Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
und vor allem auch erzählt hatte.
Laura kam von ihrem Sessel herüber zu mir auf die Couch und umarmte mich. »Ich wusste, dass Sie damit nicht klarkommen. Aber das hat er nun mal gesagt und Sie wollten es ja unbedingt wissen.«
Ich klammerte mich an Lauras Arm fest, biss die Zähne aufeinander, drängte die Tränen zurück, erhob mich schließlich, schaute auf die Frau hinab, die noch immer auf der Couch hockte, und beschloss, dass wir beide uns niemals wiedersehen würden- Ganz bestimmt nicht.
Ich verließ Lauras Wohnung. Sie winkte mir zum Abschied vom Balkon aus nach und rief, sie wäre jederzeit erfreut über einen Anruf.
Ich nicht, dachte ich und stieg in mein Auto, um nach Hause zu fahren und zu schauen, was Hedwig inzwischen gemacht hatte.
Ich wollte Laura nie wieder treffen.
8
Wir hatten Lisa vergessen. Hedwig und ich hatten an jenem chaosbewehrten Dienstag früh einfach verdrängt, dass es Lisa gab und sie ins Büro kommen würde. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war sie am Morgen zum Friseur gegangen, weshalb sie erst gegen Mittag bei uns auftauchte.
Bestens gelaunt, wie Hedwig mir später erzählte. Zum einen hatte ihr der Friseur einen fashionablen fransigen Haarschnitt verpasst und zum anderen hatte sie eine Tageszeitung gekauft und nach einer Nachricht über unsere Leichen durchforstet.
Erst auf einer der letzten Seiten war Lisa fündig geworden. Ein unscheinbarer Fünfzeiler gab darüber Auskunft, dass die Leiche des Hamburger Kaufmanns Gerhard Meinhard am Sonntagnachmittag von seiner Tochter identifiziert, aber keine weitere Spur gefunden worden war. Die Polizei tappte über Motive und Täter nach wie vor im Dunkeln. Lisa und Hedwig hatte diese Meldung sehr beruhigt. Mich nicht.
Als ich am frühen Nachmittag heimkehrte, plagten mich jedoch andere Sorgen als Gerhard Meinhard und Gregor.
Ich sah Lisas Opel Kadett an der Bordsteinkante vor der Einfahrt parken, fuhr meinen Audi TT in die Garage, rannte durch den Keller ins Haus - und fand niemanden vor.
Ich rief nach Hedwig und Lisa, erhielt keine Antwort und ging in den Garten. Als sich auf mein Rufen auch dort niemand meldete, lief ich an Hedwigs Haus vorbei Richtung Flieder, wo meine Haushälterin bereits am frühen Morgen zugange gewesen war.
Schon von weitem leuchtete mir Lisa entgegen. Während ihr Hintern in einer pinkfarbenen Hose steckte, umhüllte ihren Busen ein zitronengelbes Top, das das Blond ihrer Haare stumpf aussehen ließ und merkwürdigerweise mit einem Grünstich unterlegte. Na ja, wer weiß. Vielleicht war das Färbemittel nicht das Beste gewesen. Lisa sah billig aus.
Lisa hob schwungvoll eine Grube aus, wobei der Spaten in hohem Bogen an ihrem Körper vorbeiflog, während Hedwig mit Eule im Schatten des Flieders im Gras saß, gedankenverloren den Kopf des Hundes kraulte und zuschaute.
Im Näherkommen rief ich noch einmal ihre Namen. Unisono wandten sie die Köpfe nach mir. Lisa hörte auf zu graben, Hedwig erhob sich, Eule tat es Hedwig nach.
Hedwig öffnete den Mund und setzte gerade zu einer Erklärung an, doch ich unterbrach sie. »Kann mir mal einer erklären, was ihr hier macht?«
Lisa blickte zu Hedwig.
»Die Sachen müssen weg«, erwiderte Lisa.
»Welche Sachen?«
»Na, die blutverschmierten Sachen deines Mannes. Die können wir doch nicht einfach so in den Müllcontainer werfen.
Nachher findet die jemand durch Zufall und dann bekommst du Ärger«, antwortete Hedwig.
»Nicht ich. Wir, Hedwig, wir.«
Ich betrachtete das Loch und schüttelte innerlich den Kopf.
Weiber! Dieses Loch war eine echte Meisterleistung weiblichen Unverstandes.
Lisa hatte kleine Rasenstücke abgetragen und sie sorgfältig zur Seite gelegt. Das war in Ordnung und die Tiefe stimmte auch. Zirka fünfzig, sechzig Zentimeter tief hatte Lisa bereits gegraben. Zu denken gab mir die Länge. Rund eineinhalb Meter taten sich vor mir auf. Wozu ein solches Riesenloch gut sein sollte, konnten weder Hedwig noch Lisa beantworten. Beide schauten nur gleichermaßen belämmert drein, als ich sie danach fragte. Zumal das Ausheben in der Hitze eine ziemliche Plackerei war, wie Lisas Zustand verriet. Unter den Achseln ihres Tops hatte sich ein dunkler Schweißrand gebildet, ihre Haare klebten auf der Stirn, die ebenso feucht glänzte wie der Nasenrücken. Ich reichte Lisa die Hand und half ihr aus dem Erdloch.
Sie roch nach Schweiß, so dass ich sie süffisant auf mein erstklassiges Deodorant aufmerksam machte, das im Bad stand. Lisa warf mir
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