Mein mutiges Herz
seinem Leben hatte er etwas Schöneres gesehen als den prachtvollen schwarzen Hengst mit der mutigen Frau im Sattel, die ihr Leben aufs Spiel setzte, um das Rennen und das Pferd für ihn zu gewinnen. Sie flogen geradezu der Ziellinie entgegen. Beide waren Champions der Weltspitze, und Thors Herz schwoll in schwindelerregendem Stolz.
Pferd und Reiter galoppierten über die Ziellinie, und Krista jauchzte begeistert auf. „Sie hat es geschafft. Sie hat gewonnen!“
Und sie hatte es eine gute halbe Länge vor Merricks Fleet Journey geschafft, der als Zweiter durchs Ziel ging, gefolgt von Renhursts Starter. Der vierte Platz wurde von zwei Pferden aus dem Besitz der Dorfbewohner belegt.
Lindsey ritt im Schritt auf Thor zu, während Saber schweißnass unter ihr tänzelte, immer noch voll Feuer nach seinem glanzvollen Sieg. So strahlend hatte Thor Lindsey noch nie gesehen. „Wir haben es geschafft!“
„Ja, ihr habt es geschafft. Ich würde dich gern aus dem Sattel heben und dich küssen, aber es wäre wohl nicht schicklich, wenn ein Mann seinen Jockey küsst.“
Ihr glückliches Lachen weitete ihm das Herz.
„Ich muss ihn abkühlen lassen, aber ich will schleunigst von hier fort, bevor mich jemand erkennt.“
„Ich kühle ihn ab.“
Lindsey schwang ein Bein über Sabers Hals und sprang aus dem Sattel wie ein Mann, lächelte glücklich zu Thor auf und stieß einen Freudenschrei aus. Die Zuschauer näherten sich und begannen einen Kreis um den tänzelnden schwarzen Hengst zu bilden. Saber schnaubte aufgebracht, wieherte schrill und stieg auf die Hinterhand.
„Halten Sie Abstand“, warnte Thor die Zuschauer. „Er ist nicht an so viele Menschen gewöhnt.“ Ein Blick in die wild hervorquellenden Augen des Hengstes genügte, und die Zuschauer wichen schleunigst zurück. Lindsey ergriff die Gelegenheit, um zu fliehen, hielt nur einen Moment inne, als Krista ihre Hand ergriff.
„Du warst wundervoll! Ihr beide seid wundervoll!“
Lindsey strahlte. „Zu gewinnen ist ein tolles Gefühl!“ Sie warf einen Blick über die Schulter auf die Zuschauer. „Ich ziehe mich nur rasch um und bin gleich wieder da.“ Sie verschwand hinter den Bäumen. Thor führte den Hengst eine Weile im Kreis herum, band ihn in sicherer Entfernung an einen Baum und warf eine Decke über ihn. Als er zur staunenden Menge zurückkehrte, wurde er mit Schulterklopfen und Glückwünschen begrüßt. Er nickte lächelnd in die Runde und entdeckte Harley Burke, der mit finsterer Miene zu ihm trat.
Thor straffte die Schultern. „Ich erhebe Anspruch auf das Pferd, wie es mir zusteht.“
„Das wird nicht passieren, da Sie betrogen haben. Sie haben das Pferd nicht geritten, sondern ein anderer.“
Leif trat an Thors Seite. „Die Wette ging darum, ob der Hengst gewinnt, nicht um den Jockey. Und er hat gewonnen. Der Hengst gehört meinem Bruder.“
„Und ich sage, er gehört immer noch Lord Merrick. Die Bestie wird erschossen.“
Aus der Mitte der Zuschauer tauchte jetzt Stephen Camden, Viscount Merrick, auf, makellos gekleidet wie immer, das blonde Haar sorgfältig gescheitelt, kein Strähnchen bewegte sich in der milden Nachmittagsbrise.
„Das Pferd steht dem Mann zu“, verkündete Merrick. „Ich habe eine Wette mit ihm abgeschlossen und verloren.“ Thor empfand widerwilligen Respekt für den Viscount. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass er ein Mörder war.
„Ich danke Ihnen“, sagte Thor.
Merrick durchbohrte Burke mit einem feindseligen Blick, als wolle er sagen: Er kann mit dem Hengst umgehen, warum hast du das nicht geschafft? Dann machte er auf dem Absatz kehrt und tauchte wieder in der Menge unter.
Eine gewaltige Welle der Erleichterung stieg in Thor hoch. Saber gehörte ihm. Sein Traum war Wirklichkeit geworden, und das hatte er ausschließlich Lindsey zu verdanken.
Weitere Gratulanten umringten ihn. Lady Ashford nahm ihn beiseite. „Meine Glückwünsche, Mr. Draugr. Ihr Hengst ist ein Ausnahmetalent, wobei meine Nichte natürlich eine hervorragende Reiterin ist.“
Thor sah sie erstaunt an, und dann musste er schmunzeln. „Offenbar lügt sie doch nicht so gut, wie sie glaubt. Und darüber bin ich eigentlich erleichtert.“
„Nun ja, sie war immer schon eine Pferdenärrin, und ich habe sie häufig als Mann verkleidet gesehen. Aber ich hoffe, das war das letzte Mal.“
„Ich fürchte, darüber müssen Sie mit Lindsey selbst sprechen. Ihre Nichte ist sehr eigenwillig.“
Lady Ashford seufzte. „Woher sie das wohl
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