Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
Vom Netzwerk:
war er Kneipenwirt geworden? In seinem nächsten Leben würde er Sachbearbeiter im Liegenschaftsamt werden. So viel stand fest. Geregelte Arbeitszeiten, von acht bis siebzehn Uhr, jeden Monat pünktlich das Gehalt auf dem Konto und keine Besoffenen, die ihm täglich ihr Leid klagten.
    So wie Matze, der ihn heute mit einem verpatzten Date vollgelallt hatte.
    Horn schüttelte den Kopf und grinste. Wie konnte man nur so blöd sein, im Internet auf Weibersuche zu gehen? Mann, Mann, musste Matze es nötig haben. Dabei mimte er doch immer den überzeugten Junggesellen, der nur für seinen Job lebte.

    Matze schlief unschuldig wie ein Baby. Horn nahm ein Glas aus dem Wandregal, drehte den Hahn auf und füllte es mit Wasser. Er näherte sich dem Höhepunkt des heutigen Abends. Er beugte sich vor und kippte dem Schlafenden das Wasser über den Kopf. Matze schreckte hoch, schüttelte seinen Schädel, dass die Tropfen flogen. Und stöhnte.

    »Matze, alter Freund, Zeit, nach Hause zu gehen«, lachte Horn.

    Grummelnd rutschte Matze vom Barhocker. Dabei musste er sich mit einer Hand am Tresen festhalten.

    »Soll ich dir ein Taxi rufen?«, fragte Horn versöhnlich.

    Doch Matze lallte nur: »Nee, nee, lass mal.« Er hob seine Hand zum schlappen Gruß und schwankte wie ein Schiff bei schwerem Seegang hinaus zur Tür.

    »Mach’s gut Kumpel!«, rief Horn ihm hinterher. Doch Matze, der schon halb zur Tür hinaus war, antwortete nicht mehr.

    Vor der Kneipe blieb er einen Moment stehen und genoss die kühle Nachtluft. Sie tat seinem Kopf gut. Den Gedanken, dass er in sieben Stunden wieder in der Redaktion sein musste, schob Matze beiseite. Arbeit konnte wirklich eine unerträgliche Zumutung sein.

    Meine Güte, was war das für ein beschissener Abend gewesen, dachte er und setzte den ersten Schritt nach vorn auf den Bürgersteig. Na bitte, ging doch. Zwar schwankte er bedenklich, aber er würde es schaffen, schließlich war er es gewohnt, sich auch betrunken zielstrebig fortzubewegen. In ein paar Minuten würde er in sein Bett fallen, das er schon seit Wochen nicht mehr frisch bezogen hatte, und den Abend unter ›Lebenserfahrung‹ abhaken.

    Wie hatte er nur so blöd sein können?

    Gleich nach Feierabend hatte er sich an den Computer gesetzt, um seinen Plan, übers Internet eine Frau kennenzulernen, in die Tat umzusetzen.
    Nur Sekunden nachdem er die Stichworte: Single, Berlin, kostenlos in den Computer getippt hatte, hatte ihm Google seitenweise Portale und Foren beschert, in denen Frauen und Männer auf Partnersuche unterwegs waren. Matze entschied sich für das Angebot eines kostenlosen Single-Treffs für Individualisten in und um Berlin. So weit käme es noch, dass er für die Weibersuche Geld ausgeben würde, dachte er und klickte auf gratis anmelden.

    Auch der Rest schien ein Kinderspiel zu sein. Matze tippte ein falsches Geburtsdatum und jene E-Mail-Adresse in die Tastatur, die Basti und er unter falschen Namen für Recherchezwecke angelegt hatten. Einen Moment lang überlegte Matze, welchen Nickname er für das Forum wählen sollte. Etwas Besseres als Frecherbengel fiel ihm nicht ein . Nachdem er seine Daten mit ok bestätigt hatte, öffnete sich auf dem Bildschirm eine Galerie mit Bildern attraktiver Frauen, die angeblich alle noch zu haben waren. Sie nannten sich KleinesLuder , Sweetbaby oder Zaubermaus . Und alle, aber auch wirklich alle, hatten ihr Foto ins Netz gestellt. KleinesLuder räkelte sich in weißer Jeans und einem knappen, schwarzen Top auf einem wuscheligen Flokati. Matze grinste. Nicht schlecht die Puppe. Aber zu jung. Frau 19 Jahre , stand über ihrem Foto. Was für eine passende Beschreibung für eine Fleischbeschau, dachte Matze und musste grinsen. Die Frauensuche im Netz fing an, ihm zu gefallen. Frau, 30, Berlin tippte er in das Suchfeld. Das wäre genau die Richtige für ihn. Sieben Jahre jünger, also nicht zu jung und nicht zu alt. Keine, der er noch das Leben erklären musste. Sofort spuckte der Computer die nächste Bildergalerie männersuchender Kandidatinnen aus. Unfassbar, wie einfach das ging, freute sich Matze und hebelte mit den Zähnen den Kronkorken seiner Bierflasche auf. Er beherrschte die Technik, die Flasche mit den Zähnen zu öffnen, ohne dass der Schmelz brach, perfekt. Man musste nur zwei oder drei Zacken nacheinander in einem bestimmten Winkel nach oben biegen. Matze liebte das Knirschen seiner rebellierenden Zähne. Der Kronkorken ploppte vom Flaschenhals, fiel auf den Boden

Weitere Kostenlose Bücher