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Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
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Fortiers Bordell nicht weit entfernt lag. Brennende Fackeln erhellten den Eingang des Blue Moon, einer der berüchtigsten Spielhöllen in ganz London. Er ballte die Hände zu Fäusten, als er sah, wie Lindsey und ihr Begleiter eintraten.
    Bei Odin, hatte die Frau den Verstand verloren?
    Thor bezwang den Wunsch, ihr zu folgen, und wartete stattdessen neben dem Eingang.
    Er musste sie gewähren lassen, aber sobald dieses gefährliche Abenteuer ausgestanden war, wollte er sie ernsthaft zur Rede stellen.
    Lindsey bahnte sich einen Weg durch das lärmende Gedränge im Blue Moon und hörte Elias Macks leise Stimme hinter sich.
    „Sind Sie sicher, dass Sie das Richtige tun?“
    Sie war sich keineswegs sicher. Das war die schäbigste Spelunke, die sie bisher besucht hatte; der Teppich war zerschlissen und ausgeblichen, die Tapeten fleckig und stellenweise abgerissen, und die Luft war so rauchgeschwängert, dass sie kaum atmen konnte.
    „Das ist unser letzter Versuch“, antwortete sie und bemühte sich um eine dunkle, barsche Stimme. „Sobald ich mit dem richtigen Mann gesprochen habe, fahren wir nach Hause.“
    Im Golden Pheasant hatte man ihr geraten, im Blue Moon nach dem Geschäftsführer zu fragen. Elias und sie zogen argwöhnische Blicke auf sich, offenbar waren Fremde hier nicht willkommen. Die Besucher schienen Stammgäste zu sein, und Lindsey beschloss, sich zunächst auf ein Glücksspiel einzulassen, um keinen Verdacht zu erregen.
    „Wie wär’s mit einer Runde am Würfeltisch, Kumpel?“, fragte sie mit dunkler Stimme und bemühte sich um einen Cockney Akzent. „Ein bisschen Glück könnte uns nicht schaden, wie?“ Sie steuerte den Würfeltisch an, und Elias folgte ihr tapfer. Sie spürte seine wachsende Anspannung, als sie sich durch die Menge drängten, und auch ihr krampfte sich der Magen zusammen.
    Mit ihrer Körpergröße konnte man sie für einen schlaksigen jungen Mann halten, und im schummrigen Licht der rauchgeschwängerten Spelunke waren ihre Gesichtszüge kaum zu erkennen. Ihre Jacke und Hose waren zerknittert und abgetragen und mit der tief in die Stirn gezogenen, dunklen Mütze hoffte sie, nicht aufzufallen.
    Um den Würfeltisch standen ein paar zwielichtige Gestalten herum, pafften stinkende Zigarren und machten zotige Witze; einer trug einen verfilzten Backenbart, einem anderen fehlten zwei Vorderzähne. Je näher sie den Gestalten kam, desto widerlicher schlug ihr der Geruch nach Männerschweiß und saurem Bier in die Nase, und sie unterdrückte ein Würgen vor Ekel.
    Die Kerle grölten lauthals, als einer die Gewinnzahlen würfelte. Jetzt oder nie, dachte Lindsey. Entschlossen zog sie einen Beutel mit Münzen aus der Jackentasche und erkannte im gleichen Moment ihren Fehler. Scharfe Blicke musterten sie, ein Murmeln flog durch die Runde. Lindseys Herz begann zu klopfen, und sie bemühte sich, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen. Es gab kein Zurück, ohne noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Mit gesenktem Kopf holte sie ein paar Münzen aus dem Beutel, steckte ihn wieder ein und verfluchte sich innerlich. Sie hätte daran denken müssen, wie gefährlich es war, dem Gesindel zu zeigen, dass sie Geld hatte.
    Sie hielt den Blick auf den Spieltisch gerichtet. Mit Rudy hatte sie gelegentlich Würfel gespielt – bereits das ein Skandal für ein junges Mädchen aus gutem Hause. Nun aber war sie froh darum. Sie setzte auf eine Zahl, verlor, fluchte laut, als könne sie den Verlust kaum verkraften, verlor wieder und verließ den Tisch mit verdrießlicher Miene.
    Ein Serviermädchen in einer tief ausgeschnittenen Bluse, aus der ihre prallen Brüste herauszuquellen drohten, bahnte sich einen Weg durch die Gäste, ermunterte die Männer noch in ihren zotigen Bemerkungen und gestattete ihnen Freiheiten, die Lindsey die Schamröte ins Gesicht trieben. Erst jetzt kam ihr der Gedanke, dass das Blue Moon nicht nur eine berüchtigte Spielhölle, sondern auch ein Freudenhaus übelster Sorte war.
    Lindsey bestellte einen Krug Bier, und Elias bekam Stielaugen beim Anblick des prallen Busens der Bedienung.
    „Willst du mal anfassen, Kleiner?“ Das Mädchen zwinkerte ihm zu, und Elias grinste einfältig.
    Lindsey versetzte ihm einen derben Rippenstoß, und er schüttelte heftig den Kopf. „Nein, danke.“
    „Bringen Sie ihm auch ein Bier“, befahl Lindsey mürrisch. „Wir möchten den Geschäftsführer sprechen. Wo finden wir ihn?“
    „Mr. Pinkard ist in seinem Büro. Ich sage ihm, dass zwei

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