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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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verbarg sich der unbedingte Wille, für sich und seine Familie mehr im Leben zu erreichen, als das Wenige, was einem zweitgeborenen Sohn allgemein beschieden war, und in seinem ehrgeizigen Weib Uoda, die aus einer wohlhabenden Familie des niederen Adels aus Kembeduno im Herzogtum Schwaben stammte, hatte er die richtige Frau für sein Lebensziel gefunden. Die Zucht und Strenge, mit der die beiden ihre Kinder behandelten, diente nur dazu, ihnen später Platz und Rang in der Gesellschaft zu sichern, sie sollten durch heldenmütige Taten und vorteilhafte Heiraten das Ansehen und Vermögen der ganzen Familie vermehren.
    Leider entsprachen weder Liutbirc noch Wichard ganz den anspruchsvollen Vorstellungen der Eltern, die eine war ein dickliches, farbloses Mädchen von zwölf Jahren, bis jetzt ohne jeden körperlichen Reiz und ohne ersichtliche Fähigkeiten im Weben, Sticken oder Führen eines herrschaftlichen Hauses, wie man es doch von der Tochter eines Burgvogts erwartete. Und Wichard, untersetzt und eher stämmig wie seine Mutter, gab zwar bei der Dorfjugend den Ton an und befahl anderen gerne und viel, aber der drei Jahre jüngere Rasso konnte bei weitem besser reiten, mit dem Kurzschwert fechten und mit Pfeilen auf feste Ziele schießen als der etwas träge Wichard, der doch in seinem Vater einen Meister für diese männlichen Tugenden vor den Augen hatte.
    Der junge Knecht hatte das erschöpfte Pferd mittlerweile in den Stall, der hinter dem Haupthaus direkt an den hohen Zaun gebaut war, geführt und schüttete gerade Wasser aus einem mit Weidenruten zusammengehaltenen, hölzernen Eimer in die steinerne Pferdetränke, als der Burgherr dazu kam. „Was war los, Berno, wieso habt ihr solange gebraucht heute?“ fragte Wicpert ohne Umschweife, und Berno, der wußte, daß langes Herumreden oder ausweichende Antworten bei seinem Herrn nicht viel Sinn ergaben, erzählte von ihrer langen Suche nach Richlint und dem Schlag, den ihr Wichard versetzt hatte. Zwei ältere Männer, die im spärlichen Licht der Kienspäne die getrockneten Torfwäsen in der hinteren Ecke des Stalls aufschichteten, sprachen kein Wort und spitzten ihre Ohren, damit ihnen von Berno´s Geschichte ja nichts entging. Wicpert stieg das Blut ins Gesicht, als er alles gehört hatte, das konnten die Männer sogar in diesem dürftigen Licht sehen, und er herrschte sie streng an, gefälligst schneller mit ihrer Arbeit fortzufahren, als er eilig den Stall verließ.
    Das Hauptgebäude der Burganlage war ein großes Haus mit hohem First, aus Holz, mit dicken Pfosten befestigt, das Dach strohgedeckt und die Wände aus Flechtwerk mit Lehm gefüllt und weiß gekalkt. Wie bei den Bauernhäusern unten im Dorf lief eine Art hölzerne Laube, der Schopf, unter dem vorstehenden Dach rings ums Haus, aber im Gegensatz zu den Bauern teilten die Burgleute ihren Wohnraum nicht mit dem Vieh, das in mehreren Ställen am Zaun entlang untergebracht war. Das Haus war in drei Räume unterteilt, im größten wurde gegessen und getrunken, gespielt und musiziert, die Hausfrau verrichtete dort ihre Handarbeiten und der Hausherr empfing Händler und Gäste. Die zwei kleinen Zimmer hinter dem großen Raum dienten als Schlafkammern, mit jeweils einem Bett aus Holz mit schönen, gedrechselten Stäben und verzierten Docken an der Stirnseite, im Schlafraum der Eltern gab es noch eine große, deckellose Truhe aus Buchenholz, in der Uoda Kleider und ihren schönen Schmuck aufbewahrte. In der anderen Kammer schlief Liutbirc mit einer oder zwei Mägden; wenn allerdings der Besitzer des Hauses, Graf Eticho, im Lande weilte, mußten die Schlafräume für ihn und seine Begleiter geräumt werden, und die Familie drängte sich in einem der kleineren Gebäude der Anlage zusammen, in dem sonst auch Wichard seinen Schlafplatz hatte. Dies rief bei Uoda jedesmal großen Unmut hervor, und sie beklagte sich immer wieder bei ihrem Mann, daß er kein eigenes herrschaftliches Haus besitze und doch nur ein minderer Vasall sei, nicht gut genug für eine vornehme Frau von besserem Herkommen wie sie.
    Als Wichard jetzt den großen Raum betrat, saß seine Mutter auf einem der drei mit Schnitzereien verzierten, wertvollen Hocker, die sie besaßen, und spielte mit Liutbirc, die auf ihrem alten einfachen Kinderschemel zu Uoda´s Füßen hockte, ein Brettspiel, das sie Wurfzabel nannten. Brennende Kienspäne, an den Wänden in eisernen Halterungen angebracht, spendeten genügend Licht, so daß das Zimmer auch bei

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