Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
sein, als sie noch ein kleines Kind gewesen war, bevor ihre Mutter ihre Wärme und ihr Lachen verloren hatte.
Isobel ließ sich von der Weichheit umhüllen und atmete Lady FitzAlans leichten, weiblichen Duft ein. Sosehr sie es auch gewollt hätte, diese Frau konnte sie nicht hassen.
Lady FitzAlan zog sie in die Kammer und drängte sie dazu, sich auf den Hocker zu setzen, den Stephen für sie frei gemacht hatte. Obwohl Isobel Stephens Blick auf sich spürte, konnte sie ihn nicht ansehen.
Sie saß stumm und erschüttert von ihrer Entdeckung da. Er liebt sie. Er hat sie immer geliebt. Die Wörter gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie bemühte sich, der lebhaften Unterhaltung im Zimmer zu folgen, konnte es aber nicht.
Sie versuchte, noch einmal zuzuhören, und war entschlossen, bei der ersten Gesprächspause zu gehen. Lady FitzAlan erzählte von einer Vorahnung, die so stark war, dass sie ihre Kinder zu ihrer Schwiegermutter geschickt hatte. Dann hatte sie dem Besitzer eines Fischerbootes eine unfassbare Goldsumme bezahlt, damit er sie zwischen zwei Winterstürmen über den Kanal brachte.
»Es war töricht von dir, dich so in Gefahr zu bringen«, sagte FitzAlan. Er hatte kein einziges Mal den Blick von seiner Frau gewandt, seit Isobel Platz genommen hatte.
»Es ist gut, dass sie gekommen ist«, sagte Stephen hinter ihr. »Catherine ist die beste Medizin für dich.«
Isobel ertrug es nicht, seine Stimme zu hören.
Als Stephen zu erzählen anhub, die FitzAlans würden demnächst in ein Haus in der Stadt ziehen, erhob sie sich. Sie musste hier weg. Sofort.
Eine schwache Entschuldigung murmelnd – sie wusste kaum selbst, was sie sagte –, ging sie zur Tür hinaus, bevor jemand sie aufhalten konnte.
Sie presste sich eine Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschluchzen, raffte die Röcke und rannte den Flur hinunter. Sie kam nicht weit, bevor Stephen sie am Arm fasste.
»Isobel, wir müssen reden«, sagte er und wirbelte sie zu sich herum. »Es tut mir leid, dass du verärgert über mich bist, weil ich noch nicht mit dem König gesprochen habe. Ich konnte meinen Bruder nicht allein lassen, und dann ist Catherine gekommen. Aber ich werde es heute tun, jetzt, wenn der König mich empfängt.«
»Der König?« Wovon sprach er?
»Falls der König darauf besteht, dich separat zu befragen«, fuhr er fort, »werde ich Catherine bitten, dich zu begleiten.«
»Warum musst du den König sprechen?« Sie musste es mit eigenen Ohren hören, um es zu glauben.
»Wegen de Ro–« Ein Ausdruck des Ekels huschte über sein Gesicht, und er setzte von Neuem an. »Da der König andere Pläne mit dir hat, ist es besser, seine Erlaubnis zu erlangen, bevor wir heiraten.«
»Ich weiß, dass du dich verpflichtet fühlst, das zu tun«, sagte sie, »aber ich werde es nicht zulassen.«
Er war ritterlich genug, keine Erleichterung erkennen zu lassen. Aber vielleicht glaubte er auch einfach nicht, dass es ihr ernst war.
»Sei unbesorgt«, meinte er und drückte ihren Arm. »Der König wird mir die Schuld geben, nicht dir. Ich will dich nicht anlügen: Er wird wütend sein. Ziemlich wütend, zumindest eine Zeit lang. Aber am Ende wird alles gut, das verspreche ich.«
»Du sollst meinetwegen nicht mit dem König sprechen.«
Stephen zog die Augenbrauen zusammen. »Isobel, dir ist doch wohl bewusst, dass wir heiraten müssen.«
Jetzt nannte er sie nicht »Liebling«.
»Davon weiß ich nichts«, presste sie hervor. »Wenn du meinst, heiraten zu müssen, wenn du mit einer Frau schläfst, dann müsstest du inzwischen ziemlich viele Ehefrauen haben.«
Sobald die Worte über ihre Lippen gekommen waren, war der umgängliche, vertraute Stephen verschwunden. Der Mann, der sie jetzt anstarrte, war der andere Stephen – der gefährliche, der in einen Pfeilhagel ritt und einem Mann ein Messer ins Auge warf.
»Wir werden heiraten, sobald …«
Stephen hielt inne, als jemand seinen Namen rief. Isobel drehte sich um und sah François den Korridor hinunter auf sie zurennen.
»Stephen«, keuchte François außer Atem, »Madame de Champdivers sagt, Ihr müsst sofort zu ihr kommen. Sie hat etwas, worauf Ihr schon lange gewartet habt.«
Isobels Blut gefror zu Eis. Sie wäre eine Närrin, alles aufs Spiel zu setzen und diesen Mann zu heiraten. Zwischen seiner hoffnungslosen Liebe für seine Schwägerin und seinen ständigen Affären hätte ihr Leid kein Ende. Er würde ihr Herz schlimmer verletzen, als ihr Vater es getan hatte.
»Ich werde auf dich
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