denn das interessierte mich eigentlich nicht. Ich hoffte immer, dass diese Seiten eines Tages für irgendjemanden irgendwo wichtig sein würden – aber nicht für mich. Die Erinnerungen waren für mich, aber die Journale waren für jemand anderen. Die Journale waren ein Schloss, das ich für einen zukünftigen Magier baute, der es finden und erkunden sollte. Seine Räume waren voller Schönheit, Schmerz, Magick, Liebe, Grauen, Verzweiflung und Staunen. Jede Seite war ein verborgener Winkel. Wenn ich in diesen Journalen war, tief im Lande Nod, bedeutete das Gefängnis nichts mehr. Im Lande Nod war ich so lebendig wie nie zuvor.
    Am 22. August 2003 wurde ich vom Tucker Max ins Varner Super Maximum Security Unit in Grady verlegt, wo auch Jason und Jessie saßen (ironischerweise kam Jason allerdings bald darauf ins Tucker). Um zwei Uhr morgens wurde ich von einem Trupp durchgeknallter Wärter geweckt, Komiker mit M-16-Sturmgewehren und Kampfhunden. Sie weckten alle siebenunddreißig Mann in unserem Block und zwei weitere, die im Loch saßen, wickelten uns in Ketten und packten uns wie Sardinen in ihre Vans. In jedem Van waren acht Gefangene und zwei Wärter. Es war eng, und die Fahrt war lang und unbequem.
    Gleich nach der Ankunft steckte man uns unter Bedingungen, die auf dasselbe hinausliefen wie Einzelhaft, in Betonzellen mit Stahltüren. Wir hatten niemals Kontakt mit anderen Insassen, und mit dem Nachbarn konnte man nur reden, wenn man das Gesicht an einen Spalt presste und laut schrie. Dreckig war es auch. Wenn eine Inspektion bevorstand, putzten sie Gänge und Besucherbereiche, aber die Zellen nie, und monatelang spürte ich keine Sonne auf der Haut. Es dauerte eine Weile, bis ich mich an die totale Enge und Einsamkeit gewöhnt hatte, aber dafür hatte ich viel mehr Privatsphäre, ein seltenes Gut im Gefängnis.
    Auf Anordnung der Gefängnisverwaltung war es mir verboten, mit Jason und Jessie zu kommunizieren, obwohl gerichtlich nichts dergleichen verfügt worden war und obwohl die beiden zusammen untergebracht waren und zwei Jahre lang in benachbarten Betten geschlafen hatten.
    Mein erster Revisionsantrag wurde 1994 von der Justiz von Arkansas abgelehnt. Was für eine Überraschung, nicht wahr?
    Mein zweiter Antrag – auf der Grundlage von Regel 37 – umfasste unzählige Beschwerden über die ineffektive Beratung durch meine Anwälte und öffnete die Tür zu dem unverständlichen und endlosen juristischen Labyrinth meiner fortgesetzten Verteidigung und meiner Bemühungen um Freilassung.
    Wie ich schon erwähnt habe, resultierte Joes und Bruces’ Arbeit in dem Dokumentarfilm Paradise Lost, der 1996 auf dem Sundance und anderen Festivals gezeigt wurde und in mehreren kleinen Kinos lief, unter anderem im Quad Cinema in Manhattan und in einem Kino in Little Rock. Er hatte große Wirkung auf unseren Fall und schärfte das öffentliche Bewusstsein für die Mordfälle. Zu den vielen Leuten, die ihn in den nächsten paar Jahren sahen, zählte auch Eddie Vedder von Pearl Jam, der davon so fasziniert war, dass er sich mit meinem Anwalt in Verbindung setzte. Leider und absurderweise hatte mein Anwalt noch nie von Pearl Jam gehört, und deshalb dauerte es eine Weile, bis Eddie jemanden fand, der für sein Unterstützungsangebot empfänglich war. 1999 bekam er endlich Verbindung zu meinem Team und beteiligte sich an dem Kampf zum Beweis meiner Unschuld. Seine

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