Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
dich doch bloß nicht mögen würde! Wenn ich dich bloß nicht lieben würde!«
Alle Anspannung und Müdigkeit fiel von ihm ab. Er fühlte sich leicht und glücklich. Alles würde gut werden. Isobel liebte ihn.
Doch als er versuchte, sie in die Arme zu ziehen, riss sie die Hände in die Luft.
»Gerade weil ich dich liebe, könnte ich deine Untreue nicht ertragen«, sagte sie zurückweichend.
»Wie kannst du glauben, ich wäre dir untreu?«, fragte er und streckte die Arme nach ihr aus. »Ich liebe dich.«
»Glaubst du denn, ich wüsste nicht über deine anderen Frauen Bescheid?«, sagte sie mit lauter werdender Stimme. »Ich war da. Ich habe dich in Caen jeden Tag gese-
hen.«
»Ich werde mein Ehegelübde ehren«, sagte er scharf. Sah sie denn nicht, wie sehr sie ihn beleidigte?
»Einen Tag warst du in Rouen, und schon bekommst du Geld von einer Kurtisane, schon tut sie dir einen Gefallen!«
»Ich kann das mit den Frauen erklären …«
»Wenn es nicht die Frauen sind, dann ist es etwas anderes.« Als er wieder etwas sagen wollte, hielt sie sich die Ohren zu und rief: »Habe ich noch nicht genug durchgemacht?«
Er griff nach einer ihrer Hände und drückte sie an sein Herz. »Für dich will ich der beste Mann sein, der ich sein kann. Ich möchte, dass du stolz auf mich bist, möchte selbst stolz auf mich sein. Ich werde dir ein guter Ehemann sein, ein guter Vater. Isobel, bitte. Vertrau mir.«
»Ich kann nicht! Ich kann nicht!« Sie entriss ihm ihre Hand und rannte in der Dunkelheit vor ihm davon.
Als er ihr nachwollte, trat Geoffrey aus dem Nichts und verstellte ihm den Weg.
»Lasst sie gehen«, sagte Geoffrey und drückte die Hand auf Stephens Brust.
»Aber ich muss ihr sagen …«
»Nicht jetzt«, sagte Geoffrey, ohne zurückzuweichen. »Nicht heute Nacht. Könnt Ihr nicht sehen, wie erschöpft sie ist?«
Doch er musste ihr von seiner Tätigkeit als Spion erzählen, damit sie das mit den Frauen verstand. »Sie ist aufgebracht, ich …«
»Um Himmels willen, Stephen! Sie hat das Blut ihres letzten Mannes noch an sich kleben!«
Stephen erschauderte, als er sich an den Augenblick erinnerte, als er sich umgedreht und ihren Brustkorb voller Blut gesehen hatte.
»Sie hat versucht, es abzuwaschen«, sagte Geoffrey.
Stephen wusste, wie es war, von so viel Blut bedeckt zu sein. Obwohl er ihr letzte Nacht ein sauberes Hemd und einen Kübel Wasser gegeben hatte, bekam man nur mit einem heißen Vollbad und viel Schrubben das Blut aus allen Hautfalten.
Geoffrey nahm Stephens Arm und drehte ihn um. »Ihr müsst ihr Zeit geben, um sich zu erholen.«
»Ihr habt natürlich recht.« Stephen fühlte sich schlecht. Weniger als einen Tag nachdem sie der Vergewaltigung und Ermordung durch ihren letzten Verlobten entkommen war, drängte er sie zur Hochzeit.
»Ich sehe mehr, als meine Schwester meint«, sagte Geoffrey. »Setzt Euch, ich will versuchen, Euch zu helfen.«
Stephen ließ sich neben Geoffrey in das hohe, nasse Gras am Bach fallen. »Glaubt sie mir denn nicht, dass ich sie liebe?«, fragte er mit Verzweiflung in der Stimme.
»Ihr quält Euch mit der falschen Frage.« Geoffrey nahm einen Stein und warf ihn ins Wasser. »Was Isobel wissen will, ist, ob sie Euch vertrauen kann. Werdet Ihr da sein, wenn sie Euch braucht? Oder werdet Ihr sie für etwas opfern, was Euch wichtiger ist?«
Stephen starrte auf das dunkle fließende Wasser. Er hörte das Platschen eines weiteren Steins und beobachtete die kleinen Wellen im Mondlicht.
»Ich war damals zu jung, um mich an meine Mutter zu erinnern, bevor unsere Familie in Ungnade fiel«, sagte Geoffrey. »Aber für Isobel war es anders. Sie und unser Vater fühlten sich im Stich gelassen.«
»Isobel hat mir ein wenig davon erzählt.«
»Der Verlust machte ihre Bindung aneinander nur noch enger«, fuhr Geoffrey fort. »Sie genossen die Gesellschaft des anderen und hatten dieselben Interessen – Schwertkampf und schnelles Reiten. Sie wurde zu seiner Gefährtin und zu dem Sohn, den er sich immer gewünscht hatte. Es ist ein Glück, dass Isobel ein gutes Herz hat, denn unser Vater konnte ihr keinen Wunsch abschlagen. Er vergötterte sie.«
»Und dennoch hat er ihr Glück für eine Chance, sein Land zurückzubekommen, eingetauscht.«
»Sie war am Boden zerstört.« Geoffrey schüttelte den Kopf. »Ich sorge mich um ihre Seele, denn sie hat ihm immer noch nicht vergeben.«
»Dann ist es also egal, dass ich sie liebe? Sie wird immer befürchten, dass auch ich sie
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