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Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Titel: Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damien Echols
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Lorri an, sich nach Strafverteidigern umzusehen. Als sie welche gefunden hatte, denen sie zutraute, der Sache gewachsen zu sein, setzte sie ihnen zu, bis sie bereit waren, den Fall zu übernehmen. Wenn der Zahltag heranrückte, bettelte und borgte sie, bis sie das nötige Geld zusammenhatte. Sie nahm Darlehen von Familien und Freunden.
    Der tägliche Kampf nahm kein Ende. In der ersten Zeit meiner Revisionsanträge wurden die Anwälte bald träge, oder sie wandten sich anderen Fällen zu, von denen sie dachten, sie würden ihnen mehr Prestige einbringen. Jeden Tag musste Lorri abwechselnd bitten und drohen, damit sie weitermachten, und sei es auch nur im Schneckentempo. Es war nervenaufreibend, anstrengend und erschöpfend. Es gab Zeiten, da brachten der Stress und die Frustration des Umgangs mit gefühllosen und habgierigen Leuten sie bis an den Rand des Zusammenbruchs, aber sie hörte nicht auf, denn das hätte meinen Tod bedeutet.
    Sie musste den Fall in sämtlichen Details in- und auswendig lernen – Namen, Daten, Orte, alles. Sie musste für mich sprechen, mich vertreten. Niemand sonst auf der Welt hätte tun können, was sie getan, erreichen, was sie erreicht hat.
    In vieler Hinsicht war Lorri wie ein General, der seine Schlachten an mehreren Fronten zu schlagen hat. Manchmal kämpfte sie gegen Verteidiger mit der gleichen Wut wie gegen den Staat. Manchmal gewann und manchmal verlor sie. Eine erste Niederlage hatte Jasons Anwalt zu verantworten. Ein Eckpfeiler seiner Verteidigungsstrategie bestand von Anfang an darin, mich als den Schuldigen hinzustellen. Er hatte vor, mir die ganze Last des Falles anzuhängen und zu behaupten, Jason sei nur wegen seiner Nähe zu mir in diese Situation geraten.
    Um sein Ziel zu erreichen, belog dieser Anwalt Lorri und mich. Er forderte uns auf, mit einem Strafmilderer zu reden, der seiner Ansicht nach hilfreich sein könne. Bei Kapitalverbrechen kommt nach dem Urteil ein Strafmilderer, der » Mitigator « , ins Spiel, der dafür arbeitet, den Urteilsspruch zu mildern und ein Todesurteil im Idealfall aufheben zu lassen. Wir waren einverstanden. Ich sprach einen Tag lang mit einer Frau, die dann ein psychiatrisches Gutachten zusammenstrickte, das später als Beweisstück 500 bekannt wurde. Darin behauptete sie, ich sei schizophren, bipolar gestört und selbstmordgefährdet, ich litte an extremen Halluzinationen, und was einem sonst noch so einfallen kann. Bis zum heutigen Tag wird dieser Report als das Beweisstück aufgeführt, das mich am schwersten belastet. Die Frau, die ihn zusammenstellte, konnte nicht mal vor Gericht aussagen, weil sie in der Vergangenheit bereits zugegeben hatte, in einem anderen Fall im Zeugenstand gelogen zu haben. Um dieses kleine Problem zu umgehen, ließ sie ihren Bericht über mich einfach von einer anderen Person vorlegen, und der Name dieser Person steht noch heute auf dem Report. Solche Erfahrungen schärften Lorris Fähigkeiten, gaben ihr spitze Krallen und machten sie zu der Kriegerin, die sie wurde. Ohne ihre Kraft und Energie wäre ich längst tot.
    Dem Anwalt, den ich damals hatte, war sowieso alles egal, und Lorri und ich waren in juristischen Dingen nicht genügend bewandert, um zu begreifen, was vor sich ging. Als wir erkannten, was Jasons Verteidiger vorhatte, war es zu spät. Der Schaden war angerichtet. Ein Fleck war auf meinem Leben, der für alle Zeit seinen Schatten auf mich werfen würde. Jason selbst weiß, während ich dies schreibe, immer noch nichts von alldem. Er war daran unschuldig. Die ganze Zeit über drohte im Hintergrund ein neuer Hinrichtungstermin, auch wenn nie wirklich einer verfügt wurde, weil das juristische Gezerre nie dazu führte, dass mein Fall vor das Bundesgericht kam. Nach der Aussetzung einer Hinrichtung wird ein neuer Termin erst festgesetzt, wenn die Berufungsmöglichkeiten im Staat erschöpft sind, und von 1996 an, dem Datum, an dem ich vor ein Bundesgericht kommen sollte, bis zu meiner Entlassung im Jahr 2011 blieb das Bundesgericht außer Reichweite.
    Nachdem ich verurteilt und inhaftiert worden war, schickten Leute von nah und fern mir unterstützende Briefe und Geldspenden zwischen einem und ein paar tausend Dollar, die vom Team meiner Verteidigung verwendet wurden. Auf zahllosen Ebenen, angefangen bei den Mordermittlungen bis zu den Verfahrensfehlern in meinem Prozess wurden Untersuchungen durchgeführt, um neues Beweismaterial und Zeugen zu finden, damit Revisionsanträge gestellt und der Fall

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