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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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Dunkelheit genutzt werden konnte, und auf dem langen, schmalen Buchenholztisch in der Mitte des Raumes standen zwei gedrechselte Leuchter, in denen Kerzen aus Bienenwachs brannten, die zusätzlich für Helligkeit sorgten. Uoda legte das Spiel sofort beiseite, als sie Wichard sah, stand auf und umarmte ihren Liebling heftig. „Gott sei Dank! Als es dämmerte, fing ich an, mir Sorgen um dich zu machen. Dein Vater hätte dich nicht soweit weg zum Arbeiten schicken sollen, das hab´ ich ihm immer wieder gesagt, was da alles passieren kann, ich mag es mir gar nicht vorstellen!“ Wichard schob die liebkosenden Hände seiner Mutter ungeduldig beiseite. „Mutter, ich bin ein erwachsener Mann! Daran solltest du wirklich denken!“
    Unruhig begann er, im Zimmer auf und ab zu gehen. „Luitbirc, was ist das für ein Gast vom Bodinse, von dem Vater gesprochen hat? Wo ist er denn jetzt?“ Die Angesprochene hob den Kopf und schaute ihren Bruder forschend an. „Hat wohl Ärger gegeben, Wiggo, nicht wahr? Du rennst umher, als ob die wilden Ungarn hinter dir wären! Der Mann aus St.Gallen ist Gewürzhändler, wollte nur noch mal nach seinem Pferd schauen und dann den Abend mit uns verbringen. Er nennt sich Hildeger und zieht von Ort zu Ort, um seine Pulver und auch Wein von weither zu verkaufen, und natürlich erfährt er da mancherlei aufregende Neuigkeiten, die er weiter tragen kann. Es scheint, als ob der Graf bald wieder zu uns nach Pitengouua kommen will, gegen den Wunsch seiner Familie, die schon wieder eine standesgemäße Gemahlin für ihn gefunden hat, die er nicht zu heiraten bereit ist!“
    Liutbirc lachte höhnisch. „Das wäre ein Schlag für die freche Richlint, wenn die vornehme Grafenfamilie sich doch durchsetzt und Eticho sich endlich anständig vermählt! Da möcht´ ich dabei sein, wenn das Häuslerpack davon erfährt, dann können sie ihre Träume begraben, das wär´ sicher ein Mordsspaß!“
    Uoda setzte sich wieder auf ihren Hocker und lächelte bei den Überlegungen ihrer Tochter. „Nicht mehr als recht und billig, das wäre es, Liutbirc! Dann müßten wir unsere Bettstatt nicht mehr räumen für eine schmutzige Unfreie, die der Graf zu sich holt, sondern würden gerne Platz machen für eine wirkliche Dame, die bestimmt auch für uns von großem Nutzen wäre. Denk´ doch nur an die vielen Möglichkeiten, Liutbirc, es ist schon bald Zeit für uns, nach einem angemessenen Ehemann für dich Ausschau zu halten, und mit einer adeligen Frau auf der Burg ergeben sich doch ganz andere Aussichten!“ Die Frauen waren bei ihrem derzeitigen Lieblingsthema, der zukünftigen Heirat von Liutbirc, und das plumpe und gewöhnliche Mädchen bekam glänzende Augen bei den ehrgeizigen Vorstellungen der Mutter.
    Wichard hörte den beiden nicht mehr zu, sonder achtete gespannt auf jedes Geräusch von draußen, und als er die barsche Stimme des Vaters vernahm, der auf dem Vorplatz noch Anweisungen für die Unterbringung des Gastes gab, zog er einen der Hocker neben den Stuhl seiner Mutter und setzte sich eben, als Wicpert hereinkam. Mit einem Blick versicherte sich dieser, daß außer den Familienangehörigen niemand im Raum war, und ging dann mit schnellen, entschlossenen Schritten auf seinen Sohn zu. Er packte Wichard am Hemd, zog ihn vom Hocker hoch und ohrfeigte seinen Sohn links und rechts so gewaltig, daß dieser zu heulen begann und hinter dem Rücken seiner entsetzten Mutter Schutz suchte. „Du bist ein Trottel! Die Tochter Eticho´s zu schlagen, ein paar Tage, bevor der Graf kommt, dazu gehört reichlich Blödheit! Was willst du dem Grafen erklären, ha, du ausgemachter Idiot von einem Sohn, wieso du seine geliebte Tochter geschlagen hast? Kannst du nicht einmal denken, bevor du so unsinnig zuschlägst!“
    Uoda, die sich zwischen ihren weinenden Sohn und den aufgebrachten Gatten gestellt hatte, mischte sich aufgeregt ein. „Er wird schon einen guten Grund gehabt haben, Herr, dieses Mädchen zu züchtigen, sie wird es verdient haben, da bin ich mir ganz sicher!“
    „Sie hat nichts gearbeitet, Vater, nichts hat sie getan den ganzen Tag,“ schluchzte Wichard, „und darüber war ich so wütend, daß mir die Hand ausgerutscht ist!“ Liutbirc wollte etwas sagen, aber ein strenger Blick ihres Vaters hieß sie den Mund halten.
    „Das kann sein, Wichard, das kann gut sein, aber du hättest sie trotzdem niemals anrühren dürfen! Eticho´s Tochter zu schlagen! Sag´ dem Meier Bescheid, wenn so etwas vorkommt, soll der

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