Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
sein eigenes Inneres ganz weich wurde, als sie sagte: »Du hast Glück, einem Ritter dienen zu dürfen, der so fähig ist wie Sir Stephen. Gib gut Acht, dann wirst du viel von ihm lernen.«
François nickte ernst.
Wie hatte Isobel das angestellt? Schon jetzt fraßen ihr diese beiden Teufelsbraten aus der Hand.
Stephen hörte, wie ein Mann sich neben ihm räusperte, und drehte sich um. Kalte graue Augen fixierten ihn. Der dunkelhaarige Mann, dem sie gehörten, drängte sich zwischen Stephen und Isobel und klemmte sich Isobels Hand in die Armbeuge.
Ah, das also war Isobels säumiger Franzmann.
Stephen ließ den Blick langsam über den Mann wandern. Er wusste schon, wie er ihn nehmen würde. Jahre der Übung hatten es ihn gelehrt. William hatte entschieden, dass ein Junge mit scharfem Verstand und einem großen Mundwerk besser daran tat, nicht nur zu wissen, wie man auf dem Schlachtfeld seinen Mann stand, sondern auch, wie man sich in einer Schlägerei verteidigte. Jeden Tag hatte sein Bruder einen anderen Mann dazu bestimmt, mit ihm zu kämpfen. Der Unterricht hörte erst auf, als Stephen gelernt hatte, auf den ersten Blick die Stärken und Schwächen eines Mannes zu erkennen.
Der Mann, der jetzt vor ihm stand, war eingebildet und ein bisschen zu selbstsicher. Er war von breiter Statur und würde im Alter Fett ansetzen, dachte Stephen hämisch. Stark, aber nicht unbedingt schnell. Stephen würde ihn erst am …
Diese fröhlichen Überlegungen wurden von Isobel unterbrochen. »Sir Stephen Carleton, darf ich Euch Marquis Philippe de Roche vorstellen?«
Stephen wartete, ließ sich das Schweigen bewusst zwischen ihnen ausbreiten. Wenn er eine Katze gewesen wäre, hätte er mit der Schwanzspitze gezuckt.
»Er stammt aus Rouen«, fügte Isobel mit gepresster Stimme hinzu.
Stephen wusste verdammt gut, woher der Mann kam. Da Isobel ihn nicht ihren Verlobten genannt hatte, war sie vielleicht noch nicht unwiderruflich an diesen Mann mit Eis in den Augen gebunden. Die allzu perfekten Gesichtszüge des Mannes ließen ihn seelenlos wirken.
Aye, eine gebrochene Nase würde seinem Gesicht Charakter verleihen.
»Ihr nutzt das weiche Herz meiner Zukünftigen aus«, sagte de Roche zu Stephen und wandte sich dann an Isobel. »Ihr müsst nicht irgendein unbekanntes Mädchen nehmen, das dieser Mann irgendwo auf der Straße aufgelesen hat.«
Isobel legte dem Mädchen den Arm um die Schulter. »Aber wo soll ich eine andere Zofe finden, die mir Gedichte vorlesen kann?«
Stephen hätte sie am liebsten geküsst.
Die Muskeln an de Roches Kiefer spannten sich an, aber er tätschelte Isobels Hand. »Behaltet sie, wenn es Euch gefällt, meine Liebe.«
Die Liebkosung erinnerte Stephen daran, was dieser Mann für sie sein würde. Ihr Ehemann. Ihr Bettgefährte. Die Brust tat ihm weh.
»Komm, ich zeige dir meine Kammer«, sagte Isobel zu Linnet.
Isobel nickte François zum Abschied zu, doch das Lächeln verließ ihr Gesicht, als sie sich an Stephen wandte, um sich von ihm zu verabschieden. Während sie ihn mit diesen großen, ernsten Augen anschaute, wuchs der Schmerz in seinem Innern, bis er meinte, sein Brustkorb müsste daran zerbersten.
Sie schien zu erschrecken, als de Roche sie am Arm zog. Mit einem raschen Knicks wandte sie sich ab.
Er und François schauten ihr hinterher, da drehte Linnet sich um und zwinkerte ihnen über die Schulter zu. Dank de Roche war Linnet jetzt eine Verbündete. Und soweit man das von zwölfjährigen Mädchen behaupten konnte, war sie keine schlechte Verbündete.
Eine Verbündete wobei? Stephen atmete tief ein und schüttelte den Kopf. Was würde er tun, wenn er den Preis gewönne? Er wollte Isobel de Roche wegnehmen, wollte, dass sie stattdessen an seinem Arm den Saal verließ. Und er wollte sie ganz bestimmt in seinem Bett. Unbedingt. Doch da er keine Ehefrau wollte, war dies ein Kampf, bei dem er nichts verloren hatte.
Er spürte eine leichte Berührung an seinem Arm und drehte sich um. Claudette stand an seiner Seite.
»Was seid Ihr doch für ein törichter Mann«, flüsterte sie. »Hört auf, ihr nachzustarren. Wollte Ihr denn, dass es irgendjemand mitbekommt?« Sie nahm seinen Arm und drehte ihn schließlich zu François um. »Es ist besser, wenn alle glauben, Ihr würdet bei jeder hübschen Frau den Kopf verlieren, versucht mich doch einmal so anzusehen wie dieser Junge hier.«
Als er hinabblickte und den staunenden Ausdruck auf François’ Gesicht bemerkte, lachte er und wuschelte ihm
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