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Mein Leben Ohne Gestern

Mein Leben Ohne Gestern

Titel: Mein Leben Ohne Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Genova
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Mom, nicht das, zeichne mir ein Pferd .
    »Ehrlich gesagt, will ich beides sehen, Alice. DieAlzheimer-Krankheit befällt die Scheitellappen schon in einem ziemlich frühen Stadium, und das ist der Ort, wo wir unsere internen Darstellungen des extrapersonalen Raums gespeichert haben. John, das ist der Grund, weshalb ich möchte, dass Sie mit ihr laufen gehen.«
    John nickte. Sie verbündeten sich gegen sie.
    »John, du weißt doch, dass ich nicht zeichnen kann.«
    »Alice, es ist eine Uhr, kein Pferd.«
    Verblüfft, dass er sie nicht in Schutz nahm, sah sie ihn zornig an und zog die Augenbrauen hoch, gab ihm eine zweite Chance, ihren völlig berechtigten Standpunkt zu bestätigen. Er starrte nur zurück und spielte mit seinem Ring.
    »Wenn Sie mir eine Uhr zeichnen, dann trage ich Ihnen Viertel vor vier ein.«
    Dr. Davis zeichnete ein Ziffernblatt auf ein neues Blatt Papier, und Alice trug die Zeiger ein, die auf die korrekte Zeit zeigten.
    »Okay, ich möchte Sie jetzt bitten, mir den Namen und die Adresse zu wiederholen, die ich Ihnen vorhin genannt habe.«
    »John Black, irgendwas West Street, Brighton.”
    »Okay, war es zweiundvierzig, vierundvierzig, sechsundvierzig oder achtundvierzig?«
    »Achtundvierzig.«
    Dr. Davis schrieb etwas Längeres auf das Blatt Papier mit der Uhr.
    »John, hör bitte auf, an meinem Stuhl zu ruckeln.«
    »Okay, dann lassen Sie uns jetzt über die Optionen klinischer Versuche sprechen. Zurzeit laufen hier und im Brigham Hospital mehrere Studien. Die Studie, die ich Ihnen empfehlen möchte, beginnt in diesem Monat mit der Patientenrekrutierung. Es ist eine Phase-III-Studie, und es geht um ein Medikament namens Amylex. Offenbar kann es lösliches Beta-Amyloid binden und seine Aggregierung verhindern, sodass – imGegensatz zu den Medikamenten, die Sie zurzeit nehmen – die Hoffnung besteht, ein weiteres Fortschreiten der Krankheit damit aufzuhalten. Die Phase-II-Studie sah sehr vielversprechend aus. Das Medikament wurde gut vertragen, und nach einer einjährigen Behandlung damit hatte sich die kognitive Funktionsfähigkeit der Patienten offenbar nicht mehr verschlechtert oder sogar verbessert.«
    »Ich nehme an, es ist Placebo-kontrolliert?«, fragte John.
    »Ja, es ist eine randomisierte Doppelblindstudie mit Placebo oder einer von zwei Dosierungen.«
    Das heißt, vielleicht bekomme ich nur Zuckerpillen . Sie nahm an, dass sich das Beta-Amyloid einen Dreck um Placebo-Effekte oder die Macht des Wunschdenkens scherte.
    »Was halten Sie von Sekretase-Hemmern?«, fragte John.
    Die gefielen John am besten. Sekretasen waren die natürlich vorkommenden Enzyme, die normale, harmlose Beta-Amyloid-Mengen freisetzten. Die Mutation in Alice’ Präsenilin-1-Sekretase verhinderte die notwendige Regulierung, sodass zu viel Beta-Amyloid produziert wurde. Zu viel war schädlich. Wie bei einem Wasserhahn, den man nicht abstellen konnte, lief ihr Spülbecken rasch über.
    »Im Augenblick sind die Sekretase-Hemmer entweder zu toxisch für den klinischen Gebrauch oder …«
    »Was ist mit Flurizan?«
    Das war ein entzündungshemmendes Medikament wie Advil, und Myriad Pharmaceuticals behauptete, es würde die Produktion von Beta-Amyloid 42 verringern. Weniger Wasser im Spülbecken.
    »Ja, das bekommt zurzeit viel Aufmerksamkeit. Dazu läuft im Augenblick eine Phase-II-Studie, aber nur in Kanada und England.«
    »Was würden Sie davon halten, wenn Alice Flurbiprofen nehmen würde?«
    »Bislang verfügen wir noch über keine Daten, um sagen zukönnen, ob es die Alzheimer-Krankheit wirksam behandeln kann oder nicht. Wenn sich Alice gegen die Teilnahme an einem klinischen Versuch entscheidet, dann würde ich sagen, es könnte vermutlich nichts schaden. Aber wenn sie an einer Studie teilnehmen will, dann würde Flurbiprofen als experimentelle Behandlung von Alzheimer gelten, und die Einnahme würde sie von der Studie ausschließen.«
    »Na schön, wie sieht es mit den monoklonalen Antikörpern von Elan aus?«, fragte John.
    »Das gefällt mir, aber es befindet sich erst in Phase I, und im Moment findet dafür keine Patientenrekrutierung statt. Vorausgesetzt, es besteht die Sicherheitsstufe, wird Phase II vermutlich nicht vor dem Frühjahr nächsten Jahres eingeleitet werden, und ich würde Alice, wenn möglich, gern früher in einer Studie unterbringen.«
    »Haben Sie je einen Patienten mit einer IVIg-Therapie behandelt?«, fragte John.
    Davon hielt John ebenfalls viel. Aus gespendetem Blutplasma gewonnen,

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