Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
seinen Kopf segelte.
»Mach Platz, du Flegel!«, sagte Stephen und kroch ins Bett.
Noch lange nachdem Jamies Atem regelmäßig ging, lag Stephen wach und dachte nach. Als seine Gedanken zu Catherine wanderten, lächelte er. Die eine perfekte Frau. Er vermisste sie.
Mit einem enormen Gefühl der Erleichterung wurde ihm klar, dass er seit Jahren nicht mehr daran gedacht hatte, mit seiner Schwägerin ins Bett zu gehen. Zuletzt, als er in Jamies Alter gewesen war – und jeder wusste, wie Jungs in dem Alter waren!
Vielleicht war er doch nicht so verdorben, wie er befürchtet hatte.
Seine Gedanken wanderten zu der Dame aus Northumberland … und zu dem Blick, den sie ihm in den ersten Sekunden ihres Treffens geschenkt hatte.
Er wäre bereit, viel dafür zu tun, damit sie ihn noch einmal so anschaute.
6
Stephen verfluchte Sir John Popham, während er dem Pfad entlang der Burgmauer zur Wohnung des Vogtes folgte. Nebel waberte noch in Bodennähe, sodass der Burghof zu dieser frühen Stunde unheimlich wirkte. Setzte Popham ihre Besprechungen jeden Tag früher an, um ihn zu ärgern?
Er versuchte, seine Gedanken den Tagesgeschäften zuzuwenden, doch sie kehrten immer wieder zu der viel interessanteren Lady Isobel Hume zurück. Je öfter er sie sah, desto mehr faszinierte sie ihn. Und er sah sie oft; dafür sorgte er.
Zu flirten schien nicht Teil ihrer sozialen Interaktion zu sein. Was für eine so hübsche Frau ungewöhnlich war.
Ihr Lächeln erreichte nur selten ihre Augen, und er hatte sie noch nie laut lachen gehört. Wie beim Flirten waren auch hier seine Bemühungen umsonst. Er versuchte, sich vorzustellen, wie sich ihr Lachen wohl anhörte. Ein glockenhelles Klingeln? Ein leichtes Trillern?
Aye, er war fasziniert. Fast so sehr, wie er sich von ihr angezogen fühlte. Es lag nicht einfach daran, dass sie schön war. Nein, er wollte sie kennenlernen, wollte ihre Geheimnisse aufdecken.
Neugier war schon immer seine Schwäche gewesen.
Ein sonderbares Geräusch unterbrach seine Grübelei. Es kam aus einem der Vorratsräume, die entlang der Mauer errichtet waren. Er ging zu der niedrigen Holztür und lauschte.
Wisch! Wisch! Wisch! Das Geräusch war nicht zu verwechseln. Er zog sein Schwert und stieß die Tür auf, um einen Blick hineinzuwerfen.
»Lady Hume!«
Sie sah mindestens so überrascht aus wie er angesichts der Tatsache, dass sie allein breitbeinig in einem Vorratsraum stand, wo sie einen Getreidesack mit einem Schwert angriff.
»Das arme Ding ist wehrlos«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf den Sack. Korn rieselte aus einigen kleinen Rissen auf den unbefestigten Boden.
»Schließt die Tür!«, zischte sie. »Niemand darf mich hier sehen.«
Was für einen Anblick sie bot – mit ihren geröteten Wangen und Strähnen ihres dunklen Haares, die ihr im Gesicht und am Hals klebten. Gott stehe ihm bei! Er trat ein und zog die Tür fest hinter sich zu.
»Ich meinte, Ihr solltet draußen bleiben, wenn Ihr die Tür schließt.«
Obwohl sie einen Schritt zurückwich, während sie sprach, behielt sie ihr Schwert fest in der Hand. Wie es sein sollte.
Ihr dunkles Haar, das zu einem lockeren Zopf geflochten war, der ihr über die Schulter fiel, war noch schöner, als er es sich vorgestellt hatte. Und er hatte Stunden damit zugebracht, sich ihr Haar vorzustellen. Kein Mann durfte eine erwachsene Frau mit unbedecktem Haar sehen, es sei denn, er war ein enges Familienmitglied. Oder ihr Liebhaber. Die Intimität, die dadurch zum Ausdruck kam, ließ seinen Pulsschlag schneller werden.
Aye, die Dame hatte guten Grund nervös zu sein, wenn sie sich mit einem Mann allein an einem derart abgeschiedenen Ort aufhielt.
»Dieser Sack kann keine große Herausforderung darstellen«, sagte er in dem Versuch, sie zu beruhigen.
»Ihr macht Euch über mich lustig.« Sie klang verstimmt, doch er war zufrieden damit zu sehen, dass ihre Schultern sich entspannten.
»Ich glaube, ich wäre Euch ein besserer Trainingspartner, obschon ich Euch warnen muss«, er hielt inne und schaute bedeutungsvoll auf den Getreidesack, »ich werde nicht stillhalten, während ihr in mir herumstochert.«
Ihr plötzliches Lächeln ergoss sich über ihn wie ein Sonnenstrahl.
»Doch frage ich mich«, sagte sie und hob ihr Schwert in seine Richtung, »werdet Ihr quietschen wie ein Schwein, wenn ich Euch pikse?«
Er lachte laut auf. »Ich bin beschämt, zugeben zu müssen, dass dies das erste Mal ist, dass ich mit einer Frau die Klinge kreuze. Seid
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