Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
langsam und Schritt für Schritt zurück. Es war gewiss, dass er sich nicht retten konnte. Was ihm jedoch gelingen musste, war, lange genug nach dem ersten Schlag zu leben, um den Mann mit sich in den Tod zu reißen.
»Ihr könnt sie nicht retten«, sagte der Schwarzhaarige und lächelte dünn, da er Stephens Absicht erkannte. »Keiner ist so gut.«
Der Mann rückte ein winziges Stück näher und drängte Stephen näher ans Bett und Isobel.
»Es ist eine Schande, dass ich sie nicht verschonen kann, hat sie mir doch den Ärger erspart, de Roche selbst zu töten«, sagte der Mann. »Ich bedaure es jetzt doch, dass ich ihm dabei geholfen habe, meine Halbschwester zu heiraten.«
»Merkwürdig, dass Ihr Euch an Bigamie stört, an Mord jedoch nicht.«
»Was bedeuten schon ein paar Mönche mehr oder weniger?«, sagte der Mann und zog eine Augenbraue hoch. »Aber ich habe nur eine Schwester, und ich will nicht, dass ihr Schande widerfährt.«
Stephen entwickelte einen Plan. Er würde das Schwert mit dem linken Arm von seinem Herzen abwehren und den Dolch des Mannes mit der rechten Hand ergreifen. Bis der Mann ein zweites Mal mit dem Schwert zustieß, hätte Stephen ihm den Dolch unter das Brustbein gerammt.
Keiner von ihnen beiden würde überleben, doch Isobel konnte entkommen.
Stephen machte einen weiteren Schritt zurück, um der Schwertspitze des Mannes auszuweichen. Er fühlte Isobel direkt hinter sich. Es war an der Zeit.
»Deine Hand«, flüsterte sie.
Vorsichtig streckte er eine Hand nach hinten aus. Als ihre Finger seine berührten, überkam ihn Dankbarkeit. Eine letzte Liebkosung, bevor er starb. Er sog die Luft ein und machte sich bereit.
34
Da LeFevres Aufmerksamkeit voll und ganz auf Stephen lag, wich Isobel so schnell, wie sie es wagte, ans Fußende ihres Bettes zurück. Ein kleiner Schritt. Dann noch einen.
LeFevre rückte langsam näher, als treibe er ein Tier in die Ecke, das sich als gefährlich und unberechenbar erweisen könnte. Das Ende des tödlichen Tanzes war nah, und beide Männer wussten es.
Isobel ließ ihre Hand unter die halb zugezogenen Bettvorhänge gleiten. Sie suchte zwischen der Matratze und dem Bettrahmen, bis sie es spürte. Kühler Stahl, angenehm und vertraut.
Die Matratze hielt die Scheide fest, während sie das Schwert herauszog. Unter dem Schutz des Bettvorhangs brachte sie das Schwert an ihre Seite. Stephen war ihr jetzt so nah, dass sie seine Hitze und die Anspannung, die ihn durchlief, spüren konnte.
Dann erkannte sie mit einer solchen Gewissheit, als hätte er es laut ausgesprochen, dass Stephen vorhatte, sich für sie zu opfern, um sie zu retten.
»Deine Hand«, flüsterte sie.
Als seine Finger ihre berührten, drückte sie ihm das Heft des Schwertes in die Hand.
Stephen bewegte sich so schnell, dass sie nicht einmal sah, wie er zuschlug. Doch LeFevre stürzte zu Boden, den Mund vor Überraschung weit aufgerissen, ein verräterischer Blutfleck über dem Herzen. Sein Kopf schlug dumpf auf dem Boden auf.
Stephen wirbelte herum und riss sie an sich.
Wie ein rauschender Fluss durchströmte sie der Schrecken, den sie so lange zurückgehalten hatte. Sie vergrub das Gesicht an seiner Schulter.
»Ich dachte, du hättest die Stadt verlassen«, flüsterte sie.
Seine Arme schlossen sich enger um sie. »Ich konnte dich nicht zurücklassen.«
Sie atmete tief ein. Sein vertrauter Geruch tröstete sie. Umschlossen von der Stärke seiner Arme, fühlte sie sich zum ersten Mal, seit sie Caen verlassen hatte, in Sicherheit. In Sicherheit. Endlich war sie in Sicherheit.
Viel zu früh löste er die Umarmung.
Stephens Gesichtsausdruck war angespannt, doch er schenkte ihr ein leises Lächeln. »Du musst noch ein bisschen länger tapfer sein. Es könnte uns jemand gehört haben. Wir müssen verschwinden.«
Sie richtete sich auf und nickte. Das war nicht die Zeit für Schwäche. Als sie kühle Nässe verspürte, schaute sie an sich herab und taumelte. Die Vorderseite ihres Hemdes war von de Roches Blut durchtränkt.
»Ich gebe dir ein sauberes Hemd, wenn wir draußen sind.« Mit dem zerrissenen Vorhang wischte er ihr das Blut aus dem Gesicht und vom Hals. Dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und drückte ihre Hand.
»Draußen stehen Pferde für uns.« Stephen reichte ihr ihr Schwert.
»Das ist … war … de Roches Cousin, Thomás LeFevre«, sagte sie und deutete auf die Leiche am Boden. »Der Brief stammte von ihm, nicht von Trémoille.«
Stephen säuberte seinen Dolch
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