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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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ist?«, fragte Schuhriegel, auf mein Lächeln und meine Frage verärgert reagierend.
    »Das wäre eine Möglichkeit. Aber Sie glauben doch nicht im Ernst, dass eine Frau wie ich etwas mit Ihren Toten zu tun hat, oder? Und außerdem erinnere ich mich, dass Ihr Freund Larentius von einer Limousine, nicht von einem Cabrio gesprochen hat, nachdem die Polizei fahndete.« Das stimmte zwar nicht ganz, denn nicht Larentius hatte von einer Limousine geredet, sondern der Nachrichtensprecher im Radio, aber ich war mir sicher, dass Larentius sich nicht erinnern würde, ob wir über den Autotyp gesprochen hatten. Sicher war ich mir nur, dass er es ganz gewiss nicht ausschließen würde, sollte man ihn darauf ansprechen.
    »Und weshalb, bitte schön, sollten Sie beide nichts mit den Toten zu tun haben?«, antwortete Schuhriegel mit einer Gegenfrage .
    »Welches Motiv sollte ich haben? Und welches die alte Dame dort hinten? Geld? Eifersucht? Ich meine, man sollte Eifersucht nicht unterschätzen. Aber ich bitte Sie. Ich bin eine verheiratete Frau. Seit dreizehn Jahren. Und welche der zwei Leichen sollte auf Frau Hartemanns Rechnung gehen?«
    Schuhriegel fummelte ein weißes Stofftaschentuch mit einem dunkelblauen und einem goldfarbenen Randstreifen aus seiner Hosentasche und wischte sich über das inzwischen hochrote, schwitzende Gesicht und den kurzen, feisten Nacken.
    Die abendliche Temperatur rechtfertigte den Schweißausbruch in keiner Weise. Der Mann neigte zu übermäßig hohem Blutdruck, was bei der Korpulenz nicht weiter verwunderlich war. Darüber hinaus schien ihn unser Gespräch weit mehr aufzuregen als mich. Und das wunderte mich allerdings.
    »Was weiß ich?«, versuchte Schuhriegel sich gleichgültig zu geben.
    »Ach, Sie halten ein Motiv für unwichtig?«
    »Natürlich nicht. Oder glauben Sie, nur weil ich auf dem Dorf lebe, habe ich keine Ahnung?« Schuhriegel war sauer.
    »Haben Sie denn Ahnung?« Ich konnte mir diese provokante Frage nicht verkneifen.
    Schuhriegel atmete tief durch und blies seinen Oberkörper unförmig auf. Ich dachte, er platze gleich wie eine Bratwurst aus ihrem Naturdarm. Seine Ader auf der Stirn schwoll gefährlich an, den fettüberwucherten Hals überzogen rote Flecken, die aus dem Hemdkragen Richtung Doppelkinn krochen, seine fleischigen Hände knüllten nervös das Taschentuch zusammen, als stünde Schuhriegels Glaubwürdigkeit und Ehrenhaftigkeit auf dem Prüfstand und nicht meine.
    Meine Finger klopften in der Luft nervös vor sich hin. Ich hatte mich gerade wie eine Idiotin verhalten und einen Polizisten verärgert, mit dem man sich besser gut stellte.
    Das hatte mir meine Mutter bereits in meiner Kindheit während unserer ersten Urlaube im ländlichen Bayern eingebläut. Ehre und achte die Kinder des Dorfpolizisten, die Kinder der Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und die des Gemeindearztes. Mit den Blagen aller anderen durfte ich mich anlegen. Leider blieben nicht allzu viele übrig, gehörten die meisten Dorfbewohner doch der Freiwilligen Feuerwehr an. Bei so manchem Streit hatte ich demzufolge schlechte Karten, weil das Gebot meiner Mama mich daran hinderte, mich gebührend zu wehren.
    »Sie sollten uns nicht unterschätzen«, erwiderte Schuhriegel, der seine Übellaunigkeit nicht mehr verbarg.
    »Drohen Sie mir?«, entgegnete ich nicht minder gereizt.
    »Hätte ich einen Grund?«
    »Hören Sie, meine Haushälterin und ich sind hier auf einem Kurzurlaub.«
    »Aber zuvor haben Sie noch nie mit Ihrer Haushälterin Urlaub gemacht, oder?« Nervös fuhr Schuhriegel erneut mit seinem Taschentuch über den feisten Nacken und die breite Stirn.
    Die Frage servierte mir die Antwort auf dem silbernen Tablett. »O doch, sicherlich. Wenn mein Mann und ich uns ein Apartment mieteten, nahmen wir Hedwig mitunter sehr wohl mit. Für sie war es zwar kein wirklicher Urlaub, immerhin aber ein Orts- und Klimawechsel. Fragen Sie sie.«
    »Halten Sie mich wirklich für so beschränkt?«
    Ich zuckte mit den Achseln und hob die Augenbrauen kurz an, was so viel hieß wie, weiß ich doch nicht.
    Wir schwiegen eine Weile. Ich lauschte Hedwigs und Larentius‘ Lachen, das von dem breiten Gartenweg, auf dem die zwei ihren Hüpfekasten aufgemalt hatten, herüberdrang, und nippte an meiner Weinschorle. Larentius hatte sie mir gebracht, bevor er mit Hedwig herumzualbem begonnen hatte. Sie war bereits zu warm und schmeckte schal. Schuhriegel trank sein restliches Bier auf einen Zug aus.
    »Also, Sie meinen, ich

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