Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
brauche ich, um die Männer nach Caen zurückzuführen.«
Als Jamie ihm widersprechen wollte, hob Stephen die Hand. »Das ist ein Befehl, Jamie. Der König muss ohne weitere Verzögerung vor dem geplanten Attentat gewarnt werden. Er muss über den Verrat der Burgunder Bescheid wissen. Ich werde euch folgen, sobald ich kann.«
Wie er es schaffen würde, mit Isobel und François nach Caen zu gelangen, war ihm noch nicht ganz klar. Darüber würde er sich Gedanken machen, sobald er Isobel aus de Roches Haus geschafft hatte.
Jamie schien sich mit seiner Entscheidung abzufinden. Binnen einer Viertelstunde hatten die Männer aufgesessen und waren zum Aufbruch bereit. Linnet hingegen wollte sich nicht einfach in ihr Schicksal ergeben. Mit verkniffenem Gesicht weigerte sie sich sogar, sich von Stephen und François zu verabschieden, bevor sie mit den Männern davonritt.
Stephen zog sich um. Er trug nun wieder seine übliche Kleidung und schmierte sich und François Schlamm auf die Stiefel, um den Eindruck zu erwecken, dass sie lange unterwegs gewesen waren. Bei Einbruch der Dunkelheit saßen sie auf und setzten sich in Richtung der Stadt in Bewegung. Der inzwischen aufgekommene kalte Wind gab ihnen einen Vorwand, die Kapuzen tief ins Gesicht zu ziehen und sich eng in ihre Umhänge zu wickeln, als sie sich dem Stadttor näherten.
Falls die Wachen es unklug von dem Händler auf dem prachtvollen Pferd fanden, mit nur einem einzigen Diener außerhalb der Stadtmauern unterwegs zu sein, machten sie sich nicht die Mühe, ihn darauf hinzuweisen.
»Wenn du ins Haus gelangt bist, kommst du zurück und wartest in der Nähe des Tores auf mich«, wies Stephen François an. »Wir müssen uns überlegen, was du unternimmst, falls ich nicht zurückkehre.«
Stephen fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und versuchte nachzudenken. Verdammt. »Ich wünschte, ich würde wenigstens eine Menschenseele in dieser verfluchten Stadt kennen, der ich vertrauen kann«, murmelte er vor sich hin.
»Was ist mit Madame … äh … Sybille?«
Stephen verdrehte die Augen. Gott im Himmel, war das klug? Die Kurtisane hatte etwas anderes im Sinn gehabt, als sie Stephen ihre Adresse ins Ohr flüsterte. Wie auch immer, er hatte diese Adresse.
»Wenn ich bei Sonnenaufgang nicht zurück bin, gehst du zu ihrem Haus in die Rue St. Romain neben der kleinen Kirche«, sagte er. »Sybille kann Robert eine Nachricht zukommen lassen, ihm wird eine Möglichkeit einfallen, wie er dich nach Caen schaffen kann.«
Sie nahmen einen Umweg zu der schmalen Gasse, die an der Rückseite von de Roches Haus und Stallungen entlangführte. Dann versteckte sich Stephen mit den Pferden im Schatten, während François sich am Hintereingang meldete.
»Höchste Zeit, dass du dich blicken lässt, Junge.«
Auf die schroffe Begrüßung folgte das Knarren des Tores. Das Glück war mit ihnen – der Mann war noch nicht darüber informiert worden, dass François nicht mehr in de Roches Diensten stand. Stephen lockerte den Griff um das Heft seines Schwertes.
»Hast dich wohl wieder in der Stadt rumgetrieben statt zu arbeiten, hm?«, fuhr die barsche Stimme fort.
»Klar!«, entgegnete François. »Wie sollte ich sonst all die Geschichten erfahren, die ich dir erzählen kann? Ich hab dir auch eine Flasche Wein mitgebracht.«
Das Lachen des Mannes drang durch die Dunkelheit. »Dann komm mal rein, du Rumtreiber.« Ihre Stimmen verklangen, als das Tor sich klirrend schloss.
François war drinnen.
Stephen ging unruhig die dunkle Gasse hinauf und hinab und fragte sich, wie lange er wohl warten müsste. François hatte vorhergesagt, der Mann wäre um diese Zeit bereits angetrunken. Die Warterei kam ihm endlos vor.
Würde er Isobel allein vorfinden? O Gott, bitte mach, dass sie nicht mit de Roche im Bett liegt, wenn ich sie finde.
De Roche zu ermorden wäre gewiss enorm befriedigend, doch nicht vor Isobel. Der Schock, den sie erleiden würde, wenn er ihr die Nachricht überbrachte, die er von Sybille erfahren hatte, wäre groß genug. Nachdem sie in Paris Gerüchte über de Roches heimliche Heirat gehört hatte, hatte Claudette sie sich von de Roches Mutter bestätigen lassen. Stephen wusste, dass er es Isobel erzählen musste, um sie dazu zu bringen, mit ihm zu gehen.
Als das Tor wieder quietschte, spannte sich jeder Muskel in Stephens Körper an. Die Silhouette einer Gestalt beugte sich durch die Toröffnung.
»Stephen«, rief François leise in die Dunkelheit. Als Stephen zu ihm ans
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