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Mein Leben ohne Limits

Mein Leben ohne Limits

Titel: Mein Leben ohne Limits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Vujicic
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dachte ich: Vielleicht habe ich auch eines Tages eine tolle Geschichte zu erzählen.

KAPITEL 4 
Liebe dein vollkommen unvollkommenes Ich
    E
    inmal stand ich während einer Tour in Südostasien vor gut dreihundert hochkarätigen Geschäftsleuten und Unternehmern aus Singapur. Nachdem mein Vortrag beendet war und sich der Saal leerte, drängte sich ein ehrwürdiger Herr zu mir nach vorn. Er sah genauso erfolgreich und selbstsicher aus wie der Rest der Zuhörerschaft, deswegen überraschten mich seine ersten Worte:
    „Nick, bitte helfen Sie mir.“
    Ich bekam mit, dass diesem erfolgreichen Mann drei Banken gehörten. Und trotzdem stand er mit flehendem Blick vor mir. Sein materieller Reichtum hatte ihn nicht vor seiner Verzweiflung geschützt.
    „Ich habe eine wundervolle Tochter, sie ist dreizehn“, erklärte er. „Aber jedes Mal, wenn sie in den Spiegel schaut, sagt sie, dass sie sich hässlich findet. Ich weiß nicht, warum! Es bricht mir das Herz, dass sie nicht merkt, wie hübsch sie ist. Wie schaffe ich nur, dass sie sieht, was ich sehe?“
    Ich konnte seine Verzweiflung gut verstehen. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn Eltern mitansehen müssen, wie ihre Kinder leiden! Der Mann gab sich alle Mühe, damit seine Tochter ihren Selbsthass überwindet. Selbstannahme in jungen Jahren ist so wichtig! Wenn man sich selbst nicht leiden kann, wenn man jung und gesund ist, was soll erst werden, wenn das Alter anklopft und die ersten Wehwehchen kommen? Außerdem: Hasst man sich einmal aus irgendeinem beliebigen Grund, kommen schnell noch hundert andere dazu. Die Unsicherheit kann für einen Teenager zur Abwärtsspirale werden, wenn er oder sie sich nur auf seine Fehler und Macken konzentriert und die Stärken vergisst.
    In der Bibel steht, dass wir „wunderbar gemacht“ sind. Warum fällt es uns dann so schwer, uns anzunehmen? Warum belasten wir uns mit dem Gefühl, nicht hübsch genug, nicht groß genug, nicht schlank genug, nicht gut genug zu sein? Ich bin mir sicher, dass der Mann aus Singapur alles versucht hat. Bestimmt hatte er seine Tochter mit Lob und Anerkennung überhäuft, um ihren Selbstwert aufzubauen. Eltern und Freunde können dir so viel Mut zusprechen wie sie wollen – ein gemeiner Kommentar von einem Klassenkameraden oder eine fiese Bemerkung vom Chef oder Kollegen genügt, um die ganze Aufbauarbeit zunichtezumachen.
    Wenn man sein Selbstbild von der Meinung anderer abhängig macht oder sich ständig mit anderen vergleicht, wird man verletzlich. Man schlüpft in eine Opferrolle. Wer sich selbst nicht mag, dem fällt es auch schwer, andere anzunehmen. Das führt irgendwann zu Isolation und Einsamkeit. Einmal sprach ich mit einer Gruppe von Teenagern über das Thema, dass man als Jugendlicher weniger gut aussehende und nicht so sportliche Mitschüler meidet, weil man selbst beliebt sein will. Um mein Argument zu untermauern, fragte ich sie direkt: „Wer von euch wäre gern mein Freund?“
    Zu meiner großen Erleichterung gingen fast alle Hände nach oben.
    Aber dann legte ich nach: „Es ist also egal, wie ich aussehe, oder?“
    Ich ließ die Frage sacken. Gerade hatten wir darüber gesprochen, dass es so viel Zeit und Energie kostet, die richtigen Klamotten zu haben, eine coole Frisur, nicht zu dick zu sein, nicht zu dünn, nicht zu gebräunt, nicht zu hell – alles nur, um dazuzugehören.
    „Wie kommt es, dass ihr einem Typen ohne Arme und Beine die Freundschaft anbietet – jemandem, der so anders ist wie es nur geht – und zugleich euren Klassenkameraden ablehnt, nur weil er nicht die richtigen Jeans hat, die richtige Hautfarbe oder einen Körper, der nicht zum Laufsteg passt?“
    Wer an sich selbst einen überhöhten Maßstab anlegt und sich unter Druck setzt, fängt an, andere zu verurteilen. Wer lernt, sich anzunehmen, findet nicht nur endlich Frieden, sondern macht die Bahn frei für ein erfülltes Leben.
    Ich glaube, Teenager und junge Erwachsene auf der ganzen Welt stehen unter dem gleichen Druck. Erst kürzlich wurde ich nach China und Südkorea eingeladen, um zu jungen Leuten zu sprechen. Die Menschen dort arbeiten hart und das Wirtschaftswachstum ist immens, aber zugleich gibt es besorgniserregend hohe Depressions- und Selbstmordraten.
    Zum Zeitpunkt meiner Ankunft in Südkorea hatten gerade die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver begonnen. Es war amüsant, den Nationalstolz und die Begeisterung der Leute in Seoul zu sehen, als Kim Yu-Na, Südkoreas „Königin des

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