Mein mutiges Herz
Grund mehr, Angst zu haben.“
Lindsey schlang die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an seine Brust. „Sie haben mir das Leben gerettet. O mein Gott, Thor.“ Sie barg ihr Gesicht an seiner Schulter und konnte nicht aufhören zu weinen.
„Es ist alles gut“, flüsterte er tröstend. „Ich lasse nicht zu, dass Ihnen etwas angetan wird.“ Er raunte tröstliche Worte in ihr Ohr, hielt sie sanft an sich gedrückt und führte sie zur Straße. Sie konnte nicht nach Hause – nicht ohne Kleider –, aber er kannte einen Ort, wo er sie hinbringen würde.
7. KAPITEL
Lindsey hielt Thors sehnigen Nacken umklammert, während er ihr mit leiser, dunkler Stimme tröstende Worte zuflüsterte, manchmal so leise, dass sie die Worte kaum verstand. Er sagte ihr, dass sie in Sicherheit sei, dass ihr nie wieder jemand etwas Böses antun würde, dafür wolle er sorgen. Sie brauche keine Angst mehr zu haben.
Gelegentlich redete er in seiner Muttersprache, nordisch klingende Worte, die sie nicht verstand. Das war auch nicht nötig. Es war der tiefe Klang seiner Stimme, der Rhythmus seiner Worte, die beruhigend auf sie wirkten. Es lag an der Art, wie er sie in den Armen hielt, an seiner sanften Fürsorge, die sie wissen ließ, dass sie in Sicherheit war.
Sie wusste nicht, wohin er sie brachte, aber das war auch nicht wichtig. Thor hatte sie vor einem Schicksal bewahrt, schlimmer als der Tod, vielleicht auch vor dem Tod selbst. Nie würde sie vergessen, dass er wie ein dunkler Racheengel herangestürmt war, der den Fluch Gottes über ihre Widersacher brachte.
Nun verstand sie, was Krista gemeint hatte. Thor war ein Krieger, ein kampferprobter Mann, der bereit war, für die Menschen zu sterben, die er beschützte. Sie dachte an die bärenstarken Kerle, die er mit seinem Furcht einflößenden Zorn besiegt hatte. Er wäre imstande gewesen, ihre Peiniger zu töten.
Ein Frösteln durchlief sie.
„Wir sind bald am Ziel, mein Schatz.“
Das Kosewort umschmeichelte sie wie eine zärtliche Berührung. Sie versuchte, das Flattern in ihrer Magengegend zu verdrängen. Thor war da und hatte sie gerettet. Hätte sie ihn gleich um Hilfe gebeten, wäre das alles nicht passiert.
In Wahrheit hatte sie Angst davor gehabt. Nie zuvor hatte sie sich körperlich so zu einem Mann hingezogen gefühlt, eine Empfindung, die sich verstärkte durch ihre Dankbarkeit, weil er sie gerettet hatte und sie so sanft und fürsorglich in seinen Armen hielt. Sie kuschelte sich enger an seine breite Brust und schloss die Augen. Sie war gerettet. Elias war gerettet. Im Moment zählte nichts anderes.
Lindsey erwachte durch helles Frauenlachen und das Klirren von Gläsern. Sie hörte auch Männerlachen und das leise Zischen von Gaslampen, die sanftes Licht verbreiteten in einem niedrigen Raum, dessen Wände mit roten Prägetapeten dekoriert waren.
Sie lehnte sich in Thors Armen zurück. „Wo sind wir?“
„Im Red Door“, antwortete er ohne Zögern und stellte sie behutsam auf die Füße. „Madame Fortier ist eine Freundin von mir.“
Vor ihnen stand eine vollbusige Frau mit dunklem, von Silberfäden durchzogenem Haar. Sie war etwa Mitte vierzig, stark geschminkt, aber immer noch eine Schönheit.
„Thor ’at mir erzählt, was geschehen ist“, sagte die Frau in einem singenden, französischen Akzent, der für eine Person mit schlechten Französischkenntnissen glaubhaft klingen mochte. „Err ist ein serr guter Freund, und da Sie mit ihm befreundet sind, sind Sie mir willkommen, ma chère .“
Lindsey brachte ein dünnes Lächeln zustande. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Madame Fortier.“
„Thor! Bist du es wirklich, Darling?“, gurrte eine kurvenreiche, spärlich bekleidete Rothaarige und steuerte lächelnd auf ihn zu.
„Er ist es!“ Zwei Blondinen tauchten hinter einem Vorhang auf, in durchsichtigen französischen Negligés – eine in Blau, die andere in Rosa –, die ihnen kaum bis zu den Schenkeln reichten. Zwillinge, eine schöner als die andere. „Ein so stattlicher Mann ist ja kaum zu übersehen.“
„Und er ist am ganzen Körper so stattlich“, kicherte die Rothaarige mit verführerischem Augenaufschlag.
Verdutzt starrte Lindsey die Frauen an. Und dann erfasste ihr Blick weitere, nur spärlich bekleidete Frauen im Zimmer, und einen Augenblick lang glaubte sie zu träumen. Gütiger Himmel, es wäre ihr nicht im Traum eingefallen, dass Thor sie in ein Freudenhaus bringen würde!
„Suchst du Gesellschaft heute Nacht, schöner
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