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Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
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mich zu begleiten.“
    Lindsey sah in seine tiefblauen Augen und fand es geradezu lächerlich, wie sehr ihr Herz klopfte. „Sie haben sich ja richtig fein herausgeputzt.“
    Er hob seine breiten Schultern. „Krista wollte es so.“
    „Sie sehen … gut aus.“ Das war eine starke Untertreibung. Kein einziger Mann im Saal konnte sich mit seinem Aussehen messen.
    „Danke.“ Sein Blick wanderte über ihr schulterfreies, türkisfarbenes Seidenkleid und blieb an ihren brünetten Löckchen hängen, die an ihrem hellen Hals wippten. In seinem Blick lag ein Ausdruck, der ihr bislang nicht aufgefallen war und der ein befremdliches Prickeln in ihr auslöste.
    „Sie sehen … sehr hübsch aus.“
    „Danke“, antwortete sie ein wenig atemlos.
    Tante Dee unterhielt sich mit Krista, und Lindsey bemerkte aus den Augenwinkeln, wie der Lieutenant sich wieder näherte.
    „Ich dachte … falls auf Ihrer Tanzkarte noch Platz ist … darf ich um den nächsten Tanz bitten?“
    Lindsey tanzte für ihr Leben gern, und außerdem brauchte sie Harveys Unterstützung. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Mit Vergnügen.“
    Sie vermied es geflissentlich, Thor anzusehen, spürte allerdings sein Missfallen, das ihm aus allen Poren zu dringen schien. Das Orchester stimmte die ersten Klänge eines Walzers an. Lindsey legte ihre behandschuhten Finger in die Armbeuge des Lieutenants und ließ sich zum Tanzparkett führen. Als er den Arm an ihre Mitte legte, erhaschte sie über die Schulter ihres Tanzpartners einen flüchtigen Blick auf den finster dreinblickenden Thor.
    Entschieden straffte Lindsey die Schultern. Was war schon dabei, wenn sie mit einem Herrn flirtete? Sie war frei und ungebunden und hatte jedes Recht dazu. Was bildete sich dieser ungehobelte Flegel eigentlich ein?
    Erzürnter als nötig gewesen wäre, schmiegte sie sich in die Arme des Lieutenants, wiegte sich mit ihm im Walzertakt und lächelte selig zu ihm hoch.
    Thor stand vor der Spiegelkommode im Schlafzimmer seiner Wohnung in der Half Moon Street. Er hatte diese Wohnung gemietet, weil sie in der Nähe des Parks lag, einer weiten Grünfläche mit einem Weiher, Bäumen, Sträuchern und blühenden Wiesen, in dem er gerne lange Spaziergänge unternahm, die frische Luft tief atmete und vergessen konnte, dass er in der Stadt lebte. Wenn es nicht bereits nach Mitternacht wäre, würde er jetzt noch einen Rundgang machen.
    Finster musterte er sein Spiegelbild, zerrte am Knoten seiner Krawatte und riss sich das lange weiße Seidentuch vom Hals, dann streifte er Gehrock und Weste ab, die er sich von seinem Bruder ausgeborgt hatte, und stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
    Endlich konnte er wieder frei atmen. Nur Krista zuliebe hatte er sich in diese beengenden Schichten unnötiger Kleider gezwängt. Sie war schließlich Leifs Ehefrau und ihm eine gute Freundin geworden.
    Und außerdem hatte er sich um Lindsey Sorgen gemacht, obwohl er sich das nur widerwillig eingestand.
    Thor knurrte einen altnordischen Fluch, in der Sprache, die er in seiner Heimat auf der Insel Draugr gesprochen hatte. Die Frau machte nur Schwierigkeiten. Aber sie war Kristas Freundin, und er betrachtete es als seine Pflicht, sie zu beschützen.
    Er dachte daran, wie sie mit dem gut aussehenden Lieutenant geflirtet hatte, und ein Knoten schnürte ihm den Magen zu. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, wie sie den Mann ermutigt hatte, ihr Avancen zu machen. Und es gefiel ihm noch weniger, wie der Kerl sie angesehen hatte. Es war völlig absurd, das wusste er. Lindsey war zu mager und zu burschikos für seinen Geschmack. Allerdings war ihm in ihrem grünen, tief ausgeschnittenen Seidenkleid ihre helle, transparente Haut an ihren zarten Schultern aufgefallen. Der Schein der Kerzen in den Kristalllüstern hatte ihrem honigfarbenen Haar einen goldenen Schimmer verliehen, und ihr Anblick hatte sein Blut in Wallung gebracht.
    Es wäre besser gewesen, auf der Rückfahrt noch im Red Door vorbeizuschauen. Madame Fortiers Mädchen waren üppig und wussten einem Mann Vergnügen zu bereiten. Die vollbusige Besitzerin des Etablissements war keine echte Französin, wie ihm eines ihrer Mädchen anvertraut hatte. Und als er eine Nacht in ihrem Bett verbrachte, hatte ihr lüsternes Stammeln eindeutig englisch geklungen. Er hatte eigentlich vorgehabt, ihr Etablissement noch aufzusuchen, sich dann aber doch anders entschieden. Nun bereute er seinen Entschluss.
    Er brauchte dringend eine Frau. Und zwar bald,

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