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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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leisten, noch will ich es!"
    "Da schwindelst du aber. Du wolltest es schon, du warst bloß zu stolz, um zuzulassen, dass ich es für dich kaufe."
    Statt einer Antwort stieß sie einen Wutschrei aus. Großer Gott, wie schön sie war! Er hatte noch nie erlebt, wie sie die Beherrschung verlor, und er vermutete, dass es höchst selten vorkam. Auf jeden Fall weckte es heftige Begierde in ihm, was der weite Schnitt seines Hemds glücklicherweise verbarg.
    "Wieso hast du es getan, wenn du doch wusstest, dass es mich verärgern würde?", rief sie, die Hände in die Hüften gestemmt.
    "Weil ich dich so gerne darin sehen möchte, wenigstens für einen Abend. Das heißt, ich mache mir selbst ein Geschenk."
    Mit dieser Antwort hatte er ihr den Wind aus den Segeln genommen. "Oh!", hauchte Katherine verwirrt. "Es würde dich freuen, wenn ich es trage?"
    "Mir gefällt alles, was du trägst, Kat", murmelte er, während er auf sie zu trat. "Zum Beispiel dieses reizende Ensemble." Sanft fuhr er den Ausschnitt ihres Hemdes entlang.
    Eine ganze Weile lang verharrte sie reglos, nur ihre Brust hob und senkte sich durch ihr heftiges Atmen. Nick fühlte sich wie berauscht von ihrer warmen, seidigen Haut, ihrem Duft und ihrem Zorn. Doch als er ihr in die Augen sah, entdeckte er keinen Zorn mehr darin, sondern einen gänzlich anderen Ausdruck.
    Kurz darauf blinzelte sie, als erwache sie aus tiefen Träumereien, und blickte an sich hinab. "Oje … ich bin ja gar nicht richtig angezogen!"
    "Das sehe ich", erwiderte er heiser.
    "Und du …" Heftig errötend, wich sie zurück. "Du …"
    "Wenn du in das Zimmer eines Herrn eindringst, der gerade eine neue Hose anprobiert, musst du damit rechnen, dass er zu diesem Zweck seine alte Hose ausgezogen hat." Nick wusste genau, dass sein vernünftiger Ton einen weiteren Wutausbruch in ihr auslösen würde. Um sie zusätzlich zu reizen, fügte er mit gespielt schockierter Miene hinzu: "Ich hoffe sehr, dass Cousine Fanny sich nicht auf ihre Pflichten als Anstandsdame besinnt und ebenfalls herüberkommt."
    "Ach, du bist unmöglich!" Katherine stampfte mit dem Fuß auf. Wie gerne wollte er sie umarmen und küssen, bis ihre Wut einem Taumel hingebungsvoller Leidenschaft wich. Sollte er es riskieren, oder war es noch zu früh? Diese Entscheidung nahm Katherine ihm ab. "Männer!", rief sie verächtlich. "Ihr seid doch alle gleich!" Mit diesen Worten rauschte sie aus dem Zimmer.
    "Puh!" Nick stieß den Atem aus und öffnete das Fenster. Bevor er die Schneider wieder hereinließ, musste er sich erst mit etwas frischer Luft und mit nüchternen Gedanken abkühlen. Wenigstens durfte er nun hoffen, dass Katherine das Ballkleid seiner Wahl annahm.
    In ihrem Ankleidezimmer blieb Katherine stehen, um ihren Morgenmantel zuzubinden. Die zarte Stelle, an der Nick sie berührt hatte, glühte, als habe sie sich verbrüht. Darüber hinaus verriet ihr ein Blick in den Spiegel, dass sie heftig atmete und dass ihr die Röte in die Wangen gestiegen war. Hoffentlich wird man das auf meine Verärgerung zurückführen, sagte sie sich. Dann betrat sie ihr Schlafzimmer – in wesentlich würdevollerer Haltung, als sie es verlassen hatte.
    "Verzeihen Sie, Madame", sagte sie ruhig. "Ich musste Seiner Lordschaft etwas Dringendes mitteilen."
    "Selbstverständlich, Miss Cunningham", erwiderte die Modistin gnädig. Mit einem Schlag erkannte Katherine, dass sie gerade eingestanden hatte, spärlich bekleidet ins Zimmer eines Herrn eingedrungen zu sein. Nun, dieser Fauxpas ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Jetzt musste sie auf Madames Diskretion hoffen.
    "Darf ich zur Anprobe bitten, Miss Cunningham?" Madame näherte sich mit einem Arm voll Seide, und bald drehten sich Katherines Gedanken nur noch um ihr neues Kleid.
    In den Tagen bis zum Ball brachte Nick ihr bei, zu traben. Als Katherine lernte, sich im Sattel zu halten, war sie sehr stolz auf sich, zumal ihr Gatte nicht ein einziges Mal über sie lachte.
    Die Sache mit dem Ballkleid hatte sie ihm verziehen. Schließlich würde sie nie wieder in ihrem Leben solch ein schönes Gewand tragen. Sie wollte nicht so unfreundlich sein, es zu verschmähen, und so kurzfristig ließ sich die Bestellung ohnehin nicht mehr ändern.
    Weder sie noch Nick erwähnten je die kurze Szene in seinem Schlafzimmer. Ob er am Ende dasselbe empfunden hatte wie sie? Und wenn schon. Körperliches Verlangen war etwas völlig anderes als Liebe – und abgesehen von Liebe konnte sie sich keinen Grund vorstellen,

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