Mein Mann der Moerder
habe ihm erzählt, dass du unterwegs geschrieben hättest, weil dir nach der Nachricht mit deinem Freund nicht mehr danach zumute gewesen sei, noch in die Redaktion zu kommen.«
Sieh mal einer an, dachte Basti überrascht. Witte und Herrmann waren also doch keine so grässlichen Gewitterziegen, wie er immer gedacht hatte.
»Hartmut war tief beeindruckt von deiner Professionalität«, fuhr Matze fort. »Von den Bildern. Und vom Text. Ich will dich jetzt nicht volllabern, aber du musst ja wissen, wie es gelaufen ist, damit du dich bei Hartmut nicht verplapperst.«
»Okay«, antwortete Basti knapp.
»Alter, mach’s gut«, verabschiedete sich Matze. »Melde dich, wenn ich was für dich tun kann.«
»Okay«, wiederholte Basti mechanisch, schaltete das Handy aus, legte es neben dem Bett auf den Fußboden und zog sich die Decke bis unters Kinn. Er schloss die Augen. Wenn er wieder einigermaßen auf den Beinen war, würde er sich bei Witte und Herrmann bedanken. Und Elisabeth Schwarz anrufen. Sie hatte ihm ja ihre Hilfe angeboten. Denn er hatte die Nase gestrichen voll. Lieber würde er sich in eine Pommesbude stellen und Fritten verkaufen, als weiter Witwen zu schütteln.
*
Ich blinzelte in die Morgensonne, drehte mich im Bett um und erschrak. Der Boden unter mir gluckste und schwabbelte. Ich lag auf einem Wasserbett. Neben mir schnarchte ein fremder Mann. Und ich war nackt.
Vorsichtig hob ich die Bettdecke an. Auch der Mann, ein behaartes, durchtrainiertes Kerlchen, dem die Sonne einen leichten Goldton auf die Haut gehaucht hatte, war nackt.
Draußen wurde es gerade hell. Auf dem Fußboden waren unsere Kleider verstreut. Klar, was hier passiert war. Vorsichtig, um das Kerlchen nicht zu wecken, schlüpfte ich aus dem Bett. Die Matratze schlug Wellen. Ich hatte Kopfweh. Auf Zehenspitzen schlich ich durchs Zimmer und sammelte meine Kleider ein. Mein Slip lag am Fußende, der BH neben dem Bett. Die Jeans hatte sich auf dem Fußboden um einen meiner Pumps gewickelt. Zum Glück steckte mein Portemonnaie noch in der Gesäßtasche. Mein T-Shirt hing über der Stehlampe neben dem Bett. Ich konnte mich nicht daran erinnern, ob es im Eifer des Gefechts zufällig dort gelandet oder bewusst zweckentfremdet worden war, um das Licht zu dämmen. Am Fuße der Lampe entdeckte ich den Missetäter, der für Schwindel und Kopfweh verantwortlich sein musste: eine leere Tequilaflasche. Unter dem Bett angelte ich mir meinen zweiten Schuh aus dem Staub.
Das Kerlchen schlief wie ein Baby. Lautlos zog ich mich an und schlüpfte zur Tür hinaus. Eine Holztreppe führte hinunter ins Erdgeschoss. Die hochhackigen Pumps in der Hand, huschte ich auf Zehenspitzen die Stufen hinunter. Doch die Holztreppe quietschte verräterisch bei jedem Schritt. Ich blieb stehen und lauschte, aber das Schnarchen drang weiter laut und gleichmäßig durch die Tür.
Der Geruch von abgestandenem Bier und kaltem Rauch kroch mir aus der Gaststube entgegen. Unten im Hausflur ging es geradeaus nach draußen.
Dunkel erinnerte ich mich daran, dass das Kerlchen die Kneipentür abgeschlossen hatte. Ich hielt mich rechts, tappte den holzvertäfelten Flur entlang. Das Schnarchen wurde leiser. Rechts befand sich die Waschküche. Weiß gekachelte Wände. Unter dem Fenster standen Waschmaschine und Trockner. Davor ein Gebirge ungewaschener Wäsche. Kein Zweifel. Hier war ein Junggeselle zu Hause, der nur wusch, wenn auch die letzte Unterhose für untragbar befunden worden war. Und das konnte eben dauern.
Mit klopfendem Herzen schlich ich zur Außentür und drückte die Klinke hinunter. Abgeschlossen. Mist!
Mein Blick fiel auf das Fenster, unter dem Waschmaschine und Trockner standen. Mit dem Fuß schob ich das Wäschegebirge zusammen, beugte mich über die Waschmaschine und öffnete das Fenster. Frische Luft strömte in den Raum. Ich warf meine Pumps nach draußen, hörte, wie sie mit einem dumpfen Laut aufschlugen, und stemmte mich auf die Waschmaschine. Vor dem Fenster führte ein gepflasterter Weg durch den Garten zur Straße. Ich kletterte hinaus, schnappte mir meine Schuhe und lief barfuß über den Hinterhof zur Straße. Vor dem Wagenrad – was für ein dämlicher Name für eine Kneipe – stand mein Auto.
Ich schlüpfte in meine Schuhe und stieg ein. Viel zu schnell fuhr ich über die Hauptstraße Richtung Ortsausgang. Aber ich hatte es eilig, dieses Kaff zu verlassen.
Wenn ich ehrlich war, hatte ich geahnt, dass mein Besuch im Wagenrad so enden
Weitere Kostenlose Bücher