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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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sie züchtigen, seine Sklavin ist sie schließlich, er ist für sie dem Grafen gegenüber verantwortlich!“ Müde ließ sich Wicpert auf einen Sitz fallen und stützte seinen Arm auf dem Tisch auf.
    „Dem Meier Bescheid sagen! Der behandelt diese Leute doch so vorsichtig wie rohe Hühnereier, Wicpert, das weißt du, der würde das unverschämte Ding niemals richtig bestrafen! Immer nimmt Wezilo Rücksicht auf die Friedelfrau und ihre Kinder, läßt ihr Freiheiten, die ihr nicht zustehen, jetzt hat sie sogar eine Magd, die ihr bei der Hofarbeit hilft, damit sie sich auf die faule Haut legen und die gnädige Frau Graf sein kann. Der geht es besser als mir und meinen Kindern, obwohl wir doch freie Leute von Ansehen und Rang sind und viel mehr wert als die! Ich finde, daß unser Sohn richtig gehandelt hat, er war schließlich für die Arbeit heute im Filz zuständig, und er hat nicht mehr getan, als was jeder Anführer zu tun hat, wenn seine Leute nicht gehorchen. Das Mädchen muß wissen, wo ihr Platz ist, je früher sie das lernt, desto besser für sie. Dieser Hildeger aus St.Gallen hat erzählt, daß Eticho eine Herzogstochter aus dem Frankenland heiraten soll, und dann werden Folchaid und ihre Brut Leibeigene bleiben und keine Rolle mehr spielen, vielleicht werden sie dann sogar weit weg verkauft und wir brauchen nie wieder mit ihnen zu tun haben.“ Zufrieden mit sich ob ihrer langen Rede und die rosigen Zukunftsaussichten für ihre eigene Familie vor Augen, ordnete Uoda ihren Gürtel mit den vielen Anhängern, den sie über dem langen Kleid trug, und setzte sich erwartungsvoll auf ihren Platz, den Arm fürsorglich um Wichard legend, der immer noch schutzsuchend neben ihr stand.
    Der Burgherr ließ ein leichtes Stöhnen vernehmen, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und knurrte seine selbstherrliche Frau an. „Weib, du bist genauso dumm wie deine Kinder es sind! Noch ist Eticho nicht mit einer angemessenen Frau verheiratet, und ich bezweifle, ob er es jemals sein wird, noch sind die Kinder der Hure da drunten seine einzigen Kinder, noch ist er der Herr im Gau, dem wir alle zu gehorchen haben! Und wenn doch eintreten sollte, was ihr alle anscheinend nicht in Betracht gezogen habt, daß Eticho´s Vater Roudolf diese Frau frei gibt und Eticho sie zum rechtmäßigen Eheweib nimmt, dann werden sie es uns schwerlich danken, wie wir sie behandelt haben, und es werden wohl wir sein, die dann weit weg ziehen müssen, um noch ein bißchen Glück und Frieden zu finden.“
    Empört über Wicpert´s Rede sprang Uoda wieder auf und wollte gerade ihrem Gatten heftig antworten, als sie draußen Schritte und Stimmen vernahmen. „Der Händler! Kein Wort vor ihm zu dieser unseligen Sache, habt ihr verstanden! Und du, Wichard, du reitest morgen früh hinunter ins Dorf, mit einer kleinen Gabe für Folchaid, und bittest um Entschuldigung für deine Unbesonnenheit!“ Der Ton von Wicpert war so bestimmend, daß keiner ein Widerwort wagte, und Wichard senkte ergeben den Kopf, obwohl ihm vor dieser Abbitte, die er morgen leisten mußte, wahrlich graute.
    Der Gewürzhändler Hildeger aus St.Gallen, ein rundlicher, kleiner Mann mittleren Alters mit rötlicher Gesichtsfarbe und spärlichen, braunen Haaren auf dem Kopf, bemerkte sofort, daß die Stimmung im Wohnraum nicht die Beste war, obwohl Wicpert ihm freundlich den Ehrenplatz angewiesen hatte und Uoda jetzt zusammen mit ihrer Tochter aus der Kuchl, einer kleinen Hütte am Rande des Burgplatzes, in der für alle Bewohner der Burg gekocht wurde, tönerne Schüsseln und Platten voll leckerer Dinge vor den Gast auf den Tisch stellte.
    Gemütlich und leutselig, wie ein tüchtiger Händler sein sollte, fing Hildeger sofort zu erzählen an, und so erfuhr die Familie sozusagen aus erster Hand, denn Hildeger hatte die Gewürze und den Wein für das Hochzeitsmahl geliefert, von dem rauschenden Fest, das anläßlich der Hochzeit von Eticho´s jüngerem Bruder Roudolf mit der zarten Itha von Öhningen in Altdorf im Schussengau gefeiert worden war. Viele vornehme Gäste aus nah und fern waren dazu angereist, wohl an die hundert Menschen, und wie der Händler berichtete, kamen auch die einfachen Leute des Gaus, die Knechte, Mägde und Leibeigenen bei der großartigen Feier nicht zu kurz.
    „Da gab´s gute und feine Sachen zum Essen, Frau Uoda, das dürft Ihr mir glauben! Auf der großen Tafel, an der das junge Paar mit dem Herzog in der Mitte der Halle saß, sah ich ganze Fische mit offenen

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