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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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Furcht, bei Dämmerung den Friedhof zu durchqueren, vor Wichard nicht eingestehen, und machte sein Zeichen deshalb lieber im Verborgenen unter dem Schutz seines Umhangs.
    Wichard aber achtete gar nicht auf den jungen Knecht und seine Gesten, sondern ging seinen Weg tief in Gedanken versunken, unschlüssig wegen seiner Unbeherrschtheit gegenüber der unfreien Richlint draußen am Moorsee. Er hatte sich dumm benommen, hitzköpfig und unüberlegt gehandelt, als er das zarte Mädchen so hart geschlagen hatte, das würde ihm viel Ärger einbringen, wenn sein Vater es erfuhr. Und daß er es erfahren würde, das war nicht zu verhindern. Denn heute abend noch würde er Berno ausfragen, über den Verlauf des Tages, über das Verhalten seines Sohnes, dem er keine Führungsrolle zutraute, und wenn Berno ihm die unselige Geschichte nicht noch am gleichen Abend erzählte, dann kamen morgen sicher die aufgebrachten Pitengouuer gelaufen, um Klage zu erheben, daß Wichard die Tochter Eticho´s geschlagen hatte. Diese Richlint mit ihrem eigensinnigen Betragen reizte ihn bis aufs Blut, und das nicht zum ersten Mal! Alle anderen hatten gearbeitet, bis ihnen der Schweiß auf der Stirn stand, und sie hatten viel geschafft, Torf in Ziegeln abgestochen und aufgebockt zum Trocknen, den Wagen mit bereits trockenen Wäsen bis obenhin beladen, die Mädchen hatten fleißig gesammelt, die Körbe randvoll mit Beeren waren sie zurückgekehrt. Nur dieses eingebildete dürre Ding mußte seinen eigenen Weg gehen, abseits von den anderen, und sie erlaubte sich, den Tag zu vertrödeln und nichts zu arbeiten, als wenn sie eine freie Meiertochter oder ein adeliges Burgfräulein wäre!
    Wichard atmete tief durch. Nein, er war im Recht, das konnte gar nicht anders sein, schließlich war er als Anführer mitgegangen, um die Arbeit zu leiten, und wenn einer der Dienstbaren nichts tun wollte, dann mußte er seine Strafe erhalten. Wo gibt es das, daß eine Unfreie den Anordnungen des Herrn nicht folgt, und wenn sie zehnmal die Tochter eines Grafen war, so war sie doch  nur eine einfache Magd wie viele andere auch!
    In dem Durcheinander seiner Gedanken bei dieser feststehenden Tatsache angekommen, fühlte sich Wichard sehr erleichtert, ihm konnte eigentlich nichts passieren, und er begann wieder, auf seine Umgebung zu achten, und schritt schneller und lockerer aus.
    Die zwei jungen Männer hatten mit ihrem Wagen den Friedhof hinter sich gelassen und begannen nun den Aufstieg zum Meierberg, auf dem die Burg, wie die befestigte Zuflucht von den Bewohnern genannt wurde, breit und sicher vor ihnen lag. Ein alter Wachturm und der obere Wall standen schon seit langer Zeit auf dem Berg, aber die große Anlage, die den Bewohnern Pitengouua´s heute Schutz bei drohender Gefahr bot, war erst in den letzten Jahren unter Graf Eticho entstanden. Bischof Udalrich von Augusburc hatte Eticho die Anregung dazu gegeben und den Baumeister vermittelt, der im Augusburcer Raum schon ähnliches gebaut hatte, und nachdem die Einfälle der ungarischen Barbaren im bairischen und alemannischen Land in letzter Zeit wieder häufiger wurden, war eine Schutzbefestigung für die Bevölkerung dringend notwendig.
    Steil führte der schmale, gerade wagenbreite Weg zur ersten Anhöhe mit dem riesigen, aus starken Holzbohlen gefertigten Tor und dem daran gebauten Turm, auf dem Tag und Nacht ein Mann bereit stand, den Zugang zu überwachen. Hinter dem Holztor durchschnitt ein abgrundtiefer Graben den Berg, und nur ein enger Weg, den ein mit spitzen  Stöcken befestigter, dichter Zaun sicherte, führte weiter nach oben. Rings um die Anhöhe, mit geringem Abstand, waren große Erdaufschüttungen angelegt, die mit dornigem Gestrüpp und angespitzten Pflöcken bewehrt waren, so daß ein angreifender Reiter gezwungen wurde, vom Pferd abzusteigen, wollte er durch die schmale Gasse den Berg heraufreiten. Das war ein besonders guter Schutz hinsichtlich der wilden Ungarn, die mit ihren schnellen Pferden im Sturm über die Ortschaften herfielen, durch nichts aufzuhalten, und alles erschlugen, was sich ihnen in den Weg stellte.
    Entlang der zweiten Anhöhe, nach dem fast unüberwindlichen Graben, lief ein hoher Zaun aus Holz um den Berg, an der Außenseite dicht bewachsen mit stacheligen Hecken und innen an gefährlichen Stellen mit einer Art Gerüst befestigt, auf das man hinaufklettern und so gut darüber blicken konnte. Von diesem Standpunkt aus konnten die Verteidiger der Anlage auf Angreifer mit

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