Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
heftig. »Diese Feiglinge, die sich auf die Lauer gelegt haben, um meinen Kommandanten zu ermorden und in meinem Namen eine Kirche zu schänden.«
Sie konnte seinen Zorn durch ihre Finger fühlen, die auf seinem bebenden Arm ruhten.
»Ich werde ihre Köpfe auf Pfähle stecken lassen.« Etwas ruhiger fuhr er fort: »Ihr solltet Robert alles erzählen, woran Ihr Euch erinnern könnt. Später wünsche ich Euch dann selbst zu befragen.«
Trotz ihrer Erschöpfung entging es ihr nicht, dass der König und Robert auf freundschaftlicherem Fuße standen, als sie gedacht hatte. Außerdem war es merkwürdig, dass der König sich auf Robert verließ, um die Identität der Angreifer herauszufinden.
Welche Rolle spielte Robert für den König?
Vielleicht hatte sie Robert unterschätzt, genau wie Stephen. Beide Männern spielten eine wichtigere Rolle, als auf den ersten Blick ersichtlich war.
23
Als Isobel erwachte, lastete ihre Schuld schwer auf ihr. Die Konsequenzen aus ihrer übereilten Entscheidung schienen kein Ende nehmen zu wollen. FitzAlan war verwundet, Roberts Gefühle waren verletzt, Linnet sprach so gut wie nicht mit ihr. Sie wusste kaum, wo sie anfangen sollte, ihren Fehler wiedergutzumachen.
Da Linnet in der Nähe war, würde sie bei ihr anfangen.
Gerade als Isobel den Bettvorhang zurückzog, betrat Linnet den Raum mit einem Schwall kalter Luft und einem Tablett voller Essen. Der Geruch von warmem Brot brachte Isobels Magen zum Knurren. Sie hatte das Abendessen gestern verschlafen.
»Danke, Linnet. Das ist sehr aufmerksam von dir.«
Linnet hielt den Blick auf das Tablett gesenkt und blieb stumm. Isobel seufzte und wickelte ihren Umhang um sich. Sie gab Linnet ein Zeichen, zu ihr zu kommen, und setzte sich an den kleinen Tisch.
»Du musst Angst gehabt haben, als ich bei Einbruch der Dunkelheit nicht zurückgekehrt bin«, fing sie an. »Das tut mir leid.«
Linnet hob den Blick. Ihre Augen schwammen vor ungeweinten Tränen. »Ihr hättet nicht gehen dürfen«, sagte sie, und die Anschuldigung in ihrer Stimme klang scharf. »Sir Stephen und Lord FitzAlan hätten sie zurückgebracht.«
»Ich hatte zu große Angst um meinen Bruder, um klar zu denken.«
Linnet presste die Lippen zusammen. Nach einer langen Weile nickte sie. »Ich hätte für François dasselbe getan.«
Linnet vergaß ihre Verärgerung, als Isobel ihr von dem ersten Angriff erzählte.
Mit weit aufgerissenen Augen sagte Linnet: »Das ist schon ein Abenteuer, Sir Stephen und Lord FitzAlan kämpfen zu sehen, nicht wahr?«
»Ich hatte ganz vergessen, dass du sie ja in Falaise …«
Jemand schlug so heftig gegen die Tür, dass sie erzitterte. Erschrocken fuhren beide hoch.
Die Tür schwang auf, und de Roche stand im Türrahmen, seine Augen blitzten schwarz vor Wut. »Was für ein törichtes Weib hat mir der englische König da aufgebürdet?«
Linnet floh an Isobels Seite und griff nach ihrer Hand.
De Roche warf die Tür zu und ließ sie beide erneut zusammenfahren.
»Töricht und ungehorsam«, zischte er. »Hatte ich Euch nicht gesagt, Ihr solltet in Eure Kammer gehen und dort auf die Rückkehr Eures Bruders warten?«
Er durchmaß mit großen Schritten den Raum. Als er kaum dreißig Zentimeter vor ihr stand, fragte er noch einmal: »Hatte ich das nicht gesagt?«
Als Mädchen hatte Isobel mit den Jungs gespielt. Sie kannte sich mit Tyrannen aus. Ängstlichkeit ermutigte sie bloß.
»Aye, das habt ihr«, sagte sie mit klarer Stimme und machte so deutlich, dass sie nicht vorhatte, sich bei ihm für irgendetwas zu entschuldigen. Verärgerung brandete in ihr auf. Sie öffnete den Mund, um ihn einen Feigling zu nennen, weil er nicht selbst ihrem Bruder hinterhergeritten war.
Gerade noch rechtzeitig erinnerte sie sich daran, dass de Roche bald ihr Ehemann wäre, und biss sich auf die Zunge. Kein Mann verzieh es, ein Feigling genannt zu werden, vor allem, wenn die Anschuldigung gerechtfertigt war. Wenn sie irgendeine Hoffnung darauf haben wollte, dass das Verhältnis zu ihrem Ehemann herzlich sein sollte, durfte sie es nicht sagen.
De Roche starrte sie schmallippig an. Dann plötzlich wich der Zorn aus seinem Gesicht. Sie entspannte ihre Schultern. Der schreckliche Moment war vorüber. Gott sei Dank.
»Ich fange an, den Reiz einer temperamentvollen Frau zu begreifen«, sagte de Roche und ließ seinen Blick über sie wandern.
Er stieß Linnet fort und riss Isobel an sich. Sein Mund war hungrig auf ihrem, seine Hüfte stieß gegen sie, und sein
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