Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
unglücklicher wäre sie, wenn sie mit Stephen verheiratet wäre. Anders als ihre Mutter, die sich Gott zugewandt hatte, würde Stephen seine Zuneigung anderen Frauen schenken. Sicherlich war das schlimmer.
Stephen war ein Mann, der leicht der Versuchung erlag. Und die Versuchung wartete an jeder Ecke auf ihn. Wenn er ihr Mann wäre, wie könnte sie es ertragen, ihn mit anderen Frauen zu teilen? Sie könnte es nicht.
Wie albern sie doch war! Da lag sie hier auf dieser Bettstatt und war wütend auf Stephen wegen eingebildeter Vergehen in einer eingebildeten Zukunft. Er war nicht ihr Ehemann; er hatte ihr gegenüber kein Gelübde abgelegt. Obschon er ihr zugetan war, so sprach er doch nur über den Augenblick.
Er hatte nicht einmal gesagt, dass er sie liebte. Nicht ein einziges Mal.
Wie auch immer, ihre Zukunft stand fest. Unverbrüchlich. Am Morgen würde Stephen sie nach Caen zurückbringen. Zu de Roche.
Sie rollte sich auf die Seite und zog die Knie fest an. Und weinte um all das, was sie haben wollte und nicht haben konnte.
Isobel erwachte vom Klang von Stimmen und eiligen Schritten vor ihrer Tür. Einen Augenblick später klopfte ihr Bruder und trat ein, vollständig bekleidet und mit dem Schwert in der Hand.
»Ein Dutzend Männer ist auf dem Weg hierher«, sagte Geoffrey eilig. »Es sind keine englischen Soldaten.«
Ruckartig und mit rasendem Puls richtete sie sich auf und erblickte Jamie im Türrahmen hinter ihrem Bruder. Sie war auf den Beinen und gürtete ihr Schwert, ehe Jamie im Zimmer war.
»Ich fürchte, es könnten die Männer sein, die euch gestern überfallen haben«, sagte Jamie. »Und dass sie kommen, um meinen Vater zu holen.«
Geoffrey reichte ihr ihren Umhang vom Haken hinter der Tür, und sie rannten hinter Jamie aus der Kammer.
Während sie über den Klosterhof hasteten, griff Isobel nach Geoffreys Arm. »Aber sie würden FitzAlan doch sicherlich nicht mit Gewalt von geweihtem Boden zerren?«
Der grimmige Ausdruck in Geoffreys Gesicht verriet ihr, dass er genau das für möglich hielt. Und Schlimmeres.
»Du denkst doch wohl nicht, dass der Abt ihn herausgeben würde?«
Geoffrey nickte und rannte ihr voraus durch den Torbogen und den Pfad hinunter. Als sie vor der Kirche ankamen, sahen sie, dass der Abt und einige Mönche sich unten am Wassergraben, der innerhalb der Klostermauern verlief, versammelt hatten. Auf der anderen Seite einer schmalen Brücke, die den Graben überspannte, hoben zwei Laienbrüder gerade den schweren Riegel an, der das Tor verschloss.
»Öffnet das Tor nicht!«, brüllte Geoffrey.
Der Abt warf ihm einen erbosten Blick über die Schulter zu, während er den Männern ein Zeichen gab weiterzumachen.
»Schaff FitzAlan in die Kirche«, rief Geoffrey ihr zu und rannte dann hinter Jamie den Hügel hinab.
Isobel erkannte sofort den Sinn darin. Selbst gottlose Männer würden zögern, einen Mann aus einer Kirche zu zerren. Sie eilte zur Krankenstation und dachte fieberhaft darüber nach, wie sie FitzAlan in die Kirche schaffen konnte. Als sie um die Ecke bog, stieß sie fast mit zwei Mönchen zusammen, die FitzAlan auf einer Pritsche trugen.
Der alte Mönch humpelte neben der Trage und trieb die beiden Männer zur Eile an. Gelobt sei Gott! Der alte Mönch hatte die Gefahr erkannt. Sie nahm seinen Arm und half ihm die letzten Schritte.
Er schüttelte sie ab, sobald sie in der Kirche war. »Bedecke dein Haar, Frau!«
Obschon es ihr unwahrscheinlich vorkam, dass Gott sich in einer solchen Situation darüber aufregen würde, schluckte sie ihre Panik hinunter und zog sich die Kapuze über den Kopf.
»Wie geht es Eurem Patienten?«, fragte sie.
»Er wollte nicht im Bett bleiben«, beschwerte sich der Mönch kopfschüttelnd. »Deshalb habe ich ihm einen Schlaftrunk verabreicht.«
Beim Klang lauter Stimmen drehte sie sich um. Mönche hasteten in die Kirche. Ihre Kapuze festhaltend, drängte sie sich zwischen ihnen durch zur Treppe vor dem Kirchenhaupttor. Was sie dort draußen sah, ließ ihr Herz fast stehen bleiben.
Auf der anderen Seite der Brücke, zwischen dem Wassergraben und dem Haupttor, drängten sich mindestens ein Dutzend bewaffnete Männer. Geoffrey und Jamie standen mit gezogenen Schwertern auf dieser Seite der Brücke und sahen aus wie die Männer an den alten Thermophylen, die die persischen Horden aufgehalten hatten. Hinter ihnen lag der Abt. Ein knapp eineinhalb Meter langer Speer steckte in der Mitte seiner Brust.
Befürchtend, dass sie ihren
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