Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
den hin und wieder vom Wahnsinn heimgesuchten König Karl kontrollierten, hatten ein Treffen der beiden Monarchen in Chartres vorgeschlagen. König Heinrich hatte zugestimmt, da solch ein Treffen zu einem auf diplomatischem Weg herbeigeführten Ende des Konfliktes führen konnte. Um das Treffen geheim zu halten, würde Heinrich seine Armee in Caen zurücklassen und nur mit einer kleinen Eskorte nach Chartres reisen.
Falls die Armagnacs vorhatten, König Heinrich zu ermorden, bot ihnen das Treffen in Chartres die perfekte Gelegenheit.
Stephen hatte seiner Gruppe bloß zwei bis drei Stunden Ruhe im Wald vor Rouen gestattet. Am Morgen waren sie früh aufgebrochen und den ganzen Tag hart geritten. Er erlaubt ihnen erst eine Pause, als die Dunkelheit den Ritt für die Pferde zu gefährlich machte.
Er fand Isobel vor dem knisternden Feuer sitzen, Linnets Kopf in ihrem Schoß. Sie blickte auf, als er sich ihr näherte, und schenkte ihm ein erschöpftes Lächeln.
»Ich hasse es, sie aufzuwecken, damit sie ihr Abendbrot aufisst«, sagte sie.
»Ich kümmere mich darum, dass sie morgen früh eine Extraportion bekommt.« Er kniete sich hin, um das Mädchen hochzuheben. »Du solltest dich auch hinlegen. Wir brechen bei Tagesanbruch wieder auf.«
Es schmerzte ihn zu sehen, wie abgespannt ihr Gesicht aussah.
»Ich war noch nie im Leben so müde«, sagte sie und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Trotzdem kann ich noch nicht schlafen.«
Linnets Arme und Beine hingen schlaff herunter, als er sie zu der Wolldecke trug, die sie sich mit Isobel teilen würde. Als er zurückkehrte, war Isobel verschwunden. Er blickte über das Feuer, wo Geoffrey, Jamie und François sich auf ihren Decken zusammengerollt hatten.
»Sie ist zum Bach, um sich zu waschen«, sagte Geoffrey.
»Passt auf Linnet auf«, trug Stephen ihnen auf. Er war verwirrt, dass sie Isobel allein hatten gehen lassen.
Beim Mondlicht folgte er dem Ufer des Bachs fort von ihrem Lager. Den ganzen Tag über wollte er schon mit ihr sprechen. Doch der Ritt war zu anstrengend gewesen, um sich ernsthaft zu unterhalten, und er musste ständig Ausschau nach Gefahren halten. Und jetzt, da sich ihm endlich eine Gelegenheit bot, war er sich unsicher, wie er ihr gegenüber das Thema ansprechen sollte.
Er hörte Wasser spritzen und entdeckte eine dunkle Gestalt am Ufer hocken. Er eilte zu ihr und half ihr auf die Beine.
»Isobel, du frierst dich zu Tode!« Er wickelte seinen Umhang um sie und hielt sie, bis sie aufhörte zu zit-
tern.
Er lehnte sich zurück, um ihr ins Gesicht sehen zu können, doch der Mond schien nicht hell genug, dass er ihren Gesichtsausdruck lesen konnte. Sicherlich wusste sie doch, was er ihr mitteilen wollte. Er nahm ihre Hände und wartete, hoffend, dass sie vielleicht etwas sagen würde, um ihn zu ermutigen.
Letztendlich sagte er einfach, was er wollte: »Sobald wir angekommen sind, möchte ich den König um Erlaubnis für unsere Heirat bitten.«
Er hörte, wie sie scharf die Luft einsog.
»Wir müssen schnell handeln, bevor der König einen neuen Ehemann für dich bestimmt.« Er war entschlossen, sich nicht noch einmal von Heinrich ausmanövrieren zu lassen.
»Ich dachte, du hättest es verstanden«, sagte sie zögernd. »Ich bin nicht von dir schwanger.«
Ihre Worte trafen sein Herz wie ein Messerstich. »Du hältst das für den einzigen Grund, weshalb wir heiraten sollten?« Seine Stimme verriet seine Bestürzung, doch er konnte es nicht ändern.
Als sie es nicht abstritt, schluckte er seinen Stolz hinunter. »Aber du brauchst einen Ehemann; de Roche könnte dich geschwängert haben.« Er zwang sich, äußerlich ruhig zu bleiben, auch wenn sich ihm bei dem Gedanken, der Schurke könnte sie berührt haben, der Magen umdrehte.
»Auch davor brauchst du mich nicht zu retten.« Ihre Stimme war hoch und angespannt. »Ich bin nicht in Gefahr, sein Kind unter dem Herzen zu tragen.«
Stephen sackte erleichtert zusammen. Gott sei gepriesen, der miese Schuft hatte sie nicht genommen.
Trotzdem verlief die Unterhaltung nicht so, wie er es sich erhofft hatte.
»Ich möchte dich zur Frau haben«, sagte er, sich mit einiger Verspätung an Catherines Rat erinnernd, »weil ich dich liebe.«
»Wenn das wahr ist«, schnauzte sie ihn an, »dann tut es mir leid.«
Seine Hoffnungen fielen in sich zusammen. Um Ruhe bemüht, fragte er: »Magst du mich denn gar nicht?«
»Nicht mögen?« Isobel raufte sich das ohnehin bereits verwuschelte Haar. »Wenn ich
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