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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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packen Ihre Sachen. Wir fahren noch heute nach Hertfordshire."
    Jenny reagierte ebenso verblüfft wie John auf Katherines Absicht, London zu verlassen. "Packen, Miss Katherine? Wie lange wollen Sie denn verreisen?"
    "Das weiß ich nicht genau. Nicht länger als drei Tage, hoffe ich. Übrigens, Jenny, du erinnerst dich doch an die alte Hutschachtel oben auf dem Speicher?"
    "Ja, Miss Katherine."
    "Hol sie bitte."
    Jenny entfernte sich kopfschüttelnd, und Katherine eilte in Philips Arbeitszimmer, wo sie sorgfältig die Karte von Hertfordshire studierte. Hier lag Hemel Hempstead und dort Box Moor. Wo würden sie absteigen können? Zuerst dachte sie an "The Lamb and Flag", aber ihr Verstand riet ihr zur Vorsicht. In einem Ort wie Hemel Hempstead musste es mehrere anständige Gasthäuser geben – und einen Friedensrichter!
    Gerade wollte sie mit der Landkarte hinausgehen, da hielt sie plötzlich inne. Sie sollte Philip wenigstens eine Nachricht hinterlassen, dass sie verreiste, obgleich sie es ihm verübelte, dass er sie nach ihrer Nacht im Gefängnis noch nicht einmal zu Hause erwartete. Als sie sich ein Blatt Papier nehmen wollte, entdeckte sie einen Stapel neuer Rechnungen auf dem Schreibtisch. Oh, Philip! Kann man denn aufhören, den eigenen Bruder zu lieben? Wie oft kann man verletzt werden, bis Gefühle sterben?
    In der Eingangshalle wartete Jenny mit dem Gepäck, eine abgenutzte Hutschachtel in den Händen. "Wozu brauchen Sie dieses schmutzige alte Ding, Miss Katherine?"
    "Ich brauche nur seinen Inhalt." Ein hässlicher Hut kam zum Vorschein, den Katherine achtlos fortwarf. Dann griff sie unter das zerknitterte Seidenpapier am Boden der Schachtel und zog eine Halskette hervor.
    "Miss Katherine! Diamanten!"
    Das Funkeln der Steine war zwar matt geworden, doch sie strahlten unverkennbar das klare Feuer echter Edelsteine aus. "Unser letztes wertvolles Stück, Jenny. Ich hatte es für den Notfall aufgespart." Katherine seufzte. "Es gehörte meiner Großmutter, doch jetzt muss ich es verkaufen."
    "Aber Miss Katherine, wenn Sie noch diesen Schmuck besaßen …"
    "Nein, Jenny, er ist nur ein paar hundert Pfund wert, keine fünftausend."
    Unterdessen hatte John eingespannt, und sie luden das Gepäck in die alte Kutsche. "Zu Newmans in der Lombard Street, bitte", rief Katherine. "Und dann auf die Straße nach Aylesbury und Oxford."
    Eine halbe Stunde später kam Katherine mit leuchtenden Augen aus dem Juwelierladen geeilt. "Dreihundert Pfund, Jenny, stell dir vor! Ich wäre schon mit zweihundert zufrieden gewesen."
    Ihre Freude über diesen Erfolg hielt während der gesamten Fahrt nach Hemel Hempstead an. Nun, da sie über Geld verfügten, konnten sie es sich leisten, die Pferde zu wechseln, und als sie die kleine Stadt erreichten, gönnten sie sich zwei Zimmer im "Swan" in der High Street. Erst beim Abendessen, das sie in einem privaten Salon einnahmen, stieg wieder Angst in Katherine hoch. Ab morgen blieben ihr noch vier Tage Zeit. Nur vier Tage. Und wenn sie versagte, würde Nick am Galgen sterben.
    "Wollen Sie uns nicht verraten, was wir hier tun, Miss Katherine?", fragte John, nachdem der Kellner eine Hammelkeule aufgetragen und sich wieder zurückgezogen hatte.
    "Doch. Wir werden Mr. Lydgates Unschuld beweisen, und zu diesem Zweck müssen wir einen Wegelagerer namens Black Jack Standon aufsuchen sowie einen Friedensrichter, dessen Namen ich zwar nicht kenne, der aber wahrscheinlich eine neue Uhr besitzt und eine Narbe am Kopf hat."
    "Gütiger Himmel, Miss Katherine!" Jenny hob hastig ihr Glas, um einen Schluck von ihrem Ale zu trinken. "Black Jack wird uns ermorden!"
    "Das bezweifle ich", entgegnete Katherine scharf. "Du meine Güte", fügte sie hinzu, bevor John zu einer langen Protestrede ausholen konnte, "was für theatralische Namen diese Wegelagerer sich geben! Dabei sind sie wahrscheinlich nur halb so gefährlich, wie sie uns glauben machen wollen." Nach diesen Worten sahen ihre beiden Begleiter sie so entsetzt an, dass sie einlenkte und ihnen Nicks Geschichte erzählte.
    "Eine schreckliche Sache, falls er die Wahrheit sagt. Aber müssen Sie das wirklich tun, Miss Katherine?"
    "Ja, John, sonst hätte ich ewig ein schlechtes Gewissen. Also, was meint ihr", fuhr sie voller Tatkraft fort, "wie können wir den Friedensrichter finden, der überfallen wurde?"
    Jenny trank ihr Glas aus, warf ihre Locken in den Nacken und verkündete: "Ich frage einfach nach." Dann ging sie mit schwingenden Hüften in den Schankraum

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