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Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Titel: Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damien Echols
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Toiletten.
    Ich habe diese Methode schon bei vielen Gelegenheiten angewandt, um mir einen Tee aufzubrühen: Man füllt eine Dose mit Wasser, wickelt ein Stück Zahnseide oder einen Faden aus dem Bettlaken oben um die Dose und lässt sie über dem Brenner baumeln, bis das Wasser kocht. Den Teebeutel in den Becher gehängt, und das Wasser darübergegossen – fertig. Ich liebe Tee. Andere machen sich heiße Schokolade oder sogar ein Chili.
    Ein weiterer Trick, den die Leute aus irgendeinem Grund immer interessant finden, ist das » Angeln « . Das tut man, wenn man niemanden außerhalb seiner Zelle findet, der etwas an jemand anderen weiterreicht. Man ruft demjenigen, dem man etwas weitergeben will, zu: » Hey! Schick mir deine Angelleine! « Nach kurzer Zeit landet eine Leine vor deiner Zelle. Man bindet den jeweiligen Gegenstand daran fest, und der andere rollt sie wieder ein. Für diesen Trick braucht man fünfzig bis hundert Meter Leine und etwas, das man als Gewicht benutzen kann.
    Die meisten Leute machen sich so eine Leine, indem sie Bettlaken in dünne Streifen reißen, die sie aneinanderknoten. Als Gewicht dient meistens eine Batterie, ein Stück Seife oder eine Reiseflasche Bodylotion. Mit einer Batterie kann man sogar in der Toilette angeln. Dazu braucht man zwei Leute, die jeweils ungefähr hundert Meter Leine ins Klo spülen und das Ende festhalten. Wenn beide immer weiter spülen, verheddern sich die Leinen irgendwo in den Leitungen. Der eine wickelt das, was er dem anderen zukommen lassen will, in Plastik – eine Zigarette zum Beispiel. Er bindet es an das Ende der Leine, und der andere zieht die Leine durch seine Toilette wieder herauf. Einige betrachten dieses Verfahren mit Stirnrunzeln und nennen die, die es anwenden, » shitty fingers « .
    Ich habe keine Ahnung, was die Leute in der freien Welt an diesem Angeln so amüsant finden, aber manche wollen jedes Mal, wenn sie mich besuchen, dass ich es ihnen beschreibe. Sie kennen es inzwischen genauso gut wie ich, aber sie wollen es trotzdem immer wieder hören. Für mich ist es nur einer von vielen Aspekten des täglichen Lebens im Strafvollzug von Arkansas.
    Die meisten Leute in der Außenwelt schauen einen mit anderen Augen an, wenn sie erfahren, dass man Zeit im Gefängnis verbracht hat. Sie können es dir ein Leben lang zur Last legen. Man vertraut dir nicht, und du fühlst dich für den Rest deines Lebens wie ein Ausgestoßener. Für die meisten, die mit mir zusammen hier sind, sieht die Sache anders aus. Für die Leute hier ist es nichts Außergewöhnliches, Freunde und Verwandte im Gefängnissystem zu haben. Man akzeptiert es als alltäglichen Bestandteil des Lebens, als käme jeder mindestens einmal in den Knast. Mehrere Gefangene im Todestrakt haben Söhne, Brüder, Onkel und Vettern im Strafvollzug von Arkansas. Keiner ihrer Freunde und Verwandten würde sich eine Gefängniszelle beschreiben lassen, weil die meisten schon eine gesehen haben.
    Eine der ersten Fragen, die immer gestellt werden, ist die, wie es in einer Zelle – speziell in meiner Zelle – aussieht, und man will wissen, ob es dem entspricht, was man aus Film und Fernsehen kennt. Zunächst mal gibt es zwei Arten von Wänden. Manche sind aus Hohlblocksteinen, andere aus glattem, gegossenem Beton. Bei mir im Varner Unit sind sie aus glattem Beton, was mir lieber ist – vielleicht, weil ich zehn Jahre lang auf die Hohlblockwände starren musste und einfach froh bin über die Abwechslung.
    Ihre Farbe ist ein sehr blasses Blau. Alles hier ist blau in dieser oder jener Schattierung. Die Wände sind so hell, dass sie fast weiß sind, und die Tür ist eher taubenblau. Der Boden ist aus schlichtem, unbehandeltem Beton und fühlt sich sehr rau unter den Füßen an. In siebzehn Jahren habe ich keinen Schritt auf einem anderen Boden getan. Ich vermisse Gras und Erde. Manchmal glaube ich, eins der schönsten Dinge auf der Welt muss eine Wiese sein. Das Grün des Sommers, das Braun des Winters – beides ist gleichermaßen bezaubernd. Ich würde es zu gern berühren.
    Mein Bett ist eine Betonplatte, ungefähr fünfundvierzig Zentimeter über dem Boden. Die dünne Matte, die bei mir darauf liegt, erinnert sehr an die Matten, auf denen Kindergartenkinder ihr Mittagsschläfchen halten. Wir bekommen die billigsten, scheußlichsten Decken, die der Mensch sich je hat einfallen lassen. Wenn man morgens aufwacht, muss man sich die Fasern aus Nase, Augenbrauen und Haaren zupfen. Nicht zu reden davon,

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