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Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Titel: Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damien Echols
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eiskalt wurde. Es war fast wie ein Geburtstag. Sie wussten, ich war in der letzten Zeit durch die Hölle gegangen, und deshalb waren sie besonders nett. Emotional erschöpft, schlief ich früh ein.
    Am nächsten Morgen bekam ich Doughnuts zum Frühstück, bevor wir wieder in die Klinik fuhren. Ehe sie gingen, sagte die Ärztin meinen Eltern, ich würde in vierundzwanzig Stunden entlassen werden, und dann könnten sie mich abholen. Ich habe nie begriffen, weshalb ich noch einmal für einen Tag hatte zurückkommen müssen, aber dieser Tag verging schnell. Ich verabschiedete mich von den anderen Patienten, und dann war ich auf dem Weg nach Oregon.

DREIZEHN
    Die Fahrt nach Oregon dauerte fast eine ganze Woche, und ich genoss jeden Augenblick, obwohl die Trauer schwer in meinem Herzen lastete. Ich verließ meine Heimat, und ich hatte eine ziemliche Angst davor, alle und alles, was ich kannte, nie wieder zu sehen. Ich weinte so sehr, dass ich die Straße erst wieder erkennen konnte, als wir schon halb durch Oklahoma waren. Ich merkte, dass es meinen Vater nervös machte; ich sah es daran, wie er mich immer wieder aus dem Augenwinkel ansah. Aber nach dem ersten Tag hatte ich meinen Vorrat an Trauer aufgebraucht und konnte eine Zeitlang nicht mehr weinen. Von da an machte alles mehr Spaß.
    Die Reise dauerte so lange, weil wir einen orangegelben Umzugsanhänger mitschleppten. Wir hörten den ganzen Weg Musik, abwechselnd aus meiner und aus der Sammlung meines Vaters. Auf Eagles, Conway Twitty und Garth Brooks folgten Ozzy Osborn, Anthrax und Metallica, alles in ohrenbetäubender Lautstärke. Wir aßen nur in Raststätten und übernachteten in billigen Motels. Dieses Leben hatte ich als Kind geliebt, als meine Eltern zusammen waren und wir ungefähr einmal im Monat in einen anderen Staat zogen.
    Mein Vater war während der ganzen Reise in Bestform, und ich lachte über seine Verrücktheiten, bis ich keine Luft mehr bekam. Einmal verbrachte er einen ganzen Vormittag damit, auf die Präriehunde am Straßenrand und in der Umgebung der Raststätten aufmerksam zu machen. Mit dem würdevollen Gehabe und dem Gesichtsausdruck eines Mannes, der göttliche Weisheiten kundtut, erklärte er, ich solle die Augen offen halten, denn wenn ich sähe, wie jemand einen Präriehund überfuhr, würde ich auch sehen, wie alle seine Freunde angerannt kämen und anfingen, ihn aufzufressen. Über die Art, wie er mir diese kleine Information mitteilte, musste ich mich ausschütten vor Lachen. Er sah mich einen Moment lang an, bevor er loskicherte, und dann hörte er abrupt wieder auf und ließ den Blick hin und her huschen, als befürchte er, jemand könnte zuhören. Darüber musste ich dann noch mehr lachen, denn ich sah, dass er keine Ahnung hatte, was ich da so lustig fand.
    Meinen Vater im Umgang mit Restaurantangestellten zu sehen war auch ein interessantes und heiteres Erlebnis. Ich kann nicht genau sagen, was es im Einzelnen ist, aber das Gesamtbild ist zum Totlachen. Er bestellte sich zum Beispiel eine Tasse Kaffee, und dann schaute er die Kellnerin durchdringend an und sprach mit nachdrücklicher Betonung die Worte zweimal und Zucker. Wenn sie sich abwandte und weggehen wollte, rief er ihr nach: » Hey! « Sie drehte sich um, und er schaute ihr in die Augen und hob langsam und feierlich zwei Finger, um sie daran zu erinnern: » Zweimal. «
    Mein kleiner Bruder Timothy war auch eine Nummer für sich. Es klingt merkwürdig, wenn ich sage, er war genau wie mein Vater, nur ganz anders, aber genauso ist es. Er hatte seine ganz eigenen Manierismen, aber alles, was er tat, war so, wie auch mein Vater es tun würde. Ich habe den Kontakt zu ihm verloren. Als ich verhaftet wurde, zog er zu seiner Mutter. Ich muss oft an ihn denken und frage mich, was für ein Mensch er geworden ist.
    In Oregon zogen wir in eine Wohnung mit drei Schlafzimmern in einer Stadt namens Aloha. Es war eine schöne Wohnung, und ich bekam das größte Zimmer, obwohl ich nichts hatte, das ich hineinstellen konnte. Als wir unsere Möbel aus dem Anhänger luden, sah ich, dass meine Mutter fast nichts von unseren Sachen mitgebracht hatte. Ich fragte sie, wo sie geblieben seien, und sie sagte, sie habe alles in Lakeshore gelassen. Das konnte ich fast nicht glauben. Sie hatte nicht versucht, irgendetwas zu verkaufen, um mehr Geld für den Umzug zu haben, sie hatte es auch nicht an Leute verschenkt, die es vielleicht noch gebrauchen konnten – sie hatte es einfach zurückgelassen.

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