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Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Titel: Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damien Echols
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letzten Endes neu verhandelt werden könnte. Alle diese Bemühungen kosteten Geld, das wir nicht hatten, und ohne Geld passierte nichts, außer dass wir neue Anwälte zu meiner Verteidigung engagierten (im Laufe der Jahre hatte ich zu verschiedenen Zeiten insgesamt sieben), die wiederum die Aufgabe hatten, neue Untersuchungen einzuleiten, forensische Experten zu finden und Anträge einzureichen. Zu den kostspieligsten Elementen eines größeren Verteidigungsmandats gehört der Papierkram. Sie würden nicht glauben, wie hoch die Ausgaben für Fotokopien und immer weitere Fotokopien anwachsen können.
    Im Jahr 2001 trat ein neues Gesetz über DNS -Untersuchungen in Kraft, und es sah aus, als werde es uns den Weg zum Beweis meiner Unschuld eröffnen. Das Gesetz bestimmt, dass der Staat für die Kosten notwendiger Tests aufkommt, aber man muss abwarten, bis der Staat Zeit für den Fall findet. Um überhaupt etwas in Gang zu bringen, mussten wir sämtliche DNS -Untersuchungen zunächst selbst bezahlen, und diese Untersuchungen umfassten Gegenstände (z. B. Kleidungsstücke), die in der näheren und weiteren Umgebung des Tatorts gefunden worden waren, wie auch eine Reihe von Objekten, die nicht im Gericht oder im kriminaltechnischen Labor aufbewahrt worden waren. Nicht wenige dieser Gegenstände hatten jahrelang im West Memphis Police Department gelegen, wo eine unbekannte Anzahl von Personen unbeaufsichtigt und sogar ohne Handschuhe zu ihnen Zugang gehabt hatte.
    Jemand, der uns in dieser Situation in ungeheurem Maße unterstützt hat, war Henry Rollins, der nicht nur an seine prominenten Musikerfreunde appellierte, sondern ein Album produzierte, damit auf Tournee ging und genügend Geld für die erste Runde der DNS -Untersuchungen aufbrachte. Der Antrag auf DNS -Untersuchungen wurde 2002 gestellt, aber erst 2006 bekamen wir so etwas wie Resultate.
    Jetzt drücke ich auch die Daumen und hoffe, dass die Ergebnisse einer DNS -Untersuchung bald kommen. Manchmal dauert so was anscheinend ewig. In den elf Jahren, die ich jetzt sitze, sind die Methoden zur DNS -Analyse ziemlich weiterentwickelt worden. Was sie jetzt damit schaffen, war vor zehn Jahren noch unmöglich. Aber bis jetzt war es ein Ding der Unmöglichkeit, weil niemand es sich leisten konnte. Der Unterschied besteht in einer Ein-Mann-Armee namens Henry Rollins. Der Mann hat sich den Arsch aufgerissen, um dafür zu sorgen, dass es endlich dazu kommt. Ich bin immer noch jedes Mal verdattert, wenn in der Post ein Brief mit dem Absender » H. Rollins « ist, denn dann wird mir immer wieder klar, dass ich mit einer lebenden Legende korrespondiere. Er ist entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, und wenn er sich einmal etwas vorgenommen hat, ist er nicht mehr aufzuhalten. Solche Dinge zeigen mir wirklich, wie weit dieser Fall vorangekommen ist. Trotzdem würde ich lügen, wenn ich sagen wollte, dass ich nicht gelegentlich Angst habe. Ab und zu bin ich beinahe starr vor Angst, aber mir bleibt nichts anderes übrig, als weiter zu kämpfen.
    2004 wurde ich seltsamerweise noch einmal adoptiert. Ich hatte brieflich und telefonisch mit einer Frau korrespondiert, die Paradise Lost gesehen und etwa um dieselbe Zeit herum Kontakt mit mir aufgenommen hatte wie Lorri. Sie war Psychologin und wollte mir helfen. Wir telefonierten oft miteinander, und sie wurde in vieler Hinsicht meine Therapeutin. Mit ihr zu reden war eine Befreiung. Wir sprachen nie über den Fall. Stattdessen war sie humorvoll und unterhaltsam, und wir zankten und lachten ununterbrochen miteinander. Also adoptierte sie mich, damit sie mich besuchen und Zeit mit mir verbringen konnte. Cally, auch bekannt als » Mama Mouse « , war mit einem Haus voller Katzen nicht mehr ausgelastet, also adoptierte sie mich trotz meines anhaltenden Sarkasmus. Je gemeiner ich wurde, desto mehr gab sie vor ihren Freundinnen mit mir an. Ihr Job ist es mitzuhelfen, den Geist der Jugend von heute zu formen, indem sie eine Schule in Kalifornien berät. Da fragen die Leute sich, wieso die Kalifornier in dem Ruf stehen, nicht alle Tassen im Schrank zu haben. Schuld daran ist meiner Ansicht nach Cally.
    Sie ist eine Frau, die Bilder von Bauernhoftieren auf ihren Socken hat und im Café jedes Gespräch um sich herum belauscht. Sie bestand darauf, mir Bulletins zum Gesundheitszustand ihrer neunundneunzig Katzen zu schicken, in denen auch stand, welche von ihnen gerade Durchfall hatten. Aber Sie wissen, dass sie nicht normal sein kann,

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