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Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Titel: Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damien Echols
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das Fenster zerschlagen. Er war eine tolle Nummer – ungefähr eins fünfzig groß und mit einem Schnauzbart, den man nur bei Cops oder bei schwulen Pornostars aus den Siebzigern sieht. Er war der Typ, der Dienstmarke und Pistole braucht, damit die Leute ihn nicht auslachen. Er fand uns beinahe sofort und fing an, uns herumzuschubsen.
    Als er uns nach draußen führte, kam Deannas Vater auf uns zu. Er legte mir die Hand auf die Schulter und fing an, schwer zu atmen, als hätte er Mühe, sich zu bremsen. Ich schaute ihm direkt in die Augen und grinste wie ein Schakal. Er sollte nur wissen, dass er nichts tun konnte, was schlimmer wäre als das, was ich schon durchgemacht hatte. Der Polizist schob ihn weg und sagte: » Nur mit der Ruhe. Ich kümmere mich darum. « Er wich zurück, und der Polizist schob Deanna und mich auf den Rücksitz seines Wagens, bevor er noch einmal zu ihren Eltern zurückging. Ich sah, dass sogar ihre große Schwester zu diesem Anlass mit herausgekommen war, und ich schenkte ihr mein bezauberndstes Lächeln.
    Als wir im Wagen saßen, nahm Deanna meine Hände und sagte: » Was auch passiert, du musst mich suchen kommen. « Ich versprach es ihr, egal wie. Da küsste sie mich, als habe sie in die Zukunft geschaut. Es war das letzte Mal, dass wir einander berührt haben. Ein zweiter Polizeiwagen war gekommen, und sie trennten uns und setzten sie in den anderen Wagen. Sie warf mir eine Kusshand zu und winkte zum Abschied, als sie wegfuhr.
    Sie brachten mich in das County-Gefängnis von Crittenden am Rande von West Memphis und eskortierten mich auf mein Zimmer. Es war eine dunkle, klamme Zelle, in der es nach Schweißfüßen und Mais-Chips roch, eine winzige Kammer mit einer massiven braunen Stahltür. Es gab keine Unterhaltung bis auf die Graffiti, die jeden Quadratzoll der Wände bedeckten. Ich fand es erstaunlich, was Leute für wichtig genug gehalten hatten, um es hier hineinzuschreiben. Zum Beispiel hielt jemand es für unerlässlich, die Welt wissen zu lassen, dass jemand namens » Pimp Hen « sehr gewandt in bestimmten sexuellen Manövern war. Ich fühlte mich ein bisschen wie ein Archäologe in einer Gruft.
    Sie ließen mich schätzungsweise zwei oder drei Stunden allein. An einem solchen Ort ist es unmöglich, die Zeit genau einzuschätzen. Es ist eine Form von geistiger Folter, und ich weiß nur, dass es mir vorkam wie eine Ewigkeit. Andauernd fragte ich mich: Wo ist sie? Ist sie hier im Gebäude? Haben sie sie in ein Dreckloch wie dieses hier gesteckt? Die Graffiti gaben keine Antwort auf diese Fragen. Ich ging wie ein Tier auf und ab, als ein Wärter kam, die Tür aufschloss und mir winkte, ich solle ihm folgen. Er führte mich in ein Büro, in dem ein aufgedunsener, dicker Mann saß. Er hatte kleine blanke Knopfaugen wie eine Ratte. Jerry Driver, der Jugendpfleger des County, und ich sahen einander zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht.
    Er wirkte ziemlich nett, als er sich vorstellte. Dann fing er an, mir Fragen zu stellen, und ich beantwortete sie, weil ich dachte, es gebe keinen Grund, es nicht zu tun. Er wollte wissen, warum wir in dem Trailer gewesen waren, und ich sagte, wir seien weggelaufen, weil ihre Eltern uns nicht in Ruhe lassen wollten. Nein, wir hätten nicht gewusst, wo wir hinwollten, und nein, wir hätten nicht gewusst, was wir anfangen sollten, wenn wir irgendwo angekommen wären. Wir wären davon ausgegangen, uns werde schon etwas einfallen.
    Ab diesem Moment wurde das Ganze unheimlich. Ohne dass das Lächeln aus seinem Gesicht wich, das aussah wie ein faltiger roher Klumpen Kuchenteig, fragte er: » Hast du etwas von Satanisten in dieser Stadt gehört? «
    Ich fand die Frage sonderbar, aber ich antwortete: » Nein. «
    Er ließ nicht locker. » Du hast nichts von Satanisten gehört? Von Plänen, Opfer zu bringen oder in Kirchen einzubrechen? « Die blanken kleinen Rattenaugen funkelten mich an, als ginge ihm allmählich wirklich einer ab, wenn er noch länger an dieses Zeug dachte. Man merkte, dass mit ihm etwas nicht stimmte.
    Ich war sicher, ich hätte eine umherstreunende Meute von blutrünstigen Teufelsanbetern bemerkt, wenn sie auf der Straße an mir vorbeigegangen wären und dabei laut über solche Themen geredet hätten. Also sagte ich: » Nein, da bin ich ziemlich sicher. « Er schien über etwas nachzudenken und nagte dabei mit seinen kleinen gelbfleckigen Rattenzähnen an der Unterlippe. Schließlich verschob er seinen fetten Wanst, um etwas aus seiner

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