Mein Mann der Moerder
… Eine Bayerin in Berlin. Interessant. Wohnverhältnisse: zur Miete in Zweizimmerwohnung, Kinder: keine. Familienstand: ledig, Hobbys: Tanzen … Mmh. Dass Weiber so gerne tanzten, würde Matze nie verstehen. Das Sternchen über dem Foto verriet, dass Knuddelchen453 gerade online war. Matze klickte auf jetzt chatten. Ein rotes Herz platzte auf seinem Bildschirm und hinterließ ein Feld, in dem Matze seinen Text schreiben sollte.
Hallo, Knuddelchen, schrieb er, weil ihm nichts anderes einfiel.
Etwa eine halbe Minute lang geschah nichts. Matze glaubte schon, Knuddelchen453 sei offline , als plötzlich ihre Antwort aufblinkte.
Hallo, Freches Bengelchen, was verschafft mir die Ehre?
Obwohl ihn niemand sehen konnte, lief Matze rot an. Er hatte keine Ahnung, was er antworten sollte und überlegte. Minuten vergingen. Haaaallllllooooo , hakte Knuddelchen453 nach. Mir gefällt dein Lachen auf dem Foto , schrieb Matze schließlich. Während er den Satz eintippte, fühlte er sich so blöd wie lange nicht mehr.
Knuddelchen453 antwortete sofort. Aber ich bin eine Rubensfrau, schrieb sie mit entwaffnender Ehrlichkeit. Matze gefiel das. Aussehen ist mir nicht so wichtig , log er. Ich will keine Superfrau, sondern eine, mit der ich durch dick und dünn gehen kann, tippte er ins Nachrichtenfeld und drückte auf senden.
Knuddelchen453 antwortete prompt. Ihre Nachricht war kurz: eine Handynummer.
Matze schluckte. Boah. Er war keine halbe Stunde im Netz unterwegs auf Frauenfang und schon hatte er die erste Handynummer. So schnell hatte das noch in keiner Disco geklappt, wenn er überhaupt mal erfolgreich gewesen war. Aber sollte er diese fremde Frau jetzt wirklich anrufen?
Matze nahm einen kräftigen Schluck Bier aus der Pulle. Was hatte er schon zu verlieren? Er musste ja nicht gleich seinen Namen verraten. Und außerdem, wenn er an Basti dachte … Matze nahm sein Telefon und tippte die Nummer vom Bildschirm ab. Es tutete genau einmal, schon war Knudelchen453 dran.
»Hallo«, schnurrte sie in den Apparat.
»Hallo«, antwortete Matze. Seine erste, wenn auch nicht gerade sehr originelle Frage hatte er sich vorher überlegt. »Verrätst du mir deinen richtigen Namen?«
»Mona«, parierte Knuddelchen543.
»Das ist dein richtiger Name?«, hakte Matze nach. Sein Herz klopfte. Er kam sich immer noch ziemlich blöd vor. Gleichzeitig genoss er den Reiz, mit einer völlig unbekannten Frau zu telefonieren.
»Ramona – ob du es glaubst oder nicht. Mein Papa wollte, dass ich so heiße«, erzählte Knuddelchen453 .
Sie hatte eine sehr volle, warme Stimme, die Matze – aus welchen Gründen auch immer – an die Farbe Rot denken ließ. Ein tiefes, dunkles Bordeauxrot.
»Dein Papa hat einen guten Geschmack«, schwindelte Matze, denn eigentlich fand er den Namen Ramona altbacken.
»Und wie heißt du?«, wollte Mona wissen.
Matze war auf diese Frage gefasst und hatte sich einen Künstlernamen zurechtgelegt. »Stefan«, log er.
»Und was machst du beruflich?«, fragte Mona weiter.
Aha, dachte Matze, typisch Weib. Checkt erst mal die Eckdaten ab und entscheidet dann, ob’s passt oder nicht. Wenn er jetzt »Hilfsarbeiter« hätte sagen müssen, wäre das Gespräch ein paar Höflichkeitsfloskeln später beendet. Weiber waren berechnende Biester.
»Ich bin Journalist«, antwortete Matze.
»Journalist.« Monas Stimme schoss am Ende des Wortes in die Höhe, was Überraschung oder heimliche Bewunderung verriet. Genau wie neulich bei Kristina Nötzelmann, die nur wenig später Bastis Freundin geworden war. Obwohl der Beruf des Journalisten bei Umfragen in der Achtung der gemeinen Bevölkerung noch hinter Versicherungsvertretern rangierte, reagierten die Leute nicht selten mit unverhohlener Neugier, wenn sie Journalisten begegneten, weil der Beruf eben doch nicht so alltäglich war wie Bäcker, Schlachter oder Bankkaufmann.
»Ja, ich bin Fotojournalist«, ergänzte Matze.
»Cool. Echt cool«, sagte Mona. »Und für wen arbeitest du?«
»Das erzähle ich dir doch nicht am Telefon«, konterte Matze.
»Umso besser«, gab Mona zurück. »Ich halte sowieso nicht viel vom Telefonieren. Was hältst du davon, wenn wir gleich Nägel mit Köpfen machen und uns treffen?«
Matze, der sich gerade wieder die Flasche an den Mund gehalten hatte, verschluckte sich fast; das Bier rann ihm in die Nase, so erschrocken war er. Zum Glück sprach Mona weiter, hörte nicht, wie Matze schnaufte.
»Natürlich können wir jetzt
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