Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
sich von seinem Pferd und griff nach dem Mädchen, als ihre Füße den Boden berührten. Wenn er sie hatte, folgte der Junge ihm leichter.
»Ihr tut mir weh!«, jammerte das Mädchen, als er die beiden die Stufen zum Burgfried hinaufzerrte.
»Wenn du aufhören würdest, ständig herumzuzerren, würde es auch nicht wehtun«, sagte er gelassen. »So, ich möchte, dass du so tust, als wärst du ein sehr, sehr liebes Mädchen, damit Lady Hume damit einverstanden ist, dich zu nehmen. Glaub mir, sie ist sehr viel netter, als ich es bin.«
Das Mädchen schnaubte laut und ließ ihn so wissen, was sie von seiner Aufforderung hielt. Ein wenig wehmütig dachte er an die Schar seiner Nichten und Neffen. Sie konnten ganz schön anstrengend sein, doch er hatte nie Probleme mit ihnen gehabt.
Er blieb im Eingang des geschäftigen Saals stehen, rechts und links je einen Zwilling, und suchte die Menschenmenge nach Isobel ab. Er fand sie fast sofort, auf der anderen Seite des Raums in der Nähe des Kamins. Als sie aufsah und seinen Blick erwiderte, wurde seine Kehle mit einem Schlag trocken.
Ihr Gesicht strahlte, als würde sie sich wirklich freuen, ihn wiederzusehen. Plötzlich sah er sie vor sich, wie sie ausgesehen hatte, als er zuletzt mit ihr zusammen gewesen war. Das Haar offen und wirr, die Lippen von seinen Küssen geschwollen. Er schritt quer durch den Raum und sah nichts und niemanden außer ihr.
Ein heftiges Zerren an seiner Hand hielt ihn davon ab, Isobel vor aller Augen in die Arme zu schließen. Er blickte hinab und war überrascht, dass er immer noch die Zwillinge an den Händen hielt. An seine Aufgabe erinnert, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Isobel.
Und vergaß sofort, was er hatte sagen wollen. Wie konnte sie noch reizender geworden sein? Ihr grünes Samtkleid ließ ihre Augen die Farbe eines dunklen Waldes annehmen.
»Ich freue mich über Eure sichere Heimkehr, Sir Stephen.«
Sein Magen krampfte sich zusammen, als Isobel ihn derart förmlich begrüßte. Sir Stephen. So sah es also aus.
»Wer ist dieses reizende Mädchen?«, fragte Isobel und berührte das Kind am Arm.
Zu seiner Überraschung machte der kleine Teufelsbraten einen graziösen Knicks und schaute glückstrahlend lächelnd zu Isobel auf.
»Mein Name ist Linnet. Ich weiß, dass Ihr Lady Hume seid, denn Sir Stephen hat mir erzählt, Lady Hume sei so freundlich wie schön.«
Isobel brach in ein melodisches Lachen aus, das Stephens Herz einen überraschenden Satz machen ließ. Obwohl er bezweifelte, dass das Mädchen – Linnet – diese Zurschaustellung guter Manieren lange durchhielt, zwinkerte er ihr zu, um ihr zu signalisieren, dass er ihre Mühe begrüßte.
Es kam ihm unfreundlich vor, die Lebensumstände der Zwillinge in ihrem Beisein zu erörtern. Ohne nachzudenken, beugte er sich dicht an Isobel, um ihr ins Ohr zu flüstern. Der Duft ihrer Haut warf ihn schier um.
Als er sich wieder erinnerte, dass er etwas sagen wollte, sprach er: »Sie sind Waisen und brauchen Schutz. Ich werde den Jungen zu meinem Knappen machen, aber das Mädchen …« Er vergaß, was er sagen wollte. Es war so verlockend, mit der Zunge an diesem zarten Ohrläppchen entlangzufahren oder die Kuhle direkt darunter zu küssen.
Isobel riss den Kopf weg, bevor er mehr sagen oder tun konnte.
»Natürlich nehme ich sie auf«, sagte sie und schaute ihn aus großen, ernsten Augen an.
Sie wandte sich an das Mädchen und nahm deren Hand. »Das ist wirklich ein Glücksfall! Meine Zofe hat um ihre Entlassung gebeten, weil sie einen der königlichen Bogenschützen heiraten möchte. Ich wäre wirklich dankbar, wenn du damit einverstanden wärst, ihren Platz einzunehmen.«
Während Linnet den Blick über die eleganten Kleider Isobels gleiten ließ, wurde ihr Lächeln immer breiter. »Ich würde Euch beim Ankleiden helfen und Euch die Haare machen?«
Isobel nickte.
»Und ich könnte Euch die Minnegedichte vorlesen, die Euch von Männern geschickt werden«, sagte Linnet mit strahlenden Augen. »Ich bin mir sicher, Ihr habt viele!«
Viele Minnegedichte? Oder viele Männer, die ihr welche zukommen ließen? Weder die eine noch die andere Vorstellung gefiel Stephen.
»Du kannst lesen?«, fragte Isobel, und ihr war ihre Überraschung deutlich anzumerken.
»Natürlich.« Linnet machte eine Handbewegung in Richtung ihres Bruders. »Und François auch.«
Stephen bemerkte voller Mitgefühl, wie der Junge in der Wärme von Isobels Lächeln dahinschmolz. Er spürte, wie
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