Mein Leben ohne Limits
Akzent, damit wir in der neuen Schule nicht gehänselt werden würden. Gegen mein Aussehen konnte ich nichts tun, aber wenigstens meine Aussprache konnte ich anpassen. Später merkte ich dann, dass die Amerikaner den australischen Akzent lieben. Crocodile Dundee war hier ein großer Hit gewesen. Weil ich mir solche Mühe gab, wie meine Klassenkameraden zu klingen, verpasste ich viele Möglichkeiten, die Mädchen zu beeindrucken.
Der Umzug war die erste große Veränderung in meinem Leben. Und die Sache mit dem Akzent war nicht der einzige Fehler, den ich machte. Die neue Schule hieß Lindero Canyon Middle School und lag am Fuß der Santa Monica Mountains, nicht weit von meinem heutigen Zuhause entfernt. Die Schule war großartig, aber ich tat mich trotzdem schwer. Keinem Kind fällt es leicht, den Ort zu verlassen, wo es aufgewachsen ist, die Schule zu wechseln und neue Freunde zu finden. Und ich war nicht nur „der Neue“. Ich sah auch nicht „normal“ aus. Ich war der einzige Schüler im Rollstuhl und der Einzige, der einen persönlichen Helfer brauchte. Die meisten Teenies haben Bammel davor, ausgelacht zu werden, wenn sie irgendwo einen Pickel haben. Und nun stell dir meine Angst vor.
Schon auf meiner ersten Schule in Melbourne und später in Brisbane in Australien hatte ich ordentlich zu kämpfen, um akzeptiert zu werden. Was hat es mich für Energie gekostet, meine Klassenkameraden davon zu überzeugen, dass ich cool genug war, um sich mit mir abzugeben! Und jetzt musste ich wieder von vorn anfangen.
ALLES BLEIBT ANDERS
Manchmal durchleben wir Phasen der Veränderung und sind uns gar nicht bewusst, welche Auswirkungen solche Umbruchzeiten auf uns haben. Stress, Unsicherheit und sogar Depressionen können entstehen, wenn man seine gewohnten Pfade verlassen muss. Vielleicht kennst du deine Bestimmung, hast Hoffnung für die Zukunft, glaubst an das Gute, magst dich selbst, hast eine positive Einstellung zum Leben, stellst dich deinen Ängsten und machst das Beste aus Misserfolgen. Wenn du dich aber von den zwangsläufigen Veränderungen im Leben völlig aus der Bahn werfen lässt, dann wird deine Entwicklung nicht in Gang kommen.
Oft wehren wir uns gegen Veränderung. Aber wer will schon ein Leben ganz ohne? Manchmal macht man gerade die besten Erfahrungen, weil man umzieht, den Job wechselt, das Studienfach ändert oder einen passenderen Freund sucht.
Unser Leben ist ja eine Laufbahn: Kindheit, Jugend, Erwachsenenleben, Alter. Wenn sich in dieser ganzen Zeit überhaupt nichts verändern würde, müssten wir vor Langeweile sterben. Veränderung geht aber auch nicht von jetzt auf gleich. Manchmal braucht man Geduld. Nicht alles haben wir in der Hand, und bestimmt nicht jede Veränderung kommt zum besten Zeitpunkt.
Ich kenne zwei Arten von Veränderung, die einen aus dem Alltag herausreißen. Die eine geschieht mit einem. Die andere geschieht in einem. Die erste kann man nicht steuern, die zweite schon.
Auf die Entscheidung meiner Eltern, in die USA zu ziehen, hatte ich keinen Einfluss – genauso wenig wie darauf, ohne Arme und Beine geboren zu werden. Beides lag außerhalb meiner Reichweite. Aber ich konnte entscheiden, wie ich mit beidem umgehen wollte. Also akzeptierte ich unseren Umzug und entschloss mich, das Beste draus zu machen.
Die Fähigkeit, mit unerwarteten oder unerwünschten Veränderungen umzugehen, hast du übrigens auch. Mitunter geht es ja so schnell, dass man regelrecht überrumpelt ist: Ein geliebter Mensch stirbt, die Kündigung flattert auf den Schreibtisch, eine Krankheit bricht aus, ein Unfall passiert. Man begreift gar nicht gleich, was für eine Veränderung sich da zusammengebraut hat. Der erste Schritt, um mit plötzlichen Ereignissen dieser Art umzugehen, ist also, wachsam zu sein und sich klarzumachen, dass eine neue Phase beginnt – ob nun eine gute oder nicht. Schon diese Erkenntnis kann den Stress reduzieren. Man braucht hierfür Gedanken wie: Also gut, jetzt kommt etwas Neues. Das wird sicher am Anfang komisch sein. Ich werde trotzdem ruhig bleiben, nicht panisch reagieren und Geduld haben. Am Ende wird alles gut werden.
Bei unserem Umzug hatte ich jede Menge Zeit, über die ganzen Veränderungen nachzudenken. Trotzdem gab es Momente, in denen ich mich hilflos fühlte. Manchmal wollte ich laut schreien: „Ich will zurück in mein altes Leben!“
Ich fürchte, solche Momente gehören einfach dazu. Wenn ich heute daran denke, muss ich darüber schmunzeln, weil ich
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