Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
durch das Haar. Was für ein Tag für den armen Jungen!
»Wollt Ihr, dass der König Euch in die irische Wildnis verbannt?«, zischte Claudette zwischen zusammengebissenen Zähnen. Sie lächelte ihn an und klimperte mit den Wimpern. »Ihr erweist Lady Hume keinen Gefallen, indem Ihr die Aufmerksamkeit aller auf sie zieht.«
Zu spät wurde Stephen gewahr, dass Claudette recht hatte. Er ergriff ihre Hand und küsste sie, wobei er sie lange ansah.
»Ich danke Euch«, wisperte er. »Ihr seid eine weise Frau.«
»Natürlich habt Ihr mich vermisst«, sagte sie gerade so laut, dass sie in der Nähe noch zu hören war, »aber Eure Komplimente befeuern meine Eitelkeit.«
»Ich verdiene Euch nicht, Claudette.«
»Fürwahr«, stimmte sie ihm zu und ging mit ihm zum Ausgang des Saals. Wieder senkte sie die Stimme und sagte: »Diese schreckliche Marie de Lisieux liegt bei der Tür auf der Lauer.«
»Ich denke, ich sollte einen lüsternen Blick in ihre Richtung werfen«, flüsterte er zurück, um sie aufzuziehen.
»Ich weiß, wie schwer Euch das fällt, Stephen.«
Er zwinkerte Marie auffällig zu und drehte den Kopf in ihre Richtung, als sie an ihr vorbeigingen.
Claudette zwickte ihn fest für seine Bemühungen. »Ich habe nicht gesagt, dass Ihr auf ihren Busen starren müsst.«
Dieses Mal lachte er ehrlich amüsiert. »Marie würde glauben, dass etwas nicht stimmt, wenn ich es nicht täte.«
»Allein bei ihrem Anblick tut mir schon der Rücken weh.« Claudette zog angewidert eine elegante Augenbraue hoch. »Egal wie die Mode gerade ist, Männern werden große Brüste immer gefallen.«
»Nicht jede Frau kann Eure perfekte Figur haben«, sagte er, weil er wusste, dass sie es von ihm erwartete. »Aber um ehrlich zu sein, kann ich nicht behaupten, je ein Paar gesehen zu haben, das mir nicht gefiel.«
»Männer sind derart simpel.« Sie stieß einen Seufzer voller gespieltem Überdruss aus, der ihn erneut zum Lachen brachte.
Als sie sicher aus der Tür waren, drehte sie sich zu ihm um und drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Und jetzt lasst uns ein ernstes Wort reden. Ihr müsst mir versprechen, dass Ihr Euer schlaues Köpfchen benutzt und Euch nicht einen Hahnenkampf um Lady Hume liefert.«
Er machte den Mund auf, um ihr zu widersprechen, doch sie hob die Hand.
»Ihr solltet immer daran denken«, warnte sie ihn, »dass der König auf den anderen Hahn gesetzt hat.«
14
Gott sei Dank war das Mädchen da. Wenn Linnet de Roche nicht mit endlosem Geplauder verärgert hätte, hätte dieser vielleicht bemerkt, wie sehr Isobels Hände zitterten. Isobel versuchte, sich zu zwingen, Linnet zuzuhören, aber sie konnte es nicht.
Wie konnte Stephen just in dem Moment zurückkehren, da sie es gerade geschafft hatte, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen? Das stimmte nicht ganz. Ganz und gar nicht. Aber ihn in Caen zu wissen, wo sie ihm jeden Tag begegnen würde, machte das alles so viel schwerer.
Sie hörte Linnet Stephens Namen aussprechen und wäre fast gestolpert. »Was sagtest du gerade?«
»Dass mein Bruder und ich sehr keck gegenüber Sir Stephen waren.«
Wie leicht war es doch, in Stephens Gegenwart keck zu sein!
Als sie ihn durch die Menge auf sich zukommen gesehen hatte, sein Lächeln wie ein Sonnenstrahl, hatte das Herz in ihrer Brust einen Sprung gemacht. Auch er sah so froh aus, sie wiederzusehen. Einen kurzen Moment lang hatte sie geglaubt, er würde sie in die Arme nehmen.
Halb hatte sie gehofft, er würde es tun.
Vielleicht mehr als halb.
Doch Stephen konnte sie zum Narren halten, ohne dass es ihm bewusst war. Als sie den Saal verließ, drehte sie sich um, um nachzusehen, wen Marie de Lisieux so gebannt betrachtete. Natürlich Stephen. Er lachte und flüsterte bereits mit dieser atemberaubenden Kurtisane. Während Isobel durch ihre Begegnung bis ins Innerste ihrer Seele erschüttert war, vergaß er sie im selben Moment, da er sie aus den Augen verlor.
Er würde jetzt seine Runde durch den Saal machen, von einer bewundernden Frau zur nächsten und jeder das Gefühl geben, etwas Besonderes für ihn zu sein.
Nicht dass es Isobel kümmerte, was er tat.
Sie musste an ihre Zukunft denken. De Roche war ein gut aussehender Mann, mindestens so attraktiv wie Stephen Carleton. Sicherlich würde sie seine Küsse genauso erregend finden. Sie nahm es sich auf jeden Fall fest vor. Und zur Abwechslung war Robert nicht da, um sich einzumischen.
Sie waren an der Tür ihrer Kammer angelangt, bevor sie bemerkte, dass sie kein
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