Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
Wort mit de Roche gewechselt hatte, seit sie den Saal verlassen hatten.
»Warte drinnen«, flüsterte sie dem Mädchen zu und versetzte ihr einen sanften Schubs durch die Tür.
Sie hob de Roches Hand an ihre Wange und sah ihm unverwandt in die Augen. Als sie bemerkte, wie schnell die Verärgerung in seinen Augen der Lust wich, lächelte sie selbstzufrieden. So schwierig war es doch gar nicht. Jetzt würde sie ihren Kuss bekommen.
Als er ihre Wange küsste, war sie enttäuscht. Nein, verärgert. Doch dann bewegten sich seine Lippen ihren Hals hinunter. Sie schloss die Augen und versuchte, sich auf seine warmen Lippen zu konzentrieren, auf seinen Atem an ihrer Haut. Stattdessen ertappte sie sich dabei, wie sie daran dachte, wie unbarmherzig er sie dazu zu bringen versucht hatte, Linnet nicht bei sich aufzunehmen. Dieser absolute Mangel an Mitgefühl für die Situation des armen Mädchens.
Dass Stephen die Verantwortung für die beiden Waisen übernommen hatte, überraschte sie. Er war ein Tunichtgut, ein Schürzenjäger, ein Trinker – und doch hatte Stephen ein weiches Herz.
Sie hatte de Roche vergessen, als sie plötzlich hart gegen die Tür gestoßen wurde und der Knauf ihr schmerzhaft in den Rücken drückte. De Roches Mund presste sich auf ihren, tat ihr weh. Mit seiner Zunge in ihrem Rachen, die sie würgte, bekam sie keine Luft mehr. Panik stieg in ihr auf, als sie vergeblich versuchte, ihn von sich zu stoßen.
Sie taumelte aufschreiend zurück, als sich hinter ihr die Tür öffnete. De Roche fing sie auf und richtete zornige graue Augen auf den Grund für die Störung.
»Mylady, wollt Ihr, dass diese hier geputzt werden?« Linnet stand unerbittlich in der Tür und hielt ein Paar Stiefel in einer Hand. Sie verhielt sich ganz und gar nicht wie eine demütige Dienstmagd.
»Ich danke Euch für Eure Begleitung«, sagte Isobel, bevor de Roche das Mädchen anschreien konnte. Sie richtete sich auf und streckte ihm die Hand hin.
»Dann bis heute Nacht«, brachte er gepresst hervor.
Der Blick, den er auf sie richtete, während er ihre Hand an seine Lippen hob, enthielt sowohl Zorn als auch Verlangen. Sie bezwang den Impuls, die Hand wegzuziehen, als sie seine Zunge auf ihrer Haut spürte.
Als sie ihm hinterherschaute, wischte sie die Hand an ihren Röcken ab.
Claudettes heiteres Gesicht verriet nichts, doch Robert entging die Andeutung von Verärgerung in ihren kristallblauen Augen nicht, als sie durch den Saal auf ihn zusteuerte.
»Ich danke Euch«, flüsterte er in ihr Ohr, während er ihr auf den Stuhl neben ihm half. »Da war eine weibliche Hand vonnöten.«
»Stephen braucht dringend eine weibliche Hand«, zischte sie. »Das genau ist das Problem.«
Sie lächelte und winkte mit ihren zarten Fingern einem Bekannten zu, der an ihnen vorbeiging. »Ich habe versucht, ihn zur Vernunft zu bringen, doch Vernunft wirkt nicht bei einem Mann, der mit seinem …«
»Herzen denkt?«
Statt zu lachen, seufzte sie leise. »Lasst uns hoffen, dass es nicht so ist.«
Robert reichte ihr die Schale mit kandierten Früchten, die er von dem Tisch genommen hatte. »Ich muss nachsehen, warum de Roche so lange braucht, um Isobel zu ihrer Kammer zu geleiten.«
»Nicht mehr nötig.« Claudette schaute in Richtung Eingang. »Die Schlange ist zurück.« Claudette hatte de Roche vom ersten Augenblick an nicht gemocht.
Gemessen daran, wie de Roche durch den Saal stürmte, musste Isobel allein gut zurechtgekommen sein. Sofort gesellte sich de Roche zu einer kleinen Gruppe in einer der Ecken, zu der auch Marie de Lisieux gehörte.
»Ihr wisst, dass sie miteinander schlafen?«, fragte Claudette.
»Es ist eine Schande«, entgegnete er und schob sich eine kandierte Frucht in den Mund, »dass es politische Komplikationen mit sich brächte, wenn ich ihn umbringen würde.«
Dieses Mal lachte sie – ein reizendes, glockenhelles Lachen, das die Aufmerksamkeit der Männer immer erregte.
Wie sehr er es genießen würde, de Roche bei einem Verrat des Königs zu erwischen. Er trommelte mit den Fingern auf sein Knie. »Sagt mir, haltet Ihr de Roche für gescheit und mutig genug, ein doppeltes Spiel zu spielen?«
Sie drehte sich zu ihm um und zog eine perfekt gebogene Augenbraue hoch.
»Gewiss würden Eitelkeit und Überheblichkeit dem dienen, oder?«
Natürlich hatte Claudette recht. Wenn es Männer betraf, hatte sie immer recht.
»Heute«, fuhr sie fort, »ist er jedoch zu sehr damit beschäftigt, Marie in den Ausschnitt zu
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