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Mein Leben Ohne Gestern

Mein Leben Ohne Gestern

Titel: Mein Leben Ohne Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Genova
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je nach einer dieser Reisen krank? Fieber?«
    »Nein.«
    »Nehmen Sie irgendwelche Medikamente, irgendetwas gegen Allergien, Ergänzungsmittel, irgendetwas, das Sie normalerweise nicht als Medizin ansehen würden?«
    »Nur Multivitamintabletten.«
    »Sodbrennen?«
    »Nein.«
    »Gewichtsveränderungen?«
    »Nein.«
    »Blut im Urin oder Stuhl?«
    »Nein.«
    Dr. Moyers Fragen folgten im Sekundentakt auf Alice’ Antworten und sprangen von einem Thema zum nächsten, bevor Alice Zeit hatte, der Logik dahinter zu folgen. Als würde sie mit geschlossenen Augen in einer Achterbahn sitzen, konnte sie nicht sagen, in welche Richtung sie als Nächstes geworfen werden würde.
    »Bereitet Ihnen irgendetwas mehr Sorgen oder Stress als sonst?«
    »Nur dass ich mich an manche Dinge nicht erinnern kann. Davon abgesehen, nein.«
    »Wie läuft es in Ihrer Ehe?«
    »Gut.«
    »Glauben Sie, dass Ihre Stimmung im Großen und Ganzen gut ist?«
    »Ja.«
    »Glauben Sie, Sie könnten depressiv sein?«
    »Nein.«
    Alice kannte sich aus mit Depressionen. In den Monaten nach dem Tod ihrer Mutter und ihrer Schwester, als sie neunzehn war, verlor sie den Appetit, sie konnte nicht mehr als ein paar Stunden am Stück schlafen, obwohl sie entsetzlich erschöpft war, und sie verlor das Interesse und die Freude an allem. Das ging etwas über ein Jahr lang so, und sie hatte seitdem nie wieder etwas Ähnliches erlebt. Das hier war völlig anders. Das hier war kein Fall für Prozac.
    »Trinken Sie Alkohol?«
    »Nur in Gesellschaft.«
    »Wie viel?«
    »Ein, zwei Gläser Wein zum Abendessen, vielleicht ein bisschen mehr bei einem besonderen Anlass.«
    »Nehmen Sie irgendwelche Drogen?«
    »Nein.«
    Dr. Moyer sah sie nachdenklich an. Während sie ihre Unterlagen durchlas, klopfte sie mit ihrem Stift darauf. Alice hatteden Verdacht, dass die Antwort nicht auf diesem Blatt Papier zu finden war.
    »Das heißt, ich bin doch schon in den Wechseljahren?«, fragte Alice, während sie die Papierunterlage auf ihrem Platz mit beiden Händen umklammerte.
    »Ja. Wir können gern Ihre FSH-Werte untersuchen, aber alles, was Sie mir erzählt haben, deckt sich völlig mit den Wechseljahrs-Symptomen. Das durchschnittliche Eintrittsalter dafür liegt zwischen achtundvierzig und zweiundfünfzig, das heißt, es entspricht genau Ihrem Alter. Sie könnten noch eine Weile ein paar Perioden im Jahr bekommen. Das ist völlig normal.«
    »Könnte mir ein Östrogenersatz gegen die Gedächtnisprobleme helfen?«
    »Wir behandeln Frauen heutzutage nicht mehr mit Östrogenersatz, es sei denn, sie leiden unter Schlafstörungen, wirklich unangenehmen Hitzewallungen oder bereits an einer Osteoporose. Ich glaube nicht, dass Ihre Gedächtnisprobleme mit den Wechseljahren zusammenhängen.«
    Das gesamte Blut wich aus Alice’ Kopf. Genau die Worte, die sie befürchtet und erst in letzter Zeit zu denken gewagt hatte, erschütterten, als ärztliche Ansicht geäußert, ihre hübsche, harmlose Erklärung. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, und sie war sich nicht sicher, ob sie bereit war zu hören, was es war. Sie kämpfte gegen den immer heftiger werdenden Drang an, sich entweder hinzulegen oder schnellstens aus diesem Sprechzimmer zu verschwinden.
    »Warum nicht?«
    »Gedächtnisstörungen und Orientierungslosigkeit spielen als menopausale Symptome neben ungesunden Schlafgewohnheiten nur eine untergeordnete Rolle. Diese Frauen kommen kognitiv nicht gut zurecht, weil sie nicht genug schlafen. Es kann natürlich sein, dass Sie in Wirklichkeit nicht so gut schlafen, wie Sie glauben. Vielleicht fordern IhrTerminkalender und Ihr Jetlag ihren Tribut, vielleicht machen Sie sich auch die ganze Nacht wegen irgendetwas Sorgen.«
    Alice dachte zurück an die Zeiten, als ihr ständig der Kopf brummte, wenn sie zu wenig geschlafen hatte. Sie war gewiss nicht in geistiger Höchstform gewesen in den letzten Wochen jeder Schwangerschaft, nach der Geburt jedes neuen Kindes, und manchmal, wenn sie mit einer Antragsfrist für Fördermittel zu kämpfen hatte. Doch in keiner dieser Situationen hatte sie je auf dem Harvard Square die Orientierung verloren.
    »Vielleicht. Könnte es sein, dass ich auf einmal mehr Schlaf brauche, weil ich älter oder in den Wechseljahren bin?«
    »Nein. Das stelle ich für gewöhnlich nicht fest.«
    »Wenn es kein Schlafmangel ist, was meinen Sie dann?«, fragte sie mit einer Stimme, aus der inzwischen jede Klarheit oder Zuversicht gewichen war.
    »Na ja, mir macht vor allem diese

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