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Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
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freigenommen, um sich zu erholen und das Landleben zu genießen. Aber sie war gezwungen, in London zu bleiben, bis Rudys Unschuld bewiesen und die Morde in Covent Garden aufgeklärt waren.
    Dancer war mit flockigem Schweiß bedeckt, als sie ihn in eine langsamere Gangart brachte. Sie verbannte ihre Gedanken an Rudy und entspannte sich im Sattel. Es wäre zu schade, sich diesen wunderschönen Morgen mit Gedanken an Mord und Intrigen zu verderben.
    Sie ließ den Blick über die Wiesen schweifen, lauschte dem Zwitschern der Vögel und ritt gemächlich dahin. Bevor sie Dancer wieder in den Stall brachte, wollte sie ihn noch eine Runde im gestreckten Galopp gehen lassen, dann war es Zeit, wieder in die Rolle der Journalistin zu schlüpfen und den Tag zu beginnen.
    Thor lehnte den Rücken gegen die gusseiserne Parkbank unter einem ausladenden Ahornbaum und hielt den Blick auf den jungen Reiter gerichtet, den er seit einer Weile beobachtete. Er hatte den jungen Mann schon mehrmals gesehen, wenn er am frühen Morgen seinen Spaziergang machte; ein ausgezeichneter Reiter, dessen Können er bewunderte.
    Und das Pferd war ein edler Vollblüter, hohes Stockmaß, sehnig und kraftvoll, mit der weit ausholenden Gangart eines Rennpferdes, wie Thor es noch nie gesehen hatte. Auf der Insel Draugr hatte er mehr Rennen gewonnen als jeder andere und galt als bester Reiter weit und breit. Er hatte sogar seine Brüder im Rennen geschlagen, die gleichfalls hervorragende Reiter waren.
    Die Pferde auf der Insel waren kräftig und ausdauernd, kleinwüchsig und zottelhaarig, konnten sich jedoch nicht mit der Schönheit dieses Rotfuchses messen, der im gestreckten Galopp durch den Park jagte. Es juckte Thor in den Fingern, den Platz mit dem Burschen zu tauschen, um das Donnern der Hufe, das Brausen des Windes zu hören, die Kraft des Pferdes unter seinen Schenkeln zu spüren.
    Seit seiner Ankunft in London war Thor mit der Kutsche gefahren oder zu Fuß gegangen. Als er beobachtete, wie der junge Mann das prachtvolle Pferd zügelte und im Schritt den Weg aus dem Park lenkte, den er gekommen war, schwor Thor sich, dass er eines Tages ein Pferd wie dieses besitzen würde.

5. KAPITEL
    In einem Tageskleid aus rostroter Seide, dessen weiter Rock über einem gestreiften Unterrock ausladend wippte, begab Lindsey sich zu Fuß zu dem kleinen Café, während sie ihren gerüschten Sonnenschirm schützend über sich hielt. Das Pear Tree war ein vornehmes Kaffeehaus, das auch verschiedene Teesorten anbot, dazu Sandwichs mit erlesenen Delikatessen belegt oder Kuchen und süßes Gebäck. Der Raum war in Gelb und Hellgrün gehalten, die Wände mit Bäumen bemalt, deren verästeltes Blattwerk sich über den Plafond ausbreitete.
    Lindsey hatte sich absichtlich zehn Minuten verspätet, um Michael Harvey warten zu lassen, konnte den Lieutenant beim Betreten des kleinen Cafés aber nicht entdecken.
    Eine adrette blonde Bedienung führte sie an einen runden, weiß gedeckten Tisch, und Lindsey bestellte eine Tasse Jasmintee. Als die Minuten verstrichen, fragte sie sich, ob Michael das Treffen vergessen hatte oder durch ein unerwartetes Ereignis verhindert sei.
    Sie hatte ihren Tee beinahe ausgetrunken, als sie ihn am Eingang entdeckte. Ihr freudiges Lächeln prallte an seinem versteinerten Gesicht ab.
    Er blieb an ihrem Tisch stehen. „Ich müsste mich für meine Verspätung entschuldigen, was ich nicht tue. Ich habe nämlich soeben erfahren, wer genau Sie sind, und sehe mich gezwungen, Ihnen zu sagen, Miss Graham, dass ich darüber nicht im Geringsten erfreut bin.“
    Ach du liebe Güte. Kein Wunder, dass er erbost war. „Setzen Sie sich, Lieutenant, die Leute starren zu uns herüber.“
    Einen Moment blieb er stehen, hochrot im Gesicht, bevor er sich mit finsterer Miene setzte. „Rudolph Graham ist Ihr Bruder.“
    „Ja, das stimmt.“
    „Und seinetwegen sind Sie hier, nicht wahr? Ihre Freundlichkeit mir gegenüber gestern beim Ball war nur eine Täuschung. Sie erhoffen sich nähere Auskünfte, deshalb haben Sie sich mit mir verabredet. Sie wollen mir Sachverhalte entlocken, die Ihrem Bruder nützlich sein könnten, dem Hauptverdächtigen der Mordfälle in Covent Garden.“
    Lindsey zuckte innerlich zusammen, sah ihm aber tapfer in die Augen. „Mein Bruder ist unschuldig. Ich bemühe mich lediglich, seinen Namen reinzuwaschen. Würde Ihr Bruder unter Verdacht stehen, zwei abscheuliche Morde begangen zu haben, würden Sie nicht anders handeln.“
    Der Lieutenant

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