Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
Bruder und Jamie dasselbe Schicksal erleiden sehen musste, faltete sie die Hände und begann laut zu beten. »Maria, heilige Muttergottes …«
Eine Stimme rollte wie Donner über das Land: »Ihr schändet diesen geweihten Boden auf eigenes Risiko!«
Zuerst erkannte Isobel die Stimme nicht als die ihres Bruders. Doch sie war es.
»Gott hat unseren Schwertern Stärke verliehen«, brüllte Geoffrey. »Wir sind die Werkzeuge seines Zorns!«
Isobel hätte schwören können, dass sie den Erdboden schwanken spürte. Die Männer auf der anderen Seite der Brücke mussten es ebenfalls gespürt haben, denn sie blieben wie angewurzelt stehen. Hinter der Gruppe riss der einzige Mann in voller Rüstung sich den Helm vom Kopf und rief etwas. Die Männer zögerten noch immer und tauschten untereinander nervöse Blicke. Erst als ihr Anführer sie beim Namen nannte, traten die ersten beiden auf die Brücke hinaus.
Zu Isobels Erstaunen hatten Jamie und Geoffrey die beiden so rasch gefällt, dass sie der Bewegung ihrer Schwerter nicht mit den Augen folgen konnte. Sie schaute wieder zu dem Anführer. Sein schwarzes Haar peitschte um sein Gesicht, während er seine Männer beschimpfte.
Dieses Mal kamen drei über die Brücke.
Geoffreys Schwert sauste durch die Luft, als würde der Zorn Gottes wahrhaftig seinen Arm führen. Noch nie hatte Isobel ihren Bruder so kämpfen sehen. Er tötete zwei schneller, als sie es für möglich gehalten hätte. Während Jamie gegen den dritten kämpfte, trat Geoffrey hinter den Mann, packte ihn am Kragen und warf in in den Wassergraben. Planschend und vor Entsetzen brüllend, krabbelte er an der anderen Seite in Sicherheit.
»Gott hat in Eure Herzen geblickt!«, rief ihr Bruder. »Er weiß, dass Ihr vorhabt, diese heiligen Männer zu ermorden. Kehrt um und geht, oder Er wird Euch niederstrecken, wo Ihr steht.«
Ihr Bruder verhielt sich wie Gottes Racheengel. Trotz der zornigen Rufe ihres Anführers drehten sich die Männer wie auf Kommando um und flohen an ihm vorbei durch das Tor.
Der schwarzhaarige Mann hielt sein Pferd an Ort und Stelle. Ohne Eile ließ er den Blick über die Abtei schweifen und den Hügel hinauf, wo Isobel allein vor der Kirche stand. Nackte Angst kroch ihren Rücken hinauf, als ihre Blicke über die Entfernung hinweg einander trafen. Er konnte ihr jetzt nichts antun. Und doch vermochte sie nicht zu atmen, bis er sein Pferd abwendete und aus dem Tor ritt.
Isobel rannte so schnell den Hügel hinunter, dass sie sich fast überschlug. Als ihr Bruder sie kommen sah, breitete er die Arme aus und fing sie im Flug auf.
»Du warst unglaublich!«, sagte sie und vergrub das Gesicht an seinem Hals. Dann setzte er sie ab, und sie fragte: »Wie bist du bloß darauf gekommen, diese Dinge zu ihnen zu sagen?«
»Ich habe die Wahrheit gesagt«, meinte ihr Bruder. »Gottes Wahrheit.«
Sie war bestürzt. Jeder sprach im Gebet zu Gott. Doch nur wenige behaupteten, dass Gott zu ihnen sprach – zumindest nicht mit solcher Deutlichkeit. Sie wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte.
Geoffrey lächelte und ließ sie so wissen, dass er ihre Zweifel sowohl verstand als auch vergab. Das zornige Feuer war aus ihm gewichen, und er war wieder ihr lieber Bruder. Sie schritten Arm in Arm den Hügel zur Kirche hinauf.
Jamie holte sie ein. Seine Augen leuchteten. »Das haben wir prima gemacht, oder nicht?«
»Aye«, lobte ihn Isobel. »Dein Vater wird stolz auf dich sein.«
»Diese Männer könnten wieder Mut fassen.« Jamie blinzelte in die frühe Morgensonne, die noch tief am Horizont stand. »Es ist noch keine Stunde nach Tagesanbruch. Ich hoffe bei Gott, dass Stephen vor ihnen hier ist.«
»Ich werde darum beten«, sagte Geoffrey.
»Das solltest du tun.« Jamie klapste ihm auf die Schulter. »Er scheint deine Gebete zu erhören.«
Die drei betraten die Kirche und hockten sich um FitzAlan. Er war wach, und seine Gesichtsfarbe hatte sich deutlich gebessert. Als er Jamie ansah, lag so heftige Liebe in seinem Blick, dass Isobel den Atem anhielt. Sie wandte den Blick ab; es fühlte sich nicht richtig an, diesen Moment zwischen den beiden zu beobachten.
Die Kirche wirkte überfüllt mit all den Mönchen, die sich hineingedrängt hatten. Da sich Jamie um FitzAlan kümmerte und auch der alte Mönch nicht weit war, wurde ihre Hilfe hier nicht gebraucht. Geoffrey kniete vor einem der Seitenaltäre. Da sie selbst nichts zu tun hatte, sagte sie Jamie, sie würde den Ausguck übernehmen.
Sie
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