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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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Äderchen, steckten in ausgelatschten Filzpantoffeln.

    »Einbrecher?«, fragte er heiser.

    »Da war jemand an meiner Wohnungstür. Ich bin raus, dann ist die Tür hinter mir zugefallen und das Licht ging aus. Ich war so starr vor Schreck, dass ich mich nicht rühren konnte. Als ich schrie, ist der Kerl runter in den Keller.« Ich war völlig außer Atem, als hätte ich gerade einen Marathonlauf absolviert.

    »Okay, wir gucken mal im Keller nach«, übernahm der Schlaks das Kommando. Sein Ton erinnerte an den eines zupackenden Hausmeisters.

    Der Oberstudienrat nickte stumm, protestierte merkwürdigerweise nicht dagegen, dass ihm ein Fremder die Hausmeisterrolle streitig machte. Stattdessen folgte er dem Journalisten leise stöhnend, Stufe für Stufe, nach unten in den Keller. Dass er zu mir heraufgezockelt war und nun mit dem Schlaks wieder nach unten in den Keller ging, um nach dem Rechten zu sehen, rührte mich. Vor allem, weil er bisher immer nur mit dem Besenstiel an die Decke geklopft hatte, wenn ich zu laut gewesen war.

    »Wir müssen einen Schlüsseldienst rufen«, riet Kristina Nötzelmann. Sie schlug einen fürsorglichen, fast mütterlichen Ton an, der nicht passte zu der Frau, die ich für ein kleines Flittchen gehalten hatte.

    Ich nickte.

    »Wollen Sie mit hochkommen? Ich könnte Ihnen einen Tee kochen«, bot sie an.

    Ich schüttelte energisch den Kopf. »Nein danke, geht schon wieder.« Auf keinen Fall wollte ich riskieren, dass ich dem Schlaks auf ihrem Sofa gegenübersitzen musste und seinen Fragen ausgeliefert war. Mir fehlte auch die Kraft, ihn wegen der Veröffentlichung unserer Fotos zur Rede zu stellen. Das würde ich Dr. Zimmer überlassen.

    Die Männer kamen aus dem Keller zurück. Der Schlaks war voller Tatendrang, nahm zwei Stufen auf einmal, ohne Rücksicht auf den Oberstudienrat, der sich Stufe für Stufe wieder nach oben mühte.

    »Also, unten ist niemand«, meldete der Reporter.

    »Wahrscheinlich ist der Einbrecher durch den Keller nach hinten raus in den Garten«, gab ich zu bedenken.

    Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Die Kellertür haben wir kontrolliert, sie ist abgeschlossen. So wie auch die anderen Türen, die in die einzelnen Kellerräume führen. Es kann sich unten also auch niemand mehr versteckt halten.« Er sprach jetzt fachmännisch wie ein Kripokommissar.

    Tobias, schoss es mir durch den Kopf. Natürlich. Der nächtliche Besucher war niemand anderes als Tobias. Wahrscheinlich war es den vielen Tabletten geschuldet, dass ich nicht gleich darauf gekommen war. Nur er hatte einen Schlüssel und war in der Lage, die Kellertür hinter sich wieder abzuschließen, bevor er nach draußen durch den Garten geflohen war. Wahrscheinlich war er gekommen, um auch mich umzubringen.

    »Vielleicht sollten wir die Polizei rufen«, schlug die Nötzelfrau vor. Sie hatte ihren Arm inzwischen wieder von meiner Schulter genommen.

    Ich schüttelte den Kopf. »Die glauben mir sowieso nicht.«

    Die drei sahen mich an. Ihre Blicke verrieten, dass auch sie mir nicht recht glaubten, obwohl sie sich nichts anmerken lassen wollten.

    »Ich ruf dann mal den Schlüsseldienst«, beschied der Schlaks, wieder ganz Hausmeister, nickte mir zu und ging nach oben. Ein wenig wunderte ich mich darüber, wie hilfsbereit dieser Schmierfink war und dass er so gar keine Anstalten machte, mich zu interviewen.

    »Ich gehe dann mal wieder schlafen«, entschied der Oberstudienrat. »Wenn Sie Hilfe brauchen, Frau Rabe, klingeln Sie einfach.«

    Ich nickte matt, obwohl ich diesen alten, gehbehinderten Mann sicher nicht aus dem Bett klingeln würde.
    Der Oberstudienrat schlurfte mit gebeugtem Rücken nach unten in seine Wohnung.

    »Vielleicht sollten Sie in Zukunft einen Schlüssel bei mir deponieren«, schlug Kristina Nötzelmann vor.

    Das fehlte noch, dachte ich. Vor allem jetzt, wo die sich mit der Presse eingelassen hatte, dieses mannstolle Luder. Mal sehen, wie lange das dieses Mal gut ging. Hatte ja sonst alle paar Wochen einen neuen Kerl.
    Ich nickte nur und antwortete ausweichend: »Ja, ja, vielleicht sollte ich das tun.«

    Der Schlaks kehrte zurück. Er hatte sich eine Jeans übergezogen, die seine dürren Storchenbeine gnädig verhüllte. »Der Schlüsselnotdienst kommt gleich«, verkündete er. »Wollen Sie nicht solange mit zu uns hochkommen?«

    Zu uns? Wohnte der etwa schon bei der Nötzelmann? »Nein, danke«, sagte ich höflich, aber bestimmt. »Ich möchte lieber hier im Treppenhaus

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