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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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Haslachbauer Sigiboto, Severin von Dornau mit seinem Sohn Arbeo und der alte Priester des Dorfes umringten als Zeugen der Zeremonie das Hochzeitspaar. Der Meier von Pitengouua war der Vater der Braut, und als der kräftige Mann mit den frühzeitig ergrauten Haaren und dem von Kummer und Leid gegerbten Gesicht voll Furchen und Falten vortrat, um seine geliebte Tochter einem Fremden zu übergeben, standen Tränen in seinen Augen und er schämte sich derer nicht. Er nahm die Hand der jungen Braut und gab sie vor den Augen aller Gäste in die Hand des Bräutigams, und dieser legte der jungen Frau eine glitzernde Kette aus schwerem Gold und bunten Edelsteinen um den Hals, das war seine Brautgabe. Damit war der Bund geschlossen, denn Zeugen der Übergabe vom Vater an den Ehemann gab es genug, und die Brautleute waren Mann und Frau.
    Das Mädchen auf dem Ast der Linde beobachtete, wie die Menschen nun alle jubelten und lachten, und wie die älteren Männer sich gegenseitig auf die Schultern klopften und zu dieser Verbindung beglückwünschten. Nur die junge Braut stand mit ernstem Gesicht etwas verloren inmitten der lauten Gesellschaft, und als sich jetzt alles anschickte, hinüber in den Meierhof zum Feiern und Essen zu ziehen, zupfte sie ihren jungen Mann vorsichtig am Ärmel, denn sie wollte mit ihm und ihrer Familie in die kleine Kirche gehen, um dort vom Priester auch den Segen Gottes für diese Ehe zu erhalten. Unwillig schüttelte der Mann die Hand seiner Frau ab, denn ihm stand der Sinn nach Trinken und Feiern, als er aber sah, daß der Meier und mit ihm Sigiboto und Severin bereits auf dem Weg zur Kirche waren, gab er nach und folgte seinem Weib. „Was ist das nur für ein unguter Mensch!“ dachte sich das Kind auf dem Baum, „niemals will ich so verheiratet werden, daß es nur die anderen freut und mich selber unglücklich macht!“
    Als der Abend dämmerte, war das Fest im Hof des Meieranwesens auf seinem Höhepunkt angelangt. Beim gebratenen Ochsen auf seinem eisernen Spieß konnte man durch die hohen, weißen Rippen hindurch schauen, und nur noch an manchen Knochen hingen Haut und Sehnenstücke, denn das würzige Fleisch hatte allen Gästen gemundet. Unter der Anleitung der müden, ernsten Braut und Hausherrin räumten einige Mägde im letzten Tageslicht die leeren Schüsseln und Platten von den mit Abfällen, Schalen und Knochenstücken übersäten Tischen, und sie stolperten dabei immer wieder über die Dorfhunde, die gierig unter Bänken und Tischen nach einem heruntergefallenen Bissen schnappten, oder sie wurden von weinseligen Kerlen am Rockzipfel festgehalten und hatten alle Mühe, sich der aufdringlichen Männerhände zu erwehren.
    Am größten Tisch saßen die freien und vermögenden Männer des Gaus beieinander und unterhielten sich angeregt über den Herzog und den König, über bedeutende Kriegszüge der Vergangenheit und das Wetter und die reiche Ernte, die ihnen dieser herrliche Sommer und Herbst beschert hatte. Sie hatten trotz des vielen Trinkens ihre Sinne noch beieinander und erhoben nur manchmal lautstark ihre Stimmen, wenn sie gegensätzlicher Meinung waren, und nur der Bräutigam, der jüngste Mann in dieser Runde, war bereits stark betrunken und schlief unter lautem Schnarchen mit schwerem Kopf auf dem Tisch.
    Das dunkelblonde Kind im blauen Kleid saß im Schutz der Dämmerung allein unter dem Schopf des Hauses und beobachtete die jungen Mädchen und Männer, die sich in einer anderen Ecke des großen Hofs zusammen gefunden hatten und dort zum Lautenspiel und Gesang eines reisenden Spielmannes munter tanzten und miteinander alberten. Ihre hübsche Freundin mit den kastanienfarbenen Zöpfen wirbelte lachend mit einem Sohn des Haslachbauern umher, und beim gemeinsamen Reigen aller jungen Mädchen schürzte sie keck den Rock und ließ ihre langen, schön geformten Beine sehen. Immer mehr Leute, junge und alte, setzten sich in diesen heiteren Kreis und hörten den Liedern zu, und dankbar für diese Aufmerksamkeit sang der fremde Mann mit aller Inbrunst. Das Instrument des Musikers war aus sorgsam ausgehöhltem Eichenholz mit einer Deckplatte aus dünnem Ahorn gefertigt, und die sechs Saiten aus fein gedrehten Tierdärmen verstand er wunderbar zu seinen anzüglichen und frechen Liedern anzuschlagen. Als es richtig dunkel geworden war und nur noch das Licht der offenen Feuer und in den Boden gesteckter Pechfackeln flackernde Helligkeit gaben, wurden die Melodien des Spielmannes leiser und

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