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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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zu lassen, bis er am Tresen einschlief.

    Inzwischen hatte Matze schon ein gutes Stück des Heimwegs geschafft. Er war ein erbärmlicher Feigling, das wurde ihm jetzt bewusst. Er hatte Angst, sich zu binden. Deshalb soff er so viel, verdaddelte seine Feierabende vor dem Computer oder hing im Kap Hoorn bei Uwe am Tresen.

    Als er die Tür zu seiner Wohnung öffnete, schlug ihm der muffige Geruch von ungewaschener Wäsche entgegen, gepaart mit einem Stich Fäulnis, der von dem ungespülten Geschirrturm in der Küche herüberwehte. Matze hätte am liebsten auf seinen schmuddeligen, abgeschabten Nadelfilz gekotzt. Nicht etwa wegen des Alkohols, sondern weil er sein Leben plötzlich so erbärmlich fand. Morgen würde er endlich mal wieder Wäsche waschen und Geschirr spülen.

    Matze schleppte sich ins Schlafzimmer. Das Karussell in seinem Kopf drehte sich nicht mehr ganz so schnell. Er streifte seine Turnschuhe von den Füßen. Heute war er zu schwach, um sie im hohen Bogen durch die Luft zu befördern. Im Hintergrund rauschte der Scanner. Nichts los in dieser Nacht, dachte Matze noch und schlief ein.

    *

    Wie gelähmt stand ich in der Dunkelheit. Durch das Glasmosaik über der Eingangstür fiel nur ein fahler Lichtschein, der einen gespenstischen Schleier auf die Stufen hauchte, zu schwach, um das Treppenhaus zu erhellen. Ich konzentrierte mich darauf, tief durchzuatmen, um die aufkommende Panik zu bezwingen. Irgendjemand war im Haus und hatte versucht, mich zu überfallen.

    Nach einer Weile gewöhnten sich meine Augen an das Dämmerlicht und ich konnte schemenhaft das Geländer erkennen. Es war ganz still. Nicht mal das Rauschen des Verkehrs drang durch die Mauern.

    Dann – ein dumpfer Schlag. Im Keller. Ich wollte das Licht wieder einschalten, hätte mich nur halb zur Seite umdrehen müssen. Doch ich konnte mich nicht rühren, stand wie angewurzelt in der Dunkelheit. Der dumpfe Laut verwandelte sich in ein leises, hinterhältiges Knarren. Kein Zweifel. Der nächtliche Besucher kehrte zurück. Meine Knie fingen an zu zittern, mein Körper gehorchte mir noch immer nicht. Da. Wieder: ein Schritt. Und gleich noch einer. Das Knarren wurde lauter. Der nächtliche Besucher musste die Kellertür erreicht haben. Ich vernahm ein leises Tappen, so als wenn der Eindringling über den Steinboden im Hausflur schleichen würde. Es knarrte wieder. Er war auf dem Weg zu mir!

    Ich öffnete den Mund, holte tief Luft, versuchte zu schreien. Aus meiner Kehle löste sich kein Laut. Ich war wie gelähmt. Das Knarren kam näher. Schrittweise. Der Eindringling musste schon die halbe Treppe hochgekommen sein. Angestrengt starrte ich ins Dunkel, versuchte, ruhig zu atmen. Mit dem nächsten Geräusch schob sich ein Schatten die Treppe hinauf. Mein Herz raste, pumpte Adrenalin durch meinen Körper.

    »Hiiillllllllllllllffffeeeeee!!«, gellte mein Schrei durchs Haus.

    Der Schatten polterte die Treppe wieder hinunter. Im zweiten Stock ging das Licht an. Die Wohnungstür von Kristina Nötzelmann flog auf, im Flur wurde es taghell und meine Nachbarin kam heruntergelaufen. Sie trug ein dünnes, rosafarbenes Nachthemd, der Schlaf hatte ihre blonden Locken verwirrt. Ohne Brille wirkte ihr Gesicht sehr weich.

    »Frau Rabe!«, rief sie mit einem Anflug von Panik in der Stimme. »Was ist denn los?!«

    Ich wollte ihr gerade antworten, als ich bemerkte, dass ihr dieser schlaksige Typ von der Zeitung folgte. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Was wollte der denn hier?

    Die Überraschung über seinen plötzlichen Auftritt ließ mich für einen Moment den Schock vergessen. Der Typ trug ein ausgeleiertes T-Shirt und Boxershorts. Seine langen, dürren Beine erinnerten an einen Storch. Er kam ebenfalls direkt aus dem Bett, und zwar aus dem von Frau Nötzelmann.

    Auch unten im Erdgeschoss ging die Tür auf. Der Oberstudienrat schlurfte in Hausschuhen und Bademantel aus seiner Wohnung, blieb am Geländer stehen und rief hoch: »Alles in Ordnung?«

    Was für eine Frage!

    »Frau Rabe, was ist denn los?«, fragte Kristina Nötzelmann wieder und legte mütterlich ihren Arm um meine Schultern.

    Ich wollte sie wegstoßen, doch der Schock machte mich wehrlos. »Da war jemand, da war jemand«, stammelte ich nur.

    »O Gott, Sie zittern ja am ganzen Körper.« Die Nötzelmann drückte mich fester an sich.

    Nun hatte sich auch der Oberstudienrat trotz seiner Gehbehinderung die Treppen heraufgequält. Seine nackten Füße, die übersät waren mit geplatzten

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